Die Predigt und der Prediger
Autor: Martyn Lloyd-Jones
Lloyd-Jones war einer der letzten großen fundamentalistischen Prediger Englands im zwanzigsten Jahrhundert, der Woche für Woche über vierzig Jahre lang vor einer großen Zuhörerschaft die Bibel fortlaufend auslegte und dessen Predigten in vielen Bänden und Sprachen veröffentlicht wurden. 1969 hat er sechs Wochen lang am Westminster Theological Seminary Vorträge vor angehenden Predigern gehalten, die in diesem Buch veröffentlicht wurden. Er zeigt in 16 Kapiteln die geistlichen Voraussetzungen des Predigers, die Vorbereitung, Notwendigkeit, Form und Darbietung der Predigt, sowie Fehler und Fallstricke, mit denen jeder Verkündiger zu tun hat. Auch solche Leser, die in Einzelfragen sicher andere Überzeugungen haben, werden viel Gewinn, Korrektur und Anregung durch dieses Buch bekommen, welches die geistige und geistliche Armut unserer heutigen Unterhaltungs-Prediger bloßstellt. Lloyd Jones war nicht nur ein intelligenter und gebildeter Mann, sondern er besaß auch einen gesunden Menschenverstand und er scheute sich nicht Thesen aufzustellen, die sicher nicht nur auf Zustimmung stoßen: „Prediger werden geboren, nicht gemacht. Dies ist eine absolute Aussage.“ – „Moderne, technische Raffinessen, z.B. Videokassetten, mit denen ein Mann hinterher seine eigenen Gebärden usw. sehen kann, sind für mich absolut verwerflich ... Der Prediger muss immer natürlich sein und nicht so sehr daran denken, wie er auf andere wirkt...“ (S. 125) Sehr wichtig und erfrischend fand ich seine Empfehlung, Biographien der großen Männer Gottes aus der Vergangenheit zu lesen. „Dies wird dem Leser nicht nur als eine wunderbare Erquickung in Zeiten der Depression dienen, sondern es wird ihn auch demütig halten, wenn er versucht ist, stolz zu werden und sich über andere zu erheben. Das ist nämlich genauso nötig. Wenn ein Mann zu predigen beginnt, und er gerade mal ein oder zwei Predigten gehalten hat, meint er nämlich wirklich, dass er ein Prediger sei! Die beste Behandlung dafür ist, ihn etwas über George Whitefield, Jonathan Edwards oder Charles H. Spurgeon lesen zu lassen oder über ähnliche gewaltige Männer Gottes. Das wird ihn bald zur Besinnung bringen.“ (S. 124) Diese Zitate zeigen, dass der Autor freimütig und offen seine Erfahrungen und Überzeugungen weitergibt und mit vielen persönlichen Erlebnissen und Beobachtungen belegt. Manche Aussagen provozieren, andere regen zum Nachdenken an und einige wird man mit Fragezeichen versehen. Aber jeder Verkündiger, der seine Aufgabe ernst nimmt, wird mit Spannung und Freude dieses Buch lesen und mit Dankbarkeit die vielen Anregungen aufnehmen.
Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Bühne
Kategorie: Gemeinde, Gottesdienst, Leitung