Kein Grund, sich zu verstecken
Autor: Erwin Lutzer
Nachdem das empfehlenswerte Buch „Wir werden nicht schweigen“ im vorletzten Jahr herausgegeben wurde, haben sich die Verlage dazu entschieden, eine ähnliche Darstellung des Autors ins Deutsche zu übersetzen. Kein Grund, sich zu verstecken kann sowohl vom Cover als auch vom Inhalt her durchaus als Fortsetzung des vorgenannten Buches verstanden werden. Lutzer beschreibt in erster Linie die amerikanische Situation, allerdings lassen sich viele Beschreibungen auch auf die europäische Welt beziehen. Zwar analysiert Lutzer die linke Bewegung, die sich den Kampf gegen rassistische und sexistische Diskriminierung zum Programm gemacht hat und sich die Bezeichnung „woke“ für „wach, aufmerksam“ gegeben hat, nicht so umfassend, zeigt aber verschiedene, beachtenswerte Auswirkungen ihrer Denkmuster auf. So stellt der Autor fest, dass es in Sachfragen weniger um eine Debattenkultur, um gute Argumente und Ähnliches gehe, sondern vielmehr um das Bekenntnis zur richtigen Sache und/oder zur richtigen Person. Freiheitsrechte wie Religionsfreiheit seien nur im Rahmen einer Unterwerfung unter die „woken“ Maximen „Vielfalt, Gleichheit und Inklusion“ gegeben. Auch Leistung werde weniger honoriert als die geltende ideologische Positionierung. Wahrheit bekomme eine personenbezogene Komponente. Wer anderer Meinung als sein Gegenüber ist, müsse sich nach dieser verbreiteten Argumentationsweise dem Vorwurf aussetzen, einen Angriff auf dessen persönliche Identität zu vollziehen und damit ein Unterdrücker zu sein. Weiterhin erkennt in der Bewegung Lutzer ein Ziel des Marxismus: Der Staat müsse alles besitzen, damit er Gleichheit gewährleisten könne. Insoweit entspräche es dem Ziel des Marxismus, einheitliche Ansichten über die Wirtschaft, das menschliche Leben und die Religion vorzuschreiben. In kultureller Hinsicht sieht der Autor die Dekonstruktion, das Einreißen jeder Institution und Barriere, die dem Marxismus im Wege steht, als das entscheidende kulturelle Ziel des Marxismus an: „Woke Philosophien können nur niederreißen; sie können nichts Besseres bauen.“ (S. 139) Ein in diesem Zusammenhang häufiges Argumentationsmuster sei nach Lutzer der Vorwurf einer Kollektivschuld. Wegen der Hautfarbe, des Geschlechts, der Volkszugehörigkeit usw. würden Täter geschaffen, die allein durch ihre körperlichen Merkmale kollektiv als schuldig gelten und daher ohne Erbarmen in tiefer Schuld ihrer „Opfer“ stünden. Wertvoll und augen- öffnend ist u.a. Kapitel 6 des Buches. Lutzer zeigt auf, wie Sprache propagandistisch genutzt werden kann. Kennzeichnend sei es für propagandistische Sprache, nicht Worte zu verwenden, um die Realität zu beschreiben, sondern um sie zu schaffen. (S.170) Der Mund derer, die dem Zeitgeist widersprechen könnten, solle durch den Rückzug in die Sprache der politischen Korrektheit verschlossen werden. In weiteren Kapiteln äußert sich Lutzer u.a. kritisch zum Transgenderismus, zur Indoktrinierung von Kindern oder zur verstärkten Kontaktverfolgung und -überwachung. Wohltuend ist vor allem das letzte Kapitel, mit dem der Autor dazu motiviert, den Segen des Leidens um des Evangeliums willen anzunehmen. Insgesamt ist auch dieses Buch von Erwin Lutzer trotz des nicht günstigen Preises eine lohnende Anschaffung. Viele Leser werden angesichts der Entwicklungen beunruhigt sein, werden aber die Analysen des Autors zu schätzen wissen. Auch wenn der Mensch weiter danach streben wird, Gott zu sein, wird er sich letzten Endes vor seinem Schöpfer und Richter beugen müssen.
Die Rezension/Kritik stammt von: Thimo Schnittjer
Kategorie: Nachfolge, Leben als Christ
Jahr: 2023
ISBN: 978-3-86353-870-5
Seiten: 352
€ Preis: 19,90 Euro