Buch-Rezension: Der Neue Matthew Henry Kommentar: Matthäus-Johannes

Der Neue Matthew Henry Kommentar: Matthäus-Johannes

Autor:

Matthew Henry (1662-1714), war ein englischer Puritaner und Verfasser eines Kommentars zum Alten und Neuen Testament. Sein Kommentar zur Bibel hat in den erweckten Kreisen weltweit große Verbreitung gefunden. Erstaunlicherweise ist bis zum heutigen Zeitpunkt noch keine deutsche Übersetzung vorhanden gewesen. Nun mehr liegt aber der erste Teil des Kommentars zum NT (Evangelien: Matthäus bis Johannes) in deutscher Sprache vor. Möglich wurde dies durch jahrelange Übersetzungsarbeiten, die von der niederländischen Stiftung „Quellen der Reformation“ und anderen Förderern des 3-L-Verlags unterstützt wurden. Noch 2014 soll der zweite Band, der das Neue Testament abschließt, auf den Büchermarkt kommen, später dann das Alte Testament folgen.

Inhaltlich handelt es sich bei dem 1. Band um eine Vers-für-Vers-Erklärung der Evangelien. Um Platz zu sparen, wird auf den eigentlichen Bibeltext im Abdruck verzichtet, so dass das Werk die Benutzung des Kommentars in der einen Hand und der Bibel in der anderen Hand erforderlich macht. Darin liegt aber auch ein Vorteil, weil damit deutlich zwischen inspirierten und nicht inspirierten Texten getrennt werden kann.

Jede Kapitelbetrachtung wird durch den Kommentator gegliedert und häufig mit „Hier haben wir… eingeleitet“. Die Kommentierung ist in der Regel so aufgebaut, dass der Inhalt erfasst wird und besondere Punkte, die beachtenswert sind, analysiert werden. Dann setzt er weitere geistliche Impulse. Querverweise zu anderen Schriften des AT/NT sind selbstverständlich. Besonders eindrücklich – und auch auffällig – sind manche geistliche Parallelprinzipien benannt, die aus dem AT zu Stellen des NT durch den Kommentator hervorgehoben werden. In keiner Weise merkt man, dass es sich um eine 300 Jahre alte Erläuterung handelt, denn die Übersetzung hat manche Altertümlichkeiten geglättet und dem heutigen Leser verständlich gemacht. Als Übersetzungsvorlage wurde eine Version von Manser verwendet.

Der große Baptistenprediger C. H. Spurgeon schätzte den Kommentar von Matthew Henry aufs Höchste. Er charakterisierte ihn u.a. so:

„Der Kommentar ist sehr fromm und prägnant gehalten, solide und vernünftig, anregend und nüchtern, knapp und vertrauenswürdig, reich an Analogien, überfließend mit Bildern, überreich an Betrachtungen ... er ist in der Regel klar verständlich und trifft den Kern der Botschaft. Die Kommentierung erfasst den Text direkt und ohne Umschweife. … Es ist der Kommentar für den einfachen Mann, passend für jeden und lehrreich für alle. … Jeder Prediger sollte Matthew Henry mindestens einmal im Leben vollständig und sorgfältig durchgelesen haben.“

Insgesamt kann sich der Rezensent dem wohlwollenden Kommentar Spurgeons nur anschließen: ein äußerst nützlicher Kommentar, der dem „normalen“ Gemeindeglied einen wunderbaren Zugang zu Gottes Wort eröffnet. Der hohe praktische Wert der Kommentierung dürfte für die persönliche Wortbetrachtung großen Segen bereit halten, wie auch eine große Hilfe für diejenigen sein, die als Laien – oder Vollzeitliche – einen Zugang zu einem Bibeltext in der Vorbereitung einer Predigt suchen. Es ist kein Kommentar der akademischen Theologie. Das ist aber auch nicht sein Anspruch.

