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Predigten zu Sprüche 29,18
Zitate von William MacDonald anzeigen
"Wenn keine Offenbarung da ist, verwildert ein Volk; aber wohl ihm, wenn es das Gesetz beachtet!"
Der erste Teil dieses Verses wird auch oft übersetzt mit "Wo keine Vision ist, geht ein Volk zugrunde". Und darunter versteht man dann normalerweise, dass ein Volk Ziele haben muss, auf die es hinarbeitet. Die Menschen müssen ein bestimmtes Programm vor Augen haben mit einer klaren Vorstellung von den gewünschten Ergebnissen und auch von den Schritten, die dahin führen.Doch das Wort Vision bedeutet hier "eine Offenbarung von Gott". Der Grundgedanke ist also, dass wo das Wort Gottes nicht bekannt ist und nicht geachtet wird, die Menschen verwildern.
Der Gegensatz dazu steht in der zweiten Hälfte des Verses: "Wohl ihm, wenn es das Gesetz beachtet!" Mit anderen Worten: Der Weg des Segens liegt darin, dem Willen Gottes, wie wir ihn in Seinem Wort finden, zu gehorchen.
Wir wollen zunächst über den ersten Teil nachdenken. Wo Menschen nichts mehr von Gott wissen wollen, da werden sie ungezügelt in ihrem Verhalten. Nehmen wir einmal an, dass ein ganzer Staat sich von Gott abwendet und alles auf der Grundlage von Evolutionsprozessen erklärt. Man meint also dann, dass der Mensch das Ergebnis eines rein natürliches Vorgangs ist und nicht das Geschöpf eines übernatürlichen Wesens. Wenn das so ist, dann gibt es auch keine Grundlage mehr für irgendwelche moralischen Vorschriften. Unser Verhalten ist dann das zwangsläufige Ergebnis von bestimmten natürlichen Ursachen. Lunn und Lean weisen in ihrem Buch "Die neue Moral" auf folgendes hin: "Wenn die erste lebende Zelle sich durch Evolution, also durch einen rein natürlichen Vorgang auf einem leblosen Planeten entwickelt hat, wenn das Gehirn des Menschen genauso das Produkt von natürlichen und materiellen Kräften ist wie ein Vulkan, dann ist es völlig unsinnig, die Regierung von Südafrika wegen ihrer Apartheidspolitik anzuklagen, denn ebensowenig kann man einen Vulkan dafür verurteilen, dass er Lava ausspuckt."
Wenn Gottes Wort abgelehnt wird, gibt es keine absoluten Grundsätze mehr für Gut und Böse. Denn moralische Erkenntnisse hängen dann nur noch von einzelnen Menschen oder von Gruppen ab, die sie vertreten. Die Menschen werden Richter über ihr eigenes Verhalten. Ihre Philosophie lautet: "Wenn du ein gutes Gefühl dabei hast, dann tu es ruhig." Und wenn man sagen kann, dass "es doch alle so machen", dann ist das schon Rechtfertigung genug.
Auf diese Weise verwildern die Menschen. Sie lassen sich zu Unzucht, Ehebruch und Homosexualität hinreißen. Kriminalität und Gewalttätigkeit steigen bedrohlich an. Bestechung breitet sich überall in der Wirtschaft und Regierung aus. Lügen und Betrügen wird zur anerkannten Verhaltensform. Und der Stoff, aus dem die Gesellschaft gemacht ist, löst sich langsam auf.
"Aber wohl ihm, wenn es das Gesetz beachtet." Selbst wenn der Rest der Welt sich austobt, kann der einzelne Gläubige das gute Leben darin finden, dass er an Gottes Wort glaubt und ihm gehorcht. Das ist der einzige Weg, den wir gehen sollen.
Wenn kein Gesicht da ist, wird ein Volk zügellos
Was macht doch das für einen Unterschied in unserem Lehren und Predigen, ob göttliche Offenbarung dabei ist, oder nicht! Das Volk verschmachtet vor Mangel an Sehern, an Männern, die mit dem Apostel sagen können: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habet.“ Es ist nicht schwer zu erkennen, ob Dichter oder Maler eine Vision gehabt haben: man merkt es alsbald an der Glut der Begeisterung bei ihrer Arbeit. Ebenso entdeckt man leicht am Ton dessen, der über göttliche Dinge spricht, ob seine Rede nur Hörensagen ist, oder ob sie von göttlicher Offenbarung zeugt.
Ein solches Anschauen des HErrn wurde Moses, Elias und dem Apostel Paulus gewährt. In Bezug auf letzteren hieß es: „Er soll mein Diener sein und Zeuge des, das er gesehen hat. – Dies ist unsere einzige Beglaubigung, wenn wir andere unterweisen sollen; nicht der Verstand oder die Einbildungskraft oder das Rednertalent sind maßgebend, – wir müssen den König gesehen und das Vorbild auf dem Berge geschaut haben. Von unserer Seite gehört zu einem solchen Gesicht: Demut, Geduld, Glauben, ein bestimmtes Abwenden von dem Leben der Sinne und eine Beharrlichkeit im Trachten nach dem, was unsichtbar und ewig ist; – aber von Gottes Seite muss eine Offenbarung stattfinden.
Eine Gesellschaft von Reisenden in der Schweiz war an einem trüben Morgen verschiedener Ansicht: Die Mehrzahl glaubte, es wäre vergebliche Mühe, die Berge zu besteigen. Einige wenige machten sich dennoch auf, kamen halb über die Region des Nebels hinauf und brachten bei wunderbar klarem Himmel den Tag auf den Höhen zu. Abends kehrten sie strahlend heim; mit überströmenden Worten erzählten sie, was sie gesehen hatten. Ja wohl, es lässt sich leicht reden, wenn man gesehen hat!