Der Mond ist aufgegangen (Abendlied)    

Als Gegenstück zu „Nun ruhen alle Wälder“ und ursprünglich auch auf dessen Melodie entstand der Text des wohl populärsten aller Abendlieder, zu dem dann wieder eine lange Reihe von Melodien geschaffen wurde. Aus der „meditatio mortis“, dem Bedenken des Todes bei Paul Gerhardt ist bei Matthias Claudius eine Art Stimmungsbild geworden, in welchem er die menschliche Existenz in gezieltem Gegensatz zum optimistisch-aufklärerischen Menschenbild seiner Zeit beschreibt. Die Melodie bringt mit einfachsten Mitteln Töne und Melodiebausteine in eine kunstvoll ausbalancierte Gestalt, entsprechend dem damaligen Melodieprinzip des „Volkstons“. (Andreas Marti)

Text-Erklärung:

Bei diesem Lied geht es um die Stille und Denkanstöße, die die Nacht bringt, sowie um die Beziehung zwischen dem Menschen und Gott. Es behandelt Themen wie Demut, Vergänglichkeit, Frieden und den Glauben an eine höhere Macht.

Strophe 1: Die erste Strophe beschreibt die Schönheit der Nacht mit dem Mond und den Sternen, die hell am klaren Himmel leuchten. Der Wald ist still und geheimnisvoll, während der Nebel sanft aus den Wiesen aufsteigt. Hier wird eine friedliche und magische Szenerie eingefangen, die ein Gefühl von Ruhe vermittelt.

Strophe 2: In dieser Strophe wird die Stille der Welt in der Dämmerung betont. Es wird verglichen mit einer ruhigen Kammer, in der man die Sorgen des Tages hinter sich lassen kann. Der Gedanke, in diese Ruhe einzutauchen und den Alltagsstress zu vergessen, wird hervorgehoben und bringt Trost.

Strophe 3: Hier wird der Mond als ein Symbol verwendet, um darauf hinzuweisen, dass wir oft nur einen Teil der Wahrheit sehen. Obwohl er nur halb sichtbar ist, bleibt er schön und vollkommen. Dies ermahnt dazu, dass viele Dinge im Leben möglicherweise verborgen bleiben und dass es an uns liegt, sie zu entdecken.

Strophe 4: Die vierte Strophe thematisiert die menschliche Arroganz und das Bewusstsein unserer Sündhaftigkeit. Es wird deutlich, dass Menschen oft scheitern, weil sie sich in Illusionen verlieren und von ihrem wahren Ziel abkommen. Diese Reflexion führt zu einem Gefühl der Demut.

Strophe 5: In dieser Strophe wird um Gottes Hilfe gebetet, um die Vergänglichkeit und Eitelkeit der Welt hinter sich zu lassen. Es wird der Wunsch geäußert, kindlich und fröhlich in Gottes Gegenwart zu sein. Es geht um die Rückkehr zu einfachen, reinen Werten und um das Vertrauen in das Göttliche.

Strophe 6: Diese Strophe drückt den Wunsch aus, sanft aus der Welt genommen zu werden, wenn die Zeit kommt. Es wird um einen ruhigen Tod gebetet, um im Himmel Frieden zu finden. Gott wird als Herr und Beschützer angesprochen, was die Abhängigkeit des Menschen von der göttlichen Fürsorge betont.

Strophe 7: Die letzte Strophe fordert die Brüder auf, sich in Gottes Namen zur Ruhe zu betten, da die Kühle der Nacht anbricht. Es wird um Schutz und Frieden gebeten, sowohl für sich selbst als auch für kranke Nachbarn. Dies vermittelt ein Gefühl der Gemeinschaft und des Mitgefühls.

Zusammenfassung: Das Lied thematisiert die Ruhe und Schönheit der Nacht, die Möglichkeit der Besinnung und die Vergänglichkeit des Lebens. Es ruft zur Demut vor Gott auf, betont, wie wichtig es ist, die Einfachheit und Kindlichkeit in der Beziehung zu Gott zu bewahren, und endet mit einem Gebet um Frieden und Trost für sich selbst und andere. Es ist eine Einladung, in der Stillen Geborgenheit und Sicherheit zu finden, während man sich gleichzeitig der eigenen Unvollkommenheit und der Hoffnung auf göttliche Gnade bewusst ist.