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Predigten zu Römer 14,17

"Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geiste."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist."

Wenn wir wissen wollen, was uns zu Christen macht, was uns vor Gott gerecht und zu Mitgliedern Seines Reiches macht, dann hören wir, dies sei weder Essen noch Trinken noch irgend etwas, was wir tun könnten, sondern nur das, was der große Gott für uns tat, nur die im Glauben angenommene "Gerechtigkeit Gottes". "Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben." Das ist die Gerechtigkeit, in der das Reich Gottes eigentlich besteht. Deshalb hat auch Luther diesen Text so kraftvoll erklärt: "Das Reich Gottes, dadurch Christus über alle Gläubigen regiert und sie als ein getreuer König beschirmt, straft, besoldet, leitet, weiset usw., sie auch herwiederum auf Ihn vertrauen, Seine väterliche Zucht und Strafe willig annehmen und Ihm allenthalben gehorsam folgen, ist nicht weltlich oder zeitlich, sondern geistlich, steht auch nicht im Essen und Trinken noch in einem äußerlichen Dinge, sondern nur in Gerechtigkeit, Befriedigung und Tröstung der Menschen Herzen und Gewissen. Derhalben ist es nichts anderes denn Vergebung und Wegnehmung der Sünden, durch welche das Gewissen befleckt, betrübt und verunreinigt wird. Denn gleich wie ein weltlich, zeitlich Reich darin besteht, dass die Leute mit Ruhe leben und friedlich sich miteinander nähren mögen usw., also gibt Gottes Reich solche Dinge geistlich und zerbricht der Sünden Reich und ist nichts anderes denn eine beständige Vergebung und Tilgung der Sünden. In dem erzeigt Gott Seine Herrlichkeit und Gnade in diesem Leben, dass Er den Menschen die Sünde hinwegnimmt und vergibt. Solches ist ein Reich der Gnade hier auf Erden. Wenn aber die Sünde mit ihrem Hofgesinde, dem Teufel, Tod, der Hölle usw., den Menschen gar nicht mehr wird anfechten, alsdann wird's sein ein Reich der Glorie und der vollkommenen Seligkeit."

Wenn wir aber so von der Sünde befreit und mit der Gerechtigkeit Christi bekleidet wurden, dann folgt daraus noch eine andere Gerechtigkeit, die wir "die Gerechtigkeit des Lebenswandels" nennen, die darin besteht, dass wir durch den Glauben und den Geist neue Herzen empfingen, so dass wir jetzt in Liebe und mit willigem Gehorsam unseren ganzen Lebenswandel nach dem Wort Gottes richten, wie unvollkommen dies uns auch gelingen mag. Aber wir versuchen unseren Nächsten zu lieben und ihm so zu dienen, wie Jesus uns liebte und diente. Wir wollen jetzt unserem Nächsten nicht nur alles, was recht ist, sondern auch alles Gute tun, wir werden also die Diener aller Menschen, auch der schwachen und unverständigen, nur um allen zu Diensten und zum Nutzen zu sein. Wenn wir dann so von der Liebe regiert werden und nur auf den Nutzen unseres Nächsten sehen, geschieht das, was Luther sagt: "Eines Christen Werke haben keinen Namen", d. h. er tut keine bestimmten Werke, so dass man sie nennen könnte, sondern er tut allerlei, was den Menschen nützlich ist. Er ist hinfort nicht an gewisse Regeln gebunden, sondern nur an die, zu lieben und das zu tun, was die Liebe in jedem einzelnen Fall gebietet."

Das zweite, was der Apostel nennt, heißt Friede. Dieser Friede besteht eigentlich in dem guten Verhältnis zu Gott, so dass wir jetzt nicht mehr unter Seinem Zorn, sondern in Seiner vollen Freundschaft und Gnade stehen, ja, dass wir Seine Kinder und Freunde sind. Aber diesem versöhnten Zustand folgt durch denselben Glauben ein seliges Bewusstsein davon, dass wir auch einen Herzens- und Gewissensfrieden haben, der ein "kindlicher Geist" genannt wird, durch welchen wir "Abba, lieber Vater!" rufen. Die durch den Sündenfall verlorenen Kinder sind wieder in Gottes Freundschaft, können wieder vertraulich mit Ihm sprechen wie Kinder mit ihrem Vater. Solches kann in Wahrheit das "Reich Gottes", ja, das "Himmelreich" auf Erden genannt werden.

Das dritte Stück ist Freude in dem Heiligen Geist. Ein Christ hat nicht nur Friede, sondern auch Freude im Heiligen Geist, ja, zuweilen eine "überschwengliche Freude in aller unserer Trübsal." Diese Freude ist gewiss eine selige Folge des lebendigen Glaubens an das Evangelium, das uns ja eine "große Freude" verkündigt, wie der Engel bei der Geburt Jesu sprach. Zu gleicher Zeit ist diese Freude aber auch, wie der Glaube selbst, eine unmittelbare Gottesgabe und ein solches Gotteswerk, das nur derjenige versteht, der es selbst erfahren hat. Von dieser Freude über die Gnade des Evangeliums haben wir viele Beispiele in der Schrift, wie z. B. die Dreitausend am Tage der Pfingsten, den Kämmerer aus dem Mohrenland, den Kerkermeister zu Philippi und andere. Die Seele, die aus dem Zorneszustand zur Versöhnung mit Gott kam, und die jetzt im Lichte des Geistes sieht, in welch ein Himmelreich der Gnade und der Seligkeit sie dann eintrat, muss sich ja innig freuen und fröhlich sein, wenn sie bei klarer Besinnung ist. Diese Freude wird oft auch in reichstem Maße bei der ersten Glaubensgewissheit und in den lieblichen Hochzeitstagen gegeben, während der Bräutigam nahe oder wahrnehmbar ist, wenn Sein Verbergen und andere Prüfungen noch nicht zu schwer wurden. Aber die Freude wird sehr verschieden ausgeteilt, je nachdem der Herr die einzelnen Menschen besonders erzieht, und gewöhnlich so, dass derjenige, der weniger Trübsal hat, auch weniger von der übernatürlichen Freude hat, während dagegen nach einer grösseren Trübsal eine grössere Freude gegeben wird - wie die Geschichten und Erfahrungen der Heiligen uns lehren.

Nun ist der Strick zerrissen, das ängstliche Gewissen Ist alles Kummers gänzlich frei. Die Wunden sind verbunden Durch Christi Blut und Wunden, Die Gnade schafft nun alles neu.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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War es nicht etwas Großes, dass für die für Gott geheiligte Gemeinde alles rein geworden war und zwischen ihr und dem, was die Natur uns darreicht, kein Verbot mehr stand? Es war nicht kindisch, wenn sie sich in den Anfängen der Christenheit an ihrer Freiheit ergötzten, in Gedanken an die Beschwerden, die sie unter den Verboten des alten Gesetzes von innen und von außen, im Gewissen und in der Haushaltung, bedrückt hatten. Wir alle genießen die Freiheit froh, die uns im Verkehr mit der Natur keine Schranken setzt und sowohl unserer Technik als unserer Kunst kein Verbot entgegenstellt, auszunützen, wie es dem Stande unserer Erkenntnis entspricht. Gerade darum, weil diese Freiheit einen großen Reiz und reichen Wert in sich trägt, ist es nötig, dass uns Paulus mahne: Das ist nicht Gottes Reich