Predigten zu Titus 1,1

Nach dem Glauben der Auserwählten Gottes, und der Erkenntnis der Wahrheit

Die beiden Leitsterne im Leben des Apostels scheinen Glauben und Erkenntnis gewesen zu sein. Manche fürchten diese Zusammenstellung. Den Männern des Glaubens ist es bange vor der Wissenschaft, und die Männer der Wissenschaft verachten oftmals den Glauben. Aber die beiden sind einander nicht zuwider.

1. Glaube

Es ist derselbe Glaube, der alle auserwählten Seelen belebt. Bei einigen mag er stärker, bei anderen schwächer sein; aber seine Stellung zu Gott, die verschiedenen Erfahrungen der Prüfung und des Sieges sind dieselben bei allen Gläubigen. Übrigens sind auch die Tatsachen und Wahrheiten, die unser Glaube erfasst, und von denen er sich nährt, dieselben; und es ist ein großer Trost, zu wissen, dass sie von den frühesten Zeiten an, von Jahrhundert zu Jahrhundert weitergetragen worden sind.

2. Erkenntnis der Wahrheit

Wir brauchen die Erkenntnis nicht zu fürchten, oder zu umgehen; besteht sie doch einfach in der Erforschung und Entdeckung der Wege und Gedanken Gottes. Sie tut jedoch wohl daran, sich mehr mit den großen Tatsachen der Weltregierung Gottes zu befassen, als mit menschlichen Klügeleien. Es ist ein Unterschied zwischen Erkenntnis und Weisheit. Jene bezieht sich mehr auf den Verstand, diese auf das Herz. Nicht alle, die viel zu wissen vorgeben, sind weise; aber den Weisen mangelt die Erkenntnis nicht.

3. Gottseligkeit

Wahre Erkenntnis wird dich zur Verehrung Gottes, zur Gottseligkeit führen, dich erfüllen mit dem Geiste Gottes, und dich auch nach außen seinem Bilde ähnlich gestalten. Wahrhaft weise bist du nur, wenn du gottselig bist, und dann wirst du das erkennen, was den Weisen und Klugen sonst verborgen bleibt. Wahre Erkenntnis führt zur Gottseligkeit, und diese wieder zu vermehrter Erkenntnis.