Das Jesus Fragment
Autor: Carsten Peter Thiede
Die Autoren – Carsten Peter Thiede, der im vergangenen Jahr plötzlich verstorbene Historiker und international renommierter Papyrologe, und Matthew d’Ancona, ein englischer Historiker und der stellvertretendem Chefredakteur des „Sunday Telegraph“ – wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Sie verfassen eine Geschichte des Kreuzes und untersuchen besonders das Fragment einer Holztafel, die einen Teil der Kreuzesinschrift enthält. Damit wollen sie zeigen, dass das Zeichen des Kreuzes von Anbeginn an ein Kernstück des christlichen Glaubens und seiner Kultur war. So starten sie einen Angriff auf die Hauptprämisse, von der man heutzutage ausgeht, dass das Kreuz nämlich erst seit Konstantin und Helena das bedeutsame christliche Symbol gewesen sei. Unter anderem zeigen die Autoren, dass die „erhaltenen historischen Quellen eine Beweislage schaffen, die Helenas Entdeckung (der Kreuzesinschrift) durchaus plausibel erscheinen lassen.“ (S. 192) Natürlich sind sie sich bewusst, dass sie nie mit letzter Sicherheit beweisen können, dass es sich bei dem in Santa Croce in Rom aufbewahrten Holzfragment um die echte Kopftafel von Christus handelt. Aber sie wollten ihm wie der den Platz im Spektrum historischer Plausibilitäten verschaffen, auf den es Anspruch hat (S. 202f.), denn in der Moderne sah man in ihm kaum mehr als eine Kuriosität. Über diese intellektuelle Verblendung macht sich Hippolyte Delehaye lustig: „Nicht jede zweifelsfrei echte Reliquie muss eine Fälschung sein.“ Acht farbige Bildtafeln, ein großer Anmerkungsteil (der leider sehr unübersichtlich aufgeteilt ist) und ein Schlagwortregister ergänzen das lesenwerte Buch.
Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
Kategorie: Sonstiges
Jahr: 2004
ISBN: 3-7655-3796-9
Seiten: 264
€ Preis: 3,95 Euro