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Predigten zu Ruth 2,12
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Dein Lohn müsse vollkommen sein von dem Herrn, dem Gott Israels, zu welchem du gekommen bist, um unter seinen Flügeln Zuflucht zu nehmen!" Ruth 2,12
Welchen Lohn bekommen die, welche unter den Flügeln des Herrn Zuflucht haben? Ich möchte darauf antworten, dass wir den vollen Lohn bekommen an dem Tage, wenn wir diesen Körper von Fleisch und Blut verlassen, das heißt in Christus entschlafen, damit unser Geist allezeit bei dem Herrn sei. In diesem Zustand werden wir schon vollkommene Glückseligkeit geniessen, aber ein noch vollerer Lohn wartet unser, wenn der Herr wiederkommen und unseren Leib verklären wird. Dann werden wir dem Herrn Jesus gleich sein. Diese unaussprechliche Wonne ist der volle Lohn für die, welche Zuflucht unter den Flügeln des Herrn gesucht haben. Es gibt aber auch einen gegenwärtigen Lohn, und auf diesen bezieht sich Boas. Mögen der Leiden und Trübsale, die der Gläubige auf Erden durchzumachen hat, auch viele sein, so fehlt es ihm in dieser Welt doch nicht an Lohn. Die Gottseligkeit hat nicht nur die Verheißung des zukünftigen, sondern auch des jetzigen Lebens. Wer zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachtet, dem werden auch alle anderen Dinge zufallen. Wie werde ich von dem Herrn für mein Vertrauen belohnt? Zuerst durch den tiefen Frieden des Gewissens, den er mir geben wird. Könnte es wohl einen besseren Lohn geben? Wenn jemand sagen kann: Ich habe gesündigt, alle meine Sünden sind mir vergeben - ist solche Vergebung nicht eine unaussprechliche Gabe? Meine Sünden wurden auf Jesus gelegt, er trug sie hinweg, so dass sie auf ewig hinweggetan sind und ich völlig freigesprochen bin. Ist das nicht eine herrliche Versicherung? Das Herz, das durch die Macht des Blutes Jesu Christi gereinigt wurde, erfüllt eine tiefe Ruhe. Eine innere Stimme verkündigt ihm den Frieden Gottes, und der Heilige Geist versiegelt diesen inneren Frieden durch sein eigenes Zeugnis. Ruth gab durch ihr Kommen zum Gott Israels alles auf, aber im Grunde gewann sie alles. Ohne Aussicht auf Gewinn war sie Naomi gefolgt, aber indem sie das tat, was vor Gott recht ist, fand sie den Segen, der reich macht.
"Du bist gekommen zu dem Gott Israels, dass du unter seinen Flügeln Zuversicht hättest."
Ruth, die junge moabitische Witwe, kam auf wunderbaren Wegen in das Land der Verheißung, wurde dort reich gesegnet und sogar gewürdigt, eine Stammutter Jesu zu werden. Was hat ihr diesen Segen eingebracht? Es ist ausgesprochen in unserem Textwort. Sie war gekommen zu dem Gott Israels und hatte unter seinen Flügeln Zuflucht gesucht und gefunden. Ihre treue Anhänglichkeit an die schwergeprüfte Naemi war verbunden mit kindlichem Vertrauen zu Naemis Gott. Und solches Vertrauen wird nicht zuschanden.Das ganze liebliche Buch Ruth ist voll zarter Hinweise auf Gottes Führungen. Es fängt an mit Teuerung und Tod und endet in eitel Freude und Segen. Auch heute klagt wohl manche Witwe und Mutter: Nennt mich nicht mehr Naemi (die Glückliche), sondern Mara (Bitterkeit); denn der Allmächtige hat mich sehr betrübt. Aber der Herr kann das bittere Leid versüssen und durch die herbe Arznei Heilung schaffen. Er kann das tiefe Dunkel in helles Licht verwandeln. - Manche fühlen sich vielleicht gerade beim Herannahen einer Festzeit doppelt einsam, fremd und unverstanden. O, so nehmt eure Zuflucht zu dem Gott Israels, der auch unser Gott und Heiland ist. Bergt euch in ihn. Da findet ihr die Heimat.
Herr, zu Dir steht mein Vertrauen, Dass kein Unheil mich erschreckt; Mit dem Schatten Deiner Flügel Sei mein wehrlos Haupt bedeckt.
Du bist gekommen, dass du unter Seinen Flügeln Zuversicht hättest
In späteren Tagen gebrauchte David mit Vorliebe dieses Bild, auf seinen Wanderungen und Irrfahrten in dem Gebirge Judas. Hatte er es sich vielleicht als köstliches Vermächtnis aus dem Leben seines gottesfürchtigen Vorfahren, Boas, angeeignet? Auch Jesus bediente sich einst dieses Bildes, als Er Jerusalem sammeln wollte, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt unter ihre Flügel.
Wie warm, wie sicher geborgen sind die Küchlein unter den Flügeln der treuen Henne! Der Gewittersturm mag durch das Land fegen, schwere Regentropfen mögen fallen; in den Lüften mag der Habicht kreisen und sich zum Angriff zubereiten; aber zwischen den Küchlein und allen ihnen drohenden Gefahren ist der Leib der schützenden Mutter. Was Wunder, dass der Psalmist sagt, er wolle sich bergen unter dem Schatten der Flügel seines Gottes, bis dass das Unglück vorübergehe!
Haft du dort Zuflucht gefunden? Kannst du sagen von dem HErrn: „Er ist mein Fels, meine Burg, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue?“ O dann bleibe in dieser seligen Zuversicht: Gott steht zwischen dir und allem Bösen, was dich schrecken könnte; sei still, nur still. – Wenn du aber noch nicht geborgen bist unter den ausgebreiteten Flügeln der Cherubim, so mache es wie Ruth: Verlasse das Land deiner Geburt, jenes ferne Moab; verlasse dein Volk und deine Götter; reiße dich los, wenn es nötig ist, auch von einer so eng mit dir verbundenen Seele, wie Orpa; komm herüber über die Grenze, und lies Ähren in dem Gefilde des Evangeliums. Dort wirst du dem wahren Boas begegnen, der dich freundlich aufnehmen wird. Er wird sich mit dir verbinden, und du wirst eine Heimat finden in Bethlehem, dem Hause des Brots, wo du in der Tat gesegnet sein wirst.