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Predigten zu Titus 3,1
"Erinnere sie, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werke bereit zu sein;"
Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das Verhalten gegenüber unguten Menschen
"Erinnere sie, dass sie niemand lästern, nicht hadern, gelinde seien, alle Sanftmütigkeit beweisen gegen alle Menschen!"
Christen sollen nicht lästern oder Schimpfworte im Mund führen. Gewiss muss ein Christ die Sünde beim Namen nennen und die Menschen als das bezeichnen, was sie sind. Aber etwas anderes sind Schimpfworte, wie uns der Heiland in der Bergpredigt solche anführt. "Racha", Hohlkopf, oder "du Narr", das soll heißen: du gottverlorener und verdammter Mensch. In diese Klasse der Unverbesserlichen sollen wir nicht schnell jemand setzen; denn es heißt: "Verdammet nicht, damit ihr nicht verdammt werdet!" Weiter sollen Christen nicht hadern, nicht streitsüchtig sein. Es gibt vulkanische Leute; wenn man mit ihnen zusammen ist, kann es jeden Augenblick einen Ausbruch geben. Sie können keinen Widerspruch ertragen und müssen unter allen Umständen das letzte Wort haben. Christen sollen gelinde sein. "Eure Lindigkeit lasset kundwerden allen, d.h. allerlei Menschen!" Man hat oft mit recht wenig liebenswürdigen Menschen zu tun, die ganz besonders zur Ungeduld reizen. Gerade ihnen gegenüber gilt es, Lindigkeit zu zeigen. So unliebenswürdig sie sind, begehren sie doch freundliches Entgegenkommen. Den unschönen Worten und dem unliebenswürdigen Gebaren wollen wir Freundlichkeit und Leutseligkeit entgegensetzen. Daneben sollen Christen alle Sanftmütigkeit beweisen. Sanftmütig ist, wer zurücktreten und Ansprüche fallen lassen kann. Die Sanftmut hat zur Schwester die Demut. Ohne sie ist die Sanftmut nur etwas Gemachtes, nur eine mühsame Selbstbeherrschung. Die Sanftmut hat schon große Siege errungen über trotzige und zornige Menschenherzen. Sie hat oft schon feurige Kohlen auf das Haupt eines gehässigen Menschen gesammelt, so dass brennende Scham ihn erfasste. So sollen Christen sein gegen alle noch unbekehrten Mitmenschen. Waren sie doch selbst einst verkehrte, ungute und höchst unliebenswürdige Menschen. Da ging ohne ihr Verdienst und Würdigkeit die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes über ihrem Leben auf. Jetzt können auch sie Freundlichkeit und Leutseligkeit ausstrahlen. Spürst du, dass sich dunkle, finstere Schatten auf das Innere legen, will dir die Geduld und Sanftmut ausgehen, dann stelle dich unter das Licht der göttlichen Liebe, die in Jesus Christus erschienen ist! Wir müssen uns immer wieder bestrahlen lassen von oben, damit wir auch wieder Licht und Wärme ausgeben können an unsere Mitmenschen. Es warten viele darauf, dass wir ihnen unsern gütigen, liebreichen Gott nahebringen. So sehr der Mensch auf der einen Seite auf der Flucht vor Gott ist, so sehr ist in ihm auch wieder ein Zug zur ewigen Liebe hin, und du sollst deine noch gottfernen Mitmenschen ihm nahebringen. Die Strahlen seiner Liebe, die aus dir hervordringen, sollen sie zur Sonne der Liebe hinziehen, dass auch über ihnen die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes aufgehe.