O Welt, ich muss dich lassen    

1) O Welt, ich muss dich lassen,
ich fahr dahin mein Straßen
ins ewge Vaterland.
Mein Geist will ich aufgeben,
dazu mein Leib und Leben
setzen in Gottes gnädge Hand.

2) Mein Zeit ist nun vollendet,
der Tod das Leben endet,
Sterben ist mein Gewinn;
kein Bleiben ist auf Erden;
das Ewge muss mir werden,
mit Fried und Freud fahr ich dahin.

3) Auf Gott steht mein Vertrauen,
sein Antlitz will ich schauen
wahrlich durch Jesum Christ,
der für mich ist gestorben,
des Vaters Huld erworben,
mein Mittler er auch worden ist.

4) Die Sünd mag mir nicht schaden,
erlöst bin ich aus Gnaden
umsonst durch Christi Blut.
Kein Werk kommt mir zu frommen;
so will ich zu ihm kommen
allein durch christlich Glauben gut.

5) Ich bin ein unnütz Knechte,
mein Tun ist viel zu schlechte,
denn dass ich ihm bezahl
damit das ewig Leben;
umsonst will er mirs geben
und nicht nach meim Verdienst und Wahl.

6) Drauf will ich fröhlich sterben,
das Himmelreich erwerben,
wie er mirs hat bereit’;
hier mag ich nicht mehr bleiben,
der Tod tut mich vertreiben,
mein Seele sich vom Leibe scheidt.

7) Damit fahr ich von hinnen.
O Welt, tu dich besinnen,
denn du musst auch hernach;
tu dich zu Gott bekehren
und von ihm Gnad begehren;
im Glauben sei du auch nicht schwach.

8) Die Zeit ist schon vorhanden:
hör auf mit Sünd und Schanden
und richt dich auf die Bahn
mit Beten und mit Wachen;
sonst all irdische Sachen
sollst du gutwillig geben dran.

9) Das schenk ich dir am Ende:
Ade, zu Gott dich wende!
Zu ihm steht mein Begehr.
Hüt dich vor Pein und Schmerzen,
nimm mein’ Abschied zu Herzen;
meins Bleibens ist jetzt hier nicht mehr.

Der Text ist ein Abschieds- und Trauerlied des Sängers an seine „Buhle“, da er Innsbruck verlassen und in die Fremde („Elend“) muss. Er verspricht ihr Treue und empfiehlt sie dem Schutz Gottes.

Aus dem weltlichen Abschiedslied „Innsbruck, ich muss dich lassen“ ist durch die Änderung der entscheidenden Wörter ein geistliches Lied geworden: ein Lied vom Sterben, vom Abschied von der Welt. Es ist ein Musterbeispiel für die „Kontrafaktur“, die Umtextierung von weltlich zu geistlich. Die Melodie hat später noch viele andere Texte erhalten, so Paul Gerhardts „Nun ruhen alle Wälder“ (RG-Nr. 594); dabei ist ihr Rhythmus gleichmäßiger geworden, und die beiden Melodiehälften wurden einander angeglichen. (Andreas Marti)

Text: (1555)
Melodie: (1490)
CCLI-Nr.: 5211951
Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Innsbruck,_ich_muss_dich_lassen

Das Lied "O Welt, ich muss dich lassen" ist in 22 Liederbüchern enthalten:

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