Gott macht glücklich
Autor: Markus Spieker
Erstmals als Autoren bemerkt habe ich Markus Spieker durch seine Bücher Glauben: Mehrwert in heftigen Zeiten und faithbook : Ein Journalist sucht den Himmel. Mit Leidenschaft verteidigt der Autor und Journalist in diesen Büchern den Glauben an Gott in ungläubigen Zeiten und lenkt den Blick des Christen zum himmlischen Endziel. In eine ganz andere Richtung schreibt Spieker in seinem provokant titulierten Buch Gott macht glücklich und andere fromme Lügen. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es nicht um Apologetik oder den Himmel, sondern um kleinere und größere Abgründe im Leben mancher Christen. Fünf „Mythen“ nimmt er sich zur Brust und legt sich mit vielen populären Ansichten an. Mythos 1: Gott macht glücklich. Dass das Leben mit Gott nicht immer eitel Sonnenschein bedeutet, dürfte jeder Nachfolger von Jesus Christus bereits selbst erfahren haben. Trotzdem haben Verkündiger einer der zahlreichen Varianten des Wohlstandsevangeliums regen Zulauf und dieser nimmt durch das Wachstum charismatischer Gemeinden in Deutschland eher noch zu. Spieker führt Beispiele an und bedient sich dabei vorwiegend im amerikanischen Raum. Mythos 2: Gott macht prominent. Diese Vorstellung war mir bisher gänzlich unbekannt. Vielmehr prägten mich Bibelworte, die die Stellung des Christen als Bürger des Himmels betonen und das ein gottesfürchtiges Leben in der Regel wenig Applaus von Seiten der Öffentlichkeit nach sich zieht. Spieker stellt fest, dass es nur wenige Christen im „Pop-Business“ bis nach ganz oben geschafft haben und die wenigen nach einer kurzen Zeit „verglühten“. Das Christentum bringe wenige „Stars“ und Berühmtheiten hervor, da Christen „darauf angelegt seien, (…) Lasten zu verteilen, Schwache zu integrieren und Starke zurechtzustutzen“. Mythos 3: Gott macht mächtig. Der Einfluss der Christen schwindet. In Deutschland war er selten stark, aber auch in den USA nimmt die Zahl der Evangelikalen ab. Eine wie auch immer aussehende Einheit ist nicht vorhanden, teilweise werden Spektrum und Differenzen größer. In Deutschland werden missionarische Evangelikale von Vertretern der EKD eher als „Schmuddelkinder“ gesehen. Christen, möglichst aller Couleur, sollten ihre Kräfte bündeln und einen gemeinsamen Einfluss ausüben. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie wenig Spieker hier unter Christen, Namenschristen und lehrmäßig verirrten Christen unterscheidet. Diese Schwäche zieht sich durch das gesamte Buch. Eine bemerkenswerte Beobachtung schildert Spieker zu den Bemühungen mancher Christen, durch soziale Aktionen einen gesellschaftlichen Wandel zu erzeugen: „Ich habe in den zwanzig Jahren, in denen ich für säkulare Medien arbeite, fast nie erlebt, dass eine soziale Aktion mit christlichem Hintergrund zum Gegenstand von Diskussion oder gar Bewunderung wurde (…). Warum auch – in einer Zeit, in der jede Baumarkt- oder Burgerkette aus ihrem Marketing-Etat auch noch ein paar Millionen für gute Werke abzweigt.“ (S. 103) Mythos 4: Gott macht brav. Die Vorstellung von Ethik und Moral haben sich spätestens seit den 60er Jahren in der säkularen Gesellschaft gewandelt. Weg von einer annähernd biblischen Vorstellung zur Devise: Tu, was dir gut tut. Oder zumindest so scheint. Der gesellschaftliche Wandel hat vor Christen und Gemeinden nicht halt gemacht. Der Autor schlägt „MTV“, die „Bravo“ oder die Medien allgemein als die Verantwortlichen für den Niedergang unter Christen vor. Dabei sieht er die Änderungen aber vor allem als Fakten an und fragt, welche Regeln heute im geschlechtlichen Umgang gelten. In „aktueller frommer Literatur“ zu dem Thema sieht er wenig brauchbare Ratschläge und bewertet diese als „eher hilflos“, „da auch die Bibel hier keine so klaren Grenzen zieht.“ Das finde ich eher mager. Christen, die sich von „MTV“, „Bravo“ und anderen mehr als schlüpfrigen Medien prägen lassen, können sich nicht wundern, wenn sie auf kurz oder lang dieselben Sünden begehen, die sie durch Medien konsumieren. Mythos 5: Gott macht schlau. Oder: Warum Christen die richtige Sicht haben, aber nicht den Durchblick. Es gibt unter Christen vergleichsweise wenige mit einem ausgeprägt scharfsinnigen Denken. Nur wenige christliche Apologeten sind brillant und meistens wenden sie sich in ihren Werken an Christen oder zumindest Menschen, die auf dem Weg dahin sind. Bibeltreues Christentum hat viele Christen in den USA (und anderswo) nicht vor unchristlicher Sklaverei abgehalten und nicht wenige haben sich vehement gegen die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt. In diesem vorletzten Kapitel offenbart sich Spiekers Haltung zur Bibel. Nach vielen guten Gedanken berichtet er über seine Abkehr vom wörtlichen Verständnis des Schöpfungsberichtes. Mit zahlreichen Fragen sät er Zweifel an der vollständigen Glaubwürdigkeit der Bibel und bekennt sich zur „prinzipiellen Glaubwürdigkeit“. Prinzipiell ja, aber nicht irrtumslos. Das Buch endet mit einem Blick auf Jesus: „Das ist meine Quintessenz: Gott beschenkt uns nicht nur. Er erlöst uns. Gott macht mehr als nur glücklich. Er macht heil. In Jesus.“ S. 167 Nach der Lektüre macht sich vor allem Enttäuschung breit, dass ein kluger christlicher Denker das völlige Vertrauen in die Bibel verloren und sich in die Schlange der liberalen Theologie eingereiht hat.
Die Rezension/Kritik stammt von: Alexander Rempel
Kategorie: Sonstiges