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Predigten zu Sprüche 30,8

"Eitles und Lügenwort entferne von mir, Armut und Reichtum gib mir nicht, speise mich mit dem mir beschiedenen Brote;"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Abgötterei und Lügen lass fern von mir sein."

Hier treten uns zwei große Lehren entgegen: wovor wir uns sollen behüten lassen, und was wir erbitten sollen. Der seligste Stand eines Christen ist auch sein heiligster Stand. Gleichwie die Wärme zunächst der Sonne am größten ist, so ist die größte Glückseligkeit da, wo wir Christo am nächsten sind. Kein Christ kann sich glücklich fühlen, wenn seine Blicke von Gott ab und auf eitle Dinge gerichtet sind; er findet keine Befriedigung, wenn seine Seele nicht freudig in den Wegen Gottes geht. Die Welt kann anderswo Vergnügen finden; er nicht. Ich tadle ungöttliche Menschen nicht darüber, dass sie ihrem weltlichen Vergnügungen nachrennen. Warum auch? Lasst sie ihr Genüge haben. Es ist ja doch alles, was sie zu geniessen haben. Ein gottseliges Weib, das an seinem unbekehrten Manne verzweifelte, war stets außerordentlich liebevoll gegen ihn, weil es sagte: "Ich fürchte, dass dies die einzige Welt ist, wo er noch glücklich sein kann, und darum geht mein Sinnen und Trachten dahin, ihn darin so glücklich zu machen, als es mir möglich ist." Aber Christen suchen ihre Wonne in höheren Dingen, als in den gehaltlosen Tändeleien und sündlichen Freuden der Welt. Jedes eitle Streben ist für wiedergeborne Seelen sehr gefährlich. Wir haben von einem Naturforscher gehört, der in eine Grube fiel, während er zu den Sternen hinauf schaute: aber wie tief fallen die, die abwärts schauen. Ihr Fall ist schrecklich. Kein Christ fühlt sich ruhig, wenn seine Seele träge und sein Gott ferne von ihm ist. Der wahre Christ ist jederzeit wohl geborgen, denn unerschütterlich fest steht sein Heil in Christo; aber er darf sich nie einer sichern Ruhe hinsichtlich seines Wachstums in der Heiligung und seiner Gemeinschaft mit Jesu hingeben, solange er hienieden wandelt. Selten wagt sich der Satan an einen Christen, der Gott nahe lebt. Wenn der Christ sich von Gott entfernt, geistlich ermattet und sich an eitlen Dingen zu sättigen sucht, dann glaubt der Teufel, dass der rechte, günstige Augenblick für ihn gekommen sei. Oft steht er Auge in Auge dem Kind Gottes gegenüber, das in seines Meisters Dienst tätig ist; aber der Kampf ist meistens kurz. Ach, schenke uns Gott die Gnade, dass wir in aller Demut vor Ihm wandeln!


Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Armut und Reichtum gib mir nicht." Sprüche 30,8

Wenn du vor der Frage stehst, ob du dir eine ungewöhnlich große Birne kaufen sollst oder nicht, so lass es entweder bleiben oder mache dich auf eine Enttäuschung gefasst, denn die Birne ist wahrscheinlich wässrig und mehlig. Übermässig große, unnatürlich getriebene Früchte haben nie den zarten Wohlgeschmack, der natürlich gewachsenen Früchten eigen ist. Was man an der Menge gewinnt, verliert man an der Güte.

Ebenso geht es meistens mit großem Reichtum, großer Ehre und vornehmer Stellung. Es ist nicht so viel dahinter, wie man bei oberflächlicher Betrachtung meint; denn einmal wachsen Sorgen und Versuchungen im gleichen Maß wie Reichtum und Vornehmheit, und dann bewirkt alles, was man im Übermass geniesst, bald Übersättigung, so dass kein Vergnügen mehr dabei ist. Ein mässiges Einkommen macht glücklicher als ungeheurer Reichtum. Die Achtung weniger erfreut mehr als die Huldigung der großen Menge. Das stille Wirken in bescheidenen Verhältnissen befriedigt mehr als eine hohe, glänzende Stellung. "Genug" schmeckt viel besser als "zuviel". Salomo sagt: "Besser ein Gericht Kraut mit Liebe, als ein gemästeter Ochse mit Hass!" (Sprüche 15,17).

Die Wahrheit dieses Wortes leuchtet uns besonders ein, wenn wir bedenken, wie oft ein fetter Ochse, das heißt etwas recht Wertvolles, der Anlass zu Zank und Streit wird, während man keinen um sein Gericht Gemüse beneidet.

Wer mit Agur spricht: "Armut und Reichtum gib mir nicht", erwählt die kleinere, aber süssere Birne. Am besten ist es aber, wenn wir gar nicht selbst wählen, sondern alles unserem himmlischen Vater überlassen. Der die Lilien des Feldes kleidet und die Vögel des Himmels ernährt, weiss, was ihr nötig habt. "Darum sollt ihr euch nicht sorgen um den andern Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen."


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Zufriedenheit

Wenn wir doch Gott den Genuss alles Guten zuschreiben könnten, das wir haben, und bekennen wollten, dass wir es von ihm haben, so würde sich jeder an seinem irdischen Glück genügen lassen. Wer das nicht kann, der lässt sich auf schändliches Handeln ein und scharrt und reißt alles an sich, weil er nie genug bekommt, und wird dabei oft schuldig. Und wenn er schon alles hat, ist sein Herz immer noch nicht zufrieden, sondern er hat unablässig mit Geiz und Begierden nach weiterem Gut und Reichtum zu kämpfen und wird trotzdem nie satt. Vielmehr sollte er so gesinnt sein, dass er zu Gott sagen könnte: »Lieber Herr und Gott, was Du mir gegeben hast, will ich fröhlichen Herzens mit Dank annehmen. Was Du mir aber nicht geben willst, darauf will ich gerne verzichten. Ich will mich mit wenigem Gut genauso zufriedengeben wie mit großem Reichtum.« So einer wäre viel seliger!


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Speise mich mit dem mir beschiedenen Brote

Gott weiß, wessen du bedarfst zur Erhaltung deiner körperlichen Lebenskraft. Der Leib ist mehr denn die Speise; dass Gott ihn dir gegeben hat, sei dir daher Pfand, dass Er ihn auch versorgen wird. Der Leib ist der Träger der Seele, und da Gott ein so kostbares Werkzeug in deine Obhut gestellt hat, so verpflichtet Er sich damit auch dir, je nach Bedürfnis, die notwendigen Mittel zu verschaffen, es zu erhalten. Er könnte von dir nicht erwarten, dass du das ausführest, was Er dir zu tun aufgegeben hat, wenn Er nicht für die Herstellung und Erhaltung der wunderbaren Maschine Sorge trüge, durch die allein du deinen Lebensplan ausführen kannst. Verlasse dich nur auf Ihn!

Aber wir bedürfen noch anderer Nahrung: des täglichen Brotes der Liebe, der Hoffnung, heiliger Gedanken und brüderlicher Gemeinschaft. Es gibt noch einen anderen Hunger, als den leiblichen. Aber auch hierfür wird gesorgt nach dem Bedürfnis eines jeglichen Tages. Wo menschliche Hilfsquellen versagen, da setzt die göttliche ein. Chinesische Christen setzen oft auf die Gräber in ihren Friedhöfen die Worte: „Sie wird nicht mehr hungern“, wie um damit jenen Gedanken des Konfuzius zu widerlegen, der verlangte, dass Kinder fortwährend für Speise sorgen sollen, um ihre Ahnen am Leben zu erhalten. Können wir nicht mit unwandelbarer Sicherheit von denen, die gelernt haben, sich an Gott zu sättigen, sprechen: „Sie wird nicht mehr hungern“?

Beachtenswert ist der Ausdruck: „das mir beschiedene Brot.“ In den Kornhäusern Gottes ist unser Teil bereits vorgesorgt. Wir brauchen nur darum zu bitten und es uns anzueignen. Wir begehren nicht mehr, als was uns beschieden ist und wollen auch nicht andere berauben; nein, wir bitten nur um unseren täglichen Bedarf. O du glückliches Kind des großen Vaters, dessen Tagelöhner Brots genug haben, – seine Fülle steht dir offen!