Du Wort des Vaters, rede du    

1) Du Wort des Vaters, rede du
und stille meine Sinnen;
sag an, ich höre willig zu,
ja lehre frei von innen.
So schweigt Vernunft mit ihrem Tand,
und du bekommst die Oberhand
nach deinem Recht und Willen.
Dir räum ich all mein Innres ein,
das wollest du, ja du allein mit
deinem Geist erfüllen.

2) Um eins, mein Jesus, bitt ich dich,
um das lass dich erbitten:
Dein Herz, dein Herz, das gib in mich,
ein Herz von guten Sitten;
ein Herz, das wie ein kleines Kind,
einfältig, gütig, rein, gelind,
unschuldig und bedächtig;
ein Herz, das heimlich Leide trägt
und sich in Staub und Asche legt,
ein Herz in Liebe mächtig;

3) ein Herz, das Gott in Lauterkeit
und Gottes Kinder liebe;
ein Herz, das sanfte Folgsamkeit
und wahre Demut übe;
ein Herz, das mäßig, wachsam, klug,
das ohne Murren, ohn Betrug,
mit dem wohl auszukommen;
ein Herz, das allenthalben frei
und ganz von nichts gefangen sei,
die Liebe ausgenommen.

4) Nur dies bitt ich, o Herr, von dir
und bitt es deinetwegen;
ach siehe, diese Bitt ist mir
vor allem angelegen.
Du bist mein Schöpfer, steh mir bei;
du bist mein Heiland voller Treu,
auf dich bin ich getaufet;
du hast mich dir, o höchster Ruhm,
zu deinem Erb und Eigentum
mit eignem Blut erkaufet.

5) Du bist mein Bürg' und Bräutigam;
zu deinen Mitgenossen
bin ich gezählt, aus deinem Stamm,
aus dir bin ich entsprossen.
Ich bin zu deinem Bild gemacht
und als dein Kind bei dir geacht';
ein Werk, das ewig bleibet,
an dem du Wohlgefallen trägst,
zu dem du zarte Neigung hegst,
das sich vom Himmel schreibet.

6) Du bist, mein Jesus, mir zugut
vom Vater ausgegangen
und, wie man sonst den Mördern tut,
für mich am Holz gehangen.
Nun denn, so überwind in mir
des Satans Werk, der Welt Begier
und meines Fleisches Pochen;
vollführe deine Wunderschlacht
in mir durch deines Geistes Macht,
du hast mir's ja versprochen.

7) O Leben, Arbeit, Leiden, Not
des Heilands meiner Seelen,
o meines Jesu Angst und Tod,
euch will ich mich befehlen!
Geht in mich ein und lasst mich sehn,
das Leben aus dem Tod erstehn
in allen meinen Kräften.
Hilf mir, o du erwürgtes Lamm,
an deines heilgen Kreuzes Stamm
den Leib des Todes heften.

8) Ach präge deinen Tod in mich,
der all mein böses Wesen
in mir ertöte kräftiglich,
so werd ich recht genesen!
Gieß aus dir selber in mich ein
dein Leben, das so heilig, rein,
holdselig, ohne Tadel;
mach mich von aller Heuchelei,
ja allen Missetaten frei
und schenk mir deinen Adel.

9) Alsdann wird deine Majestät
mich ganz zum Tempel haben,
darin sie ihren Ruhm erhöht
durch ihre hohen Gaben.
Es wird an solchem stillen Ort
die Weisheit ihr geheimes Wort
nach ihrem Willen führen
und ihren Sitz je mehr und mehr
mit ihren Wundern, Pracht und Ehr
und großen Taten zieren.

10) Wohlan, so lebe Gott in mir!
In ihm ich leb und webe,
damit mein Ich ihn für und für
nach Würden hoch erhebe,
und meine Liebe ganz allein
in Lieb und Leid, in Lust und Pein
an seiner Liebe hange,
bis ich nach ausgestandner Prob
in vollem Licht zu Gottes Lob
die Gottesschau erlange.

Text: (1734)
Melodie: Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
CCLI-Nr.: 5216578

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