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Predigten zu Ruth 2,17
"Und sie las auf dem Felde auf bis zum Abend, und sie schlug aus, was sie aufgelesen hatte, und es war bei einem Epha Gerste."
Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Also las sie auf dem Felde bis zu Abend."
Wir wollen von Ruth, der Ährenleserin, uns heute lehren lassen. Wie sie hinausging, Ähren zu lesen auf dem Felde, so muss ich hinausgehen auf den Acker des Gebets, der Betrachtung, des Gottesdienstes, und das Wort hören, um geistliche Nahrung einzusammeln. Die Ährenleserin sammelte Ähre um Ähre für ihren Vorrat; der Lohn ihrer Arbeit wird ihr nur in kleinen Mengen nach und nach zuteil; so muss ich mich zufrieden geben mit dem Aussuchen einzelner Wahrheiten, wenn sich nicht eine große Fülle auf einmal darbietet. Jede Ähre trägt etwas mit bei zu einem Bündlein, und jede Belehrung aus dem Evangelium hilft, dass wir weiser werden zur Seligkeit. Die Ährenleserin hält ihre Augen offen; wenn sie träumend durch die Stoppeln schwankte, so müsste sie abends auf die Freude verzichten, einen Vorrat heimzutragen. Ich muss in meinen geistlichen Bemühungen mich wach erhalten, sonst bringen sie mir keinen Segen; ich fürchte, ich habe schon viel verloren. Ach, dass ich doch die Gelegenheiten recht schätzte und mit grösserem Fleiße sammelte. Die Ährenleserin steht bei jeder Ähre still, die sie findet, und das habe auch ich mir zu merken. Hochfahrende Geister tadeln und verwerfen, demütige Seelen aber sammeln und empfangen Segen dabei. Ein einfältiges Herz ist eine große Hilfe, um des Evangelium mit Segen verkündigen zu hören. Das ausgestreute Wort, das die Seelen selig macht, wird nur von einem demütigen Herzen aufgenommen. Ein unbeugsamer Rücken ist ungeschickt zum Ährenlesen; herunter, Stolz, du bist ein schändlicher Räuber. Was die Ährenleserin sammelt, behält sie; ließe sie die eine Ähre fallen, um eine andre aufzuheben, so wäre die Frucht ihrer Tagesarbeit gar winzig; sie ist so sehr darauf bedacht, zu behalten als zu sammeln, und so wird zuletzt ihr Gewinn groß. Wie oft vergesse ich alles, was ich höre; die zweite Wahrheit verdrängt die erste aus meinem Gedächtnis, und so endigt mein Lesen und Hören in viel Lärmen um nichts! Fühle ich die Wichtigkeit recht tief, Wahrheiten zu bewahren in einem feinen und guten Herzen? Ich habe immer ein großes Bedürfnis, nur hilf Du, o Herr, dass ich es auch fühle, damit mich es vorwärts treibe und ich auf einem Acker lese, der dem Fleiße einen reichlichen Lohn gewähre.