Unschlagbar ist der Preis des Kommentars. Für 39,90 € erhält der Käufer ein hochwertig gebundenes Buch mit 760 (!) Seiten. Jede Seite ist zweispaltig eng bedruckt, so dass ein Maximum an Information erworben wird. Einziger kleiner Malus, der inhaltlich aber nicht ins Gewicht fällt: Für die praktische Nutzung des Kommentars wäre eine übersichtlichere Kennzeichnung der Kapitel und Verseinteilungen sinnvoll. Das sollte bei dem Folgeband unbedingt berücksichtigt werden.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Dr. Sebastian Merk
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: 3L Verlag
  Jahr: 2013
  ISBN: 978-3-943440-81-2
  Seiten: 760
 €    Preis: 39,90 Euro
Buch-Rezension: Der Neue Matthew Henry Kommentar: Matthäus-Johannes

Der Neue Matthew Henry Kommentar: Matthäus-Johannes

Autor:

In der englischsprachigen Welt ist der puritanische Bibelausleger Matthew Henry (1662-1714) ein Begriff. Spurgeon sagte von ihm:

„Als Ersten unter den Gewaltigen der Bibelausleger müssen wir Matthew Henry nennen. Er ist fromm und kernig, gesund und vernünftig, suggestiv und nüchtern, treffsicher und vertrauenswürdig. Du wirst feststellen, er glitzert nur so vor Metaphern, ist reich an Analogien, voll von Illustrationen, überfließend an Betrachtungen … Er ist gewöhnlich klar, anschaulich und voller Mark; er sieht sofort durch einen Text hindurch.“

Spurgeon empfahl den Studenten an seinem Predigerseminar, die ersten zwölf Monate nach ihrer Absolvierung den gesamten Henry (sechs Bände zu je über 1000 Seiten) zu lesen. Das werde ihnen Anleitungen und Anregungen zum Predigen geben: „Euch werden Gedanken und Einfälle kommen wie die Schwalben, die im Herbst eine alte Scheune umschwirren.“

Das nun auf Deutsch erschienene Werk wird als „neu“ vorgestellt, denn es handelt sich nicht um die Übersetzung des ursprünglichen Kommentars von Matthew Henry, sondern um eine Bearbeitung. Im „Vorwort zur neu überarbeiteten Ausgabe“ erfahren wir vom englischen Bearbeiter M. H. Manser, dass er den Kommentar lesbarer machen wollte, weshalb er die von ihm als „langatmig“ empfundenen Sätze Henrys kürzte.

Ich lese seit vielen Jahren den ursprünglichen Henry und habe seine Sätze nie als langatmig empfunden. Lang, ja, aber von großer Frische und Lebendigkeit. Manser hat aber nicht nur gekürzt, er hat auch ganze Sätze ausgelassen – leider. Zudem hat er, wie er bekennt, Henrys „Standpunkte – wie zum Beispiel gegenüber der Römisch Katholischen Kirche – etwas abgemildert“. Das ist äußerst bedauerlich, zumal Manser nicht nur abgemildert, sondern teilweise Verurteilungen des Katholischen Aberglaubens ganz unterschlagen hat.

Hier ein Beispiel: Henry schreibt zu Johannes 19,25: „Es ist eine gottlose und gotteslästerliche Konstruktion aus der Feder gewisser papistischer Schreiber, wenn sie aus der Tatsache, dass die Jungfrau Maria am Kreuz stand, folgern, sie habe nicht weniger als Christus dazu beigetragen, für unsere Sünden Genüge zu tun, so dass sie Co-Mediatrix (Mit-Mittlerin) Co-Adiutrix (Mithelferin) unserer Errettung geworden sei.“ Ich halte es heute für mindestens so wichtig wie zur Zeit Henrys (17./18. Jhdt), die Irrtümer der Kirche von Rom mit klaren Worten aufzudecken.

Der Bearbeiter hat aber auch geändert. Im ursprünglichen Text steht zu Johannes 17,2 u. a. diese Erklärung:

„Hier sehen wir, wie der universalen Herrschaft des Erlösers das Folgende unterstellt wurde: Er hat Gewalt über alles Fleisch, damit er der Zahl der Auserwählten ewiges Leben geben möchte. Man beachte: Die Herrschaft Christi über die Menschenkinder bezweckt die Errettung der Gotteskinder. Denn alles ist um ihretwillen, 2Kor 4,15. Alle Gesetze Christi, alle Verordnungen und Verheißungen, die allen gegeben sind, haben den Zweck, in wirksamer Weise all denen, die Christus gegeben wurden, das ewige Leben sicherzustellen. Er ist als Haupt über alles der Gemeinde gegeben. Die Verwaltung der beiden Reiche der Vorsehung und der Gnade sind in die gleiche Hand gegeben, und damit muss alles zum Guten zusammenwirken für die Berufenen.“

In Mansers Bearbeitung und darum auch in der deutschen Ausgabe fehlt der ganze fett gedruckte Satz. Steht der aber nicht, hat der darauf folgende Satz nicht die Bedeutung, die Henry ihm gab. Das muss man nachgerade eine Verfälschung der Gedanken M. Henrys nennen. Und dann fehlen im Anschluss daran wichtige Erläuterungen. Der ganze übersetzte Abschnitt lautet im „Neuen Matthew Henry“: „Hier gibt es die Unterordnung der umfassenden Vollmacht des Erlösers unter dies. Christi Vollmacht über die Menschen soll das Heil der Kinder Gottes bewirken. Die Verwaltung der Reiche der Vorsehung und der Gnade sind in die gleichen Hände gelegt, damit alle Dinge dazu gebracht werden können, zum Guten derer zusammenzuwirken, die berufen sind.“

Abgesehen von diesen Mängeln haben die Herausgeber der deutschen Leserschaft einen nützlichen Kommentar zugänglich gemacht. Was findet er in ihm?

Einleitend zum ganzen Werk erörtert Henry zunächst die Bedeutung und Eigenart des Neuen Testaments (leider gegenüber dem Original sehr stark gekürzt) und darauf der vier Evangelien. Zu einem jeden Evangelium gibt er eine kurze, prägnante und nützliche Einleitung. Jedes Kapitel wird einleitend in knappen Worten zusammengefasst und gegliedert. Darauf folgen die Kommentare zu jedem Vers. Zunächst wird Sinn und Bedeutung desselben diskutiert; dazu findet der Autor immer wieder Anlass, wichtige, im jeweiligen Textabschnitt enthaltene Lehren zu erörtern, auch falsche Lehren zu widerlegen. Es folgen darauf stets praktische Anwendungen für das Glaubensleben. Hier als Kostprobe einige Gedanken Matthew Henrys zu Johannes 17,2:

„Er hat Vollmacht über alles Fleisch: Über das ganze Menschengeschlecht. Er hat auch Vollmacht über die Welt der Geister, doch jetzt, als er Mittler zwischen Gott und der Menschheit war, machte er seine Vollmacht über alles Fleisch geltend. Die er unterwerfen und retten sollte, waren Menschen; aus dem Menschengeschlecht war ihm ein Überrest gegeben, und deshalb waren alle aus dieser Reihe von Lebewesen seinen Füßen unterworfen (Hebr 2,8). Über das Menschengeschlecht, welches als verderbt und gefallen betrachtet wurde …

Der Herr Jesus hat alle Vollmacht über dieses sündige Geschlecht und alles Gericht ist ihm übergeben (s. Joh 5,22). Wen er nicht beherrscht, den verwirft er, Ps 22,29; 72,8; Mt 28,18; Joh 3,35. Die große Absicht und der Zweck dieser Vollmacht: Damit er allen ewiges Leben gebe, die du ihm gegeben hast. Hier haben wir, wie der Vater die Erwählten dem Erlöser übergibt und sie ihm als die Krone und die Belohnung seines Werkes gibt. Hier haben wir, wie sich der Sohn verpflichtet, die Seligkeit derer zu bewahren, die ihm gegeben waren, damit er ihnen ewiges Leben gebe …“ (S. 705)

 Die Rezension/Kritik stammt von: Benedikt Peters
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: 3L Verlag
  Jahr: 2013
  ISBN: 978-3-943440-81-2
  Seiten: 760
 €    Preis: 39,90 Euro

Weitere Buchbesprechungen zu Büchern von Matthew Henry

Leben voller Freude

Leben voller Freude

Puritaner