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Predigten zu Römer 14,23

"Wer aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Was nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde."

Der Glaube, das Gewissen, das innere gute Verhältnis zu Gott, sieh da den zarten Augapfel, das Herz und die Lebensquelle des neuen Menschen! Im geistlichen Leben sind viele Dinge wichtig, wie z. B. Liebe, Demut, Aufrichtigkeit, gute Werke; eins allein aber ist das Leben, eins ist das Herz im Leibe! Das ist der Glaube, das Gewissen, das innere Bewusstsein des Wohlgefallens Gottes.

Dazu gehören zwei Dinge: Erstens muss man durch das Evangelium und die Gnade in Christus von dem gesetzlichen Sklavengeist befreit sein, die Sündenvergebung und die Gewissheit derselben erhalten haben und in einem evangelischen Kindschaftsgeist, in einer vertraulichen Freundschaft mit Gott leben. Dies ist die Quelle aller wahren Gottesfurcht, aller Liebe, Lust und Kraft zum Guten. Wenn aber dieser vertrauliche Kindschaftsgeist fehlt, dann ist alles, was Gott fordert, schwierig und unmöglich, und alle Werke sind dann erzwungene und unwillige Dienste eines Sklaven. Daraus folgt erstens, dass diese Werke Gott nicht gefallen, denn Er will keinen erzwungenen Dienst haben, und "die mit des Gesetzes Werken umgehen, die sind unter dem Fluch"; zweitens folgt, dass ich ohnmächtig bin, keine Kraft zum Guten erhalte, sondern, dass die Sünde durch das Gesetz immer mächtiger wird. Wenn ich dagegen die Versicherung der Freundschaft Gottes erhalten habe, wenn mein Gott mir zugesagt hat: "Sei getrost, Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben", dann lebe ich auf, dann brenne ich, dann sind Er und Sein Joch mir sanft und Seine Last mir leicht. Wenn mein Gott mir zugesagt hat: "Du bist Mein", dann gehe ich einher mit dem seligen Geheimnis unvergleichlicher Art,- dann "dringt die Liebe Christi mich", selig Ihm in allem zu dienen und nicht mehr mir selbst zu leben, sondern Ihm, der für mich gestorben und auferstanden ist. Sieh, da sind das Herz und das Leben in aller wahren Gottesfurcht!

Zweitens muss ich bei diesem Glauben, bei diesem Bewusstsein des Wohlgefallens Gottes wissen, dass der Wandel, die Werke, die ich eigentlich mit Willen übe, Gott wohlgefällig sind. Ich verrichte sie gerade darum, weil sie mit dem Wort und dem Willen Gottes übereinstimmen. Was ich aus Schwachheit fehle, das gehört zu den Sünden, die ich täglich ins "Vaterunser" einschließe, wenn ich bete: "Vergib uns unsere Schuld", und dafür glaube ich eine ewige und unaufhörliche Vergebung. Der eigentliche Lebenswandel aber, den ich führe, das, was ich mit Wissen und Willen als meine eigene Tat ausübe, muss mit dem Wort übereinstimmen; denn es kann sich nicht mit dem Glauben und einem guten Gewissen vereinigen, wenn ich es nicht für gut und als mit Gottes Willen übereinstimmend halte. Dieses Bewusstsein, das man den durch die Tat bewiesenen Glauben nennen könnte, ist eigentlich der Glaube, von dem der Apostel in Röm. 14. spricht, jenem Kapitel, das mit unserem Spruch schließt: "Was nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde." Alles, was nicht aus einem Herzen fließt, das durch den rechtfertigenden Glauben an Christus begnadigt ist und in Gottes Freundschaft lebt, sowie in dem Willen Gottes sein Lebensgesetz hat und seine Werke in der Meinung tut, dass sie mit dem Willen Gottes übereinstimmen, alles, was nicht aus dieser Quelle fließt, das ist Sünde. Hier sehen wir, wie das erste Gebot die Quelle und die Bedingung für die Erfüllung aller übrigen Gebote ist. Die Hauptsache alles christlichen Lebenswandels ist nämlich diese, dass Gott des Herzens Gott sei und dass das Herz Gott über alle Dinge fürchte, liebe und vertraue.

Nicht ohne Grund verwenden wir hierfür so viele Worte. Denn nächst dem Hauptartikel von unserer Rechtfertigung durch den Glauben ist der erste und wichtigste Lehrpunkt der, wie ein recht christlicher Lebenswandel beschaffen ist oder worin gute, Gott wohlgefällige Werke bestehen. Darum hat der Teufel auch zu allen Zeiten vornehmlich all seine Macht angewandt, um diese zwei Hauptpunkte zu verdrehen. Blicken wir auf Christi Zeit, so finden wir, wie die Lehre gerade in diesen zwei Punkten gefälscht war, und wie alles, was der Herr lehrte, darauf hinausging, dass erstens kein Lebendiger vor Gott gerecht sei, sondern, dass alle Gerechtigkeit vor Gott nur in "Seinem Gang zum Vater" bestehe, und dass ferner nicht äußere Werke ein Gott wohlgefälliges Leben ausmachen, sondern, dass Gott das Herz haben will.

Wer nun wirklich mit Gott gut stehen, Seine Wege wandeln und ein recht christliches Leben führen will, der prüfe sich in diesem Punkt! Es ist erschrecklich, welche Heuchelei in dieser Beziehung vorherrscht, indem man zwar ein christliches Leben führen will, dabei aber ganz die Hauptsache und die Bedingung desselben zu beachten vergisst, nämlich in der Freundschaft Gottes und im Glauben an Sein Wohlgefallen zu leben.

Lasst uns den Herrn nicht versuchen! Er sieht wohl, wie es mit uns steht. "Seine Augen sehen nach dem Glauben." Was hilft es dir, dass du dich mit Gottesfurcht und Christentum abmühst, wenn der Herr schließlich doch alles als Heuchelei und Sünde verwirft? Denn alles, "was nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde".

Ach, prüfe mich, mein Gott, und sieh', wie ich es meine, Ob ich mit Herzens Lust Dir diene, Dir alleine; Ach sieh', ob ich vielleicht auf falschem Wege bin, Und leit mich auf den Weg, der mich zu Dir bringt hin!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Gibt mir Paulus mit dieser Regel einen Maßstab, mit dem ich sicher messen kann, wie es mit meinem Verhalten steht, ob es sündlich ist oder dem göttlichen Willen untertan bleibt? Weiß ich denn, ob ich aus Glauben handle? Paulus hat immer erklärt: ob ihr glaubt oder nicht glaubt, das wisst ihr ganz gewiss; darüber könnt ihr euch nie täuschen, auf was ihr euer Vertrauen stützt, ob ihr euch auf euch selbst verlasst, auf eure Geldmittel, über die ihr verfügt, auf eure Machtmittel, auf die Menschen, die mit euch gehen, und die Verbände, die euch stärken, auf eure christliche Größe, die euch innerhalb der Christenheit und ihrer Arbeit Bedeutung gibt, oder ob ihr auf Gott gestellt seid, euch an Seine Gnade haltet und an Seinen Willen gebunden seid. Darüber, meinte Paulus, sei jedem, der sich ehrlich prüfe, ein Urteil möglich; er könne erkennen, „ob er im Glauben sei“. Da Paulus den Unterschied zwischen Glauben und Nichtglauben, zwischen dem Glauben an Gott und dem Glauben an mich selbst, als deutlich und sicher behandelt, gibt er uns auch mit seinem Unterricht, dass dasjenige Handeln verwerflich sei, das seinen Grund nicht im Glauben habe, einen Maßstab in die Hand, der uns mit Sicherheit angibt, wann wir richtig und wann wir sündlich handeln. Paulus wendet damit unser Urteil nicht nach außen zum Erfolg unseres Handelns hin. Wollte ich seinen Satz so deuten, mein Glaube verbürge mir notwendig und immer den erfolgreichen, Glück bringenden Ausgang meines Handelns, so hätte ich die entschlossene und reinliche Unterordnung unter Gott aufgegeben. Wie es unerhörte Gebete gibt, die nicht deshalb unerhört bleiben, weil es ihnen an Glauben fehlt, die vielmehr aus Glauben kommen und doch uns das nicht bringen, was wir wünschen, so kann sich auch ein Unternehmen, das ich im Glauben begonnen habe, als zweckwidrig herausstellen und scheitern. Nicht vom Glück spricht Paulus, sondern von der Sünde, nicht von der Klugheit unseres Verfahrens, sondern von seiner Richtigkeit vor Gott. Auf die tiefste Stelle, an der sich Rechtes und Schlechtes scheiden, richtet er unsern Blick.

An der Weise, wie ich mich an Gott anschließe, entsteht mein verwerfliches oder mein richtiges Verhalten. Entstand es nicht aus Glauben, dann war ich selbst der Wirkende, habe mir selbst ein Ziel gestellt, nur selbst Eigentum erworben, mir selbst Ruhm verschafft. So handelt der von Gott losgebundene Mensch, der sich mit seiner eigenen Willensmacht selbst bewegt. Was ich begehre und auch erwerbe, braucht keineswegs nur verwerflich zu sein. Ich kann nach Tugend streben; das ist ein hohes Ziel; oder ich kann für das Gemeinwohl arbeiten; das ist ein großer Zweck. Ich kann mir auch religiöse Ziele setzen, kirchliche Interessen vertreten und an der Christianisierung der Menschheit arbeiten. Auch die Bekehrung anderer wird sehr oft ohne Glauben unternommen. Das Urteil „Sünde“ trifft nicht das, was ich herzustellen suche, sondern mich in meinem Verhalten, mich in der inwendigen Bewegung meines Willens, und hier gibt es kein richtiges Verhalten, solange ich mich von Gott fernhalte. Nur dann bin ich über das Sündigen hinausgelangt, wenn mein Handeln darin seinen Grund hat, dass ich das, was Gottes Gnade mir gegeben hat, im Glauben erfasse.

Ruhm, Vater, finden wir bei uns nicht, dafür Dank für Deine Gnade. Treibe den Stolz aus mir aus, der sich in eigener Kraft zu handeln getraut, und gib mir den hellen Blick in das, was Deine gnädigen Gaben mir als Dienst und Pflicht gewähren. Amen.