Buch-Rezension: Gefährliche Zuflucht - Cape Refuge-Reihe Band 1

Gefährliche Zuflucht

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Die letzte Nacht war viel kürzer als üblich. Nicht weil ich nicht schlafen konnte, sondern weil ich nicht schlafen wollte. Ich habe mich am vergangenen Wochenende an einen Roman gewagt. Und er war der Grund, warum mir nicht nach Schlafen zumute war. Ich musste noch unbedingt die letzten 100 Seiten lesen. Und die waren unheimlich spannend und mitreißend. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Ich las den Roman „Gefährliche Zuflucht“. Es ist der bisher zweite Roman aus dem recht jungen Boas Verlag. Ich muss gestehen, dass ich sehr selten Romane lese. Anfang des Jahres begann ich einen historischen Roman zu lesen, bewältigte innerhalb einiger Monate nur ca. 2/3 des Buches. Letztes Wochenende habe ich es dann wieder gewagt und wusste nach einigen Seiten, das ich Band 1 der Cape Refuge-Reihe auf jeden Fall zu Ende lesen werde. Dass ich aber schon nach wenigen Tagen mit der Lektüre fertig sein würde, das habe ich nicht erwartet.

Ok, um was geht es also im Roman? Cape Refuge, die Insel der Zuflucht, wird von einem Doppelmord an dem tiefgläubigen Ehepaar Owens erschüttert. Auch gerade das von den Owens geführte Hanover House, das ehemaligen Strafgefangenen und anderen Menschen in Not einen Zufluchtsort bietet, ist zum Schreckensort geworden. Dessen Bewohner stehen nach und nach unter Verdacht, den Mord begangen zu haben. Der Stadtrat und anscheinend auch die meisten Bewohner der Insel sind fest entschlossen, diesen gefährlichen „Zufluchtsort“ zu schließen. Verleumdungen und Manipulationen sollen das Ihre dazu beitragen. Doch wie sollen Morgan und Blair, die beiden Töchter der Owens, damit umgehen? Morgan fühlt die Berufung zu bleiben und in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Blair, die intellektuelle Zweifel an dem Glauben an einen souveränen Gott plagen, würde am liebsten die Insel verlassen, um woanders neu anzufangen. Doch solange der Täter nicht dingfest gemacht worden ist, sind diese Sorgen zweitrangig? Wenn die Ungewissheit über die Identität des Mörders doch bald ein Ende fände… Die Hauptpersonen sind die Schwestern Morgan und Blair. Sie haben schwere Entscheidungen zu treffen, durchleben gefährliche Situationen und quälen sich mit Rachegedanken.

Es gibt viele gute Gründe keine Romane zu lesen. Ich denke dabei zunächst an Inhalte, die mit biblsichen Aussagen im Konflikt stehen. Aber auch die Gestaltung des Covers spielt keine unbedeutende Rolle. Ich muss zugeben, dass ich dieses Cover etwas anstößig und aufreizend finde. Ich wünschte mir ein anderes Bild. Aber es gibt sicher einige Gründe, gute Romane zu lesen. Ich möchte im Folgenden erklären, warum „Gefährliche Zuflucht“ trotz dem Cover ein guter Roman ist.

1. „Gefährliche Zuflucht“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Nun, das haben vielleicht die meisten Krimis so an sich. Doch dieser Roman verbindet Spannung mit fundamentalen Lebensfragen und die Antworten darauf, können durchaus überraschen. Und das macht ihn so besonders. Die mit Bedacht gewählten Szenenwechsel, irritieren zuweilen, lassen aber die Phantasie nicht in die falsche Richtung laufen. Die Autorin Terri Blackstock versteht es, den Leser emotional in die verschiedenen Rollen schlüpfen zu lassen, mitzudenken und mitzuleiden.

2. Der Doppelmord der Eltern wirft (nicht nur) bei den zurückgebliebenen Töchtern viele Fragen auf. Von Morgan und ihrem Mann kann man lernen, dass man als Christ mit solch einer Tragödie umgehen kann. Der Glaube an den souveränen Gott macht es möglich. Aus Blairs Gedankenwelt erfahren wir, welche Schwierigkeiten ein ungläubiger Mensch mit der Souveränität Gottes hat. Die Dialoge und Gedankenfetzen zu diesem Thema sind sehr gehaltvoll. An vielen Stellen des Buches hat die Autoren tiefgehende Theologie in das Buch gelegt.

Was könnte man z.B. auf diese Vorwürfe von Blair antworten:

„Wie kann irgendjemand darin [im Tod] etwas Gutes sehen? Meine Eltern waren so überzeugt von einem souveränen Gott. Also hat dieser souveräne Gott geplant, meine Eltern auszuschalten, obwohl sie so viel Gutes für so viele Menschen getan haben?“ (S. 205)

3. Der Tod setzt gewissermaßen unter viele Dinge im Leben einen Schlussstrich. Welche Konsequenzen hat das? Zum einen ist eine Versöhnung mit einem Toten ist unmöglich. Aber wie man trotzdem zum Frieden findet, ist Thema im Roman. Zweitens: Dinge und Fragen, die man während des Lebens nicht geklärt hat, können den Hinterbliebenen ordentlich zusetzen. Was man lange zu verbergen versuchte, kann nach dem Tod aufgedeckt werden. Drittens: Welchen Ruf und welche Spuren lässt man nach dem Tod zurück? Viertens: Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Ich zitieren einige Gedanken, die Morgan während der Beerdigung ihrer Eltern hatte.

„Oft hatte sie sich gewünscht, dass Gott jedem eine Chance geben würde, die Zeit zurückzudrehen, eine einzige Chance, etwas anders zu machen. […] Aber wenn sie es geschafft hätte, ihre Chance bis zum Alter von achtundzwanzig Jahren nicht zu verbrauchen, hätte sie dann gewusst, wie weit sie die Uhr zurückdrehen müsste, um die Morde an ihren Eltern zu verhindern? […] Doch Gott war so gnädig, uns diese Möglichkeit nicht zu geben, vermutete sie. Denn sie war nicht weise genug, sie gut zu nutzen.“ (S. 123)

4. Der Roman vermittelt an vielen Stellen ganz klar biblische Werte. Ich möchte nur ein Beispiel anführen. In einem Gespräch zwischen Morgan und ihren Eltern Wayne und Thelma, wird eine Situation ausdiskutiert, die Aufschluss gibt über das biblische Verständnis von der Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau. Jonathan, Morgans Ehemann, möchte seine Frau vor den Gefahren des Hanover Houses schützen. Er besteht darauf, dass ein verdächtiger Bewohner das Haus verlassen soll. Wenn das nicht geschieht, würde er mit seiner Frau ausziehen. Hier ein Auszug aus einem Gespräch vor dem Doppelmord:

„Ich möchte nicht umziehen“, sagte sie. „Das ist lächerlich. Was mache ich, wenn er [Jonathan] darauf besteht?“

„Dann musst du es tun“, antwortete Thelma. „Er ist dein Ehemann.“

„Aber wenn er unrecht hat?“

„Er hat unrecht“, sagte Wayne. „Aber du musst den Frieden zwischen euch bewahren.“

„Aber wenn er veranlasst, dass wir ausziehen, wird er auch wollen, dass ich meine Arbeit hier aufgebe.“

„Dann müssen wir ohne dich zurechtkommen.“ (S. 60)

5. Und nicht zuletzt ist der Roman eine praktische Anwendung eines Bibelverses aus den Psalmen: „Kostbar ist in den Augen des HERRN der Tod seiner Frommen“ (Psalm 116,15). Terry Blackstone, die selbst den Verlust naher Menschen kumuliert erleben musste, verdeutlicht im Roman, welchen Trost dieser Bibelvers schenken kann. In einem sehr bewegenden Nachwort gibt die Autorin einen Einblick in ihre realen Erfahrungen mit dem Tod aus ihrem nahen Umfeld. Sie schließt das Buch und das Nachwort mit folgenden Gedanken:

Wir bekommen keine Antwort auf unsere Warums. Aber wir vertrauen darauf, dass es einen Grund gibt. Gott hat alles in der Hand und er steht uns in unserem Schmerz liebend zur Seite.

Und so heißt es in einem Lied: „Das Leben ist hart, aber Gott ist gut.“ Wie kostbar ist diese Güte und wie reichlich sein Trost. Und wie ergreifend sind seine Versprechen über sein Wiederkommen.

Komme bald, Herr Jesus!

 Die Rezension/Kritik stammt von: NIMM UND LIES
 Kategorie: Romane, Thriller

  Verlag: BOAS-Verlag
  Jahr: 2011
  ISBN: 978-3942258012
  Seiten: 384
 €    Preis: 14,95 Euro

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