Predigten zu Sprüche 4,5

Zum Bibelstudium gehört vor allem Gebet

Wir müssen die Heilige Schrift in Gottesfurcht und Demut behandeln, damit man mehr durch Studieren und inbrünstiges Gebet als durch scharfen Verstand in sie eindringe. Darum ist es unmöglich, dass diejenigen nicht sich selbst und anderen, die sie unterrichten, Schaden zufügen, wenn sie sich nur auf ihren Verstand verlassen. Sie fallen dann mit ungewaschenen Füßen wie die Schweine über die Heilige Schrift her, als würde es sich nur um eine Art menschlicher Wissenschaft handeln. So machen sie gar keinen Unterschied zwischen göttlicher und menschlicher Weisheit und gehen ehrfurchtslos mit ihr um. Daher kommt es, dass sich so viele allzu schnell anmaßen, Lehrer zu sein, und sich gleich, nachdem sie die Grammatik gelernt haben, ohne weiteres Studieren zu Lehrern der Theologie aufwerfen. Dabei sagen sie: »Ach, die Bibel ist ein leichtes Buch.« Vor allem tun das solche, deren Bauch von den Trebern der Säue angeschwollen ist, d. h. von denen der Philosophen. Daher klagt Hieronymus über diese Leute, welche die Bibel, wenn sie ihnen widerspricht, nach ihrem Belieben umdeuten. So ist schon ein Sprichwort daraus entstanden: »Die Heilige Schrift hat eine wächserne Nase.«