Predigten zu Sprüche 22,5

Dornen und Schlingen sind auf dem Wege des Verkehrten

Es ist die Liebe Gottes, die es im Lauf der Welt also angeordnet hat. Wäre es nicht grausam gewesen, uns in diese Welt zu setzen, ohne das Warnungszeichen, des Schmerzes, der uns aufmerksam mache auf unsere Verkehrtheiten, und uns steche, wenn wir irre gehen? Erbarmen ist es von Seiten unsers Schöpfers, dass Er den Schmerz zur unvermeidlichen Folge der Verletzung seiner Gesetze gemacht hat. Dadurch sollen die Menschen erkennen, dass sie auf bösem Wege sind und werden zur Umkehr und Reue getrieben. Darum sagt das griechische Sprichwort mit Recht: „Leiden ist Gewinn.“

Doch du sagst mir: es seien oftmals die Heiligsten und Sanftmütigsten, die zum Leiden berufen sind; und du wunderst dich, wie es kommt, dass Schmerzen ihnen so reichlich zugemessen wurden. Aber bedenke, dass obschon ein Einzelner das Gesetz nicht in besonderer Weise gebrochen haben mag, er dennoch Übertretung ererbt hat. Durch seine Verbindung mit einem sündigen Geschlecht, erntet er die Aussaat der Sünden anderer; wenn er aber dies in Liebe und Sanftmut erträgt. So tritt er gewissermaßen in die Gemeinschaft des Todes Jesu ein, und erstattet, was noch mangelt an Trübsalen in Christo. Wenn ein Unrecht getragen wird in stiller Ergebung und ohne Klagen, so wird dadurch eine längst begangene Tat, die seither als ein Fluch auf der Welt lastete, verschwinden, wie eine Kanonenkugel in einer Sandbank.

Übrigens gibt es auch solche, die da leiden nach dem Willen Gottes. Unter der Prüfung des heiligen Geistes wird der Schmerz zu einem der wirksamsten Erziehungsmittel Gottes. Die Engel, die das Ergebnis der scharfen Feuerprobe Gottes an einer Menschenseele beobachten, werden sagen:

„Von dem Gekreuzigten ein Strahl der Heiligkeit Hat ausgebrannt der Sünde tiefe Flecken.“