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Predigten zu Sprüche 8,22
Der HErr hat mich gehabt im Anfang seiner Wege; ehe Er etwas schuf, war ich da
Die Weisheit tritt uns hier nicht als göttliche Eigenschaft entgegen, sondern vielmehr als eine lebendige Person. Ob der Schreiber dieser glühenden Worte völlig erfasste, welche tiefe Gedanken er aussprach, als er die Weisheit schilderte: – wie sie beim Vater war, ehe die Welt geschaffen war; wie ihre Wonne war bei den Menschenkindern, – das können wir nicht bestimmt behaupten; aber wi r wenigstens dürfen den Vorhang lüften und hier Jesum erkennen, der da ist beides, die Kraft und die Weisheit Gottes. In Ihm, dem Gottmenschen, in seiner zarten Liebe, seinen tiefen, gewichtigen Worten, in seiner Macht, denen das Leben zu geben, die Ihn finden, – in Ihm hat sich die hohe Weisheit Gottes verkörpert, die vor Grundlegung der Welt schon da war, und sich doch herabbeugt zu jedem demütigen, gehorsamen Herzen. Es genügt uns deshalb nicht, ohne Ihn nach Erkenntnis und Verstand zu trachten; nein, mir wollen Ihn selbst frühe suchen, wie es uns im 17. Vers geraten wird, dessen gewiss, dass wir mit Ihm den ganzen Reichtum von Wahrheit und Erkenntnis besitzen, dessen wir bedürfen für dieses und das zukünftige Leben. Er ist die Wahrheit und das Leben. Ohne Ihn kann die Wahrheit uns weder sättigen noch begeistern. Verlangst du nach der Weisheit Gottes? Dann lass alles in dir schweigen; warte auf den HErrn und stille deine Seele vor Ihm; – glaube, dass Jesus dir nahe ist und darnach verlangt, sich dir mitteilen zu können. Gib dich nicht zufrieden, bis du durch das Wort Gottes zu d em Wort hindurchgedrungen bist, durch die Schrift zu Ihm, von dem sie zeugt. Seine Lust ist bei den Menschenkindern. Nichts wird Ihm mehr Freude machen, als wenn wir Ihm gehorchen, täglich an seinen Toren wachen und warten an den Pfosten seiner Türe (Vers 34).
Wer unverständig ist, der mache sich hierher!
Zweimal ergeht diese Einladung – zuerst von der Weisheit, und dann von dem törichten Weibe. Beim Beginn jedes jungen Lebens machen viele Stimmen sich geltend: ernste, weise Mahnungen vermischen sich mit den lauten verführerischer Lockungen. Die enge Pforte zum schmalen Wege steht dicht neben der weiten Pforte, die zum breiten Wege führt. Die Ratschläge von des Vaters Lippen, die Gebete und Tränen der Mutter dringen an das junge Herz, neben den Lockstimmen der Sünder und den Schmeichelworten der Welt. Hier steht der gute Hirte – dort der Mietling; hier die treue Braut – dort die abgefallene Kirche; hier wird das Fleisch verurteilt – dort wird seine Partei ergriffen.
Das Leben ist voll von Entscheidungen; kein Tag vergeht ohne solche. Beständig werden wir daran erinnert, wie der Schöpfer schon im Anfang seiner Werke Scheidungen eintreten ließ; denn in derselben Richtung wirkt Er auch bei der neuen Schöpfung in unserem Innern. Wiederholt hören wir seine Stimme, wenn Er das Licht von der Finsternis scheidet, und den Tag von der Nacht. O dass wir immer handelten als Kinder des Lichts und des Tages, das eine erwählten und das andere abwiesen! Immer werden wir hierin geübt und unser Lebensglück hängt von der Bestimmtheit ab, womit wir das Böse verwerfen und das Gute erwählen.
Die Weisheit wendet sich an das Gewissen. Zu Anfang sagt sie nichts von der Freude ihres Dienstes und der Lieblichkeit ihrer Pfade; sondern sie begründet ihre Aufforderung damit, dass sie uns entgegenhält, „was gerecht ist, was keusch, was lieblich, was wohl lautet.“ Und doch bietet sie einen reichen Lohn dem, der sie erwählt: langes Leben, Ehre, ein von Selbstsucht befreites Herz, völlige Befriedigung, die Versicherung des göttlichen Wohlgefallens und die gewisse Hoffnung ewiger Seligkeit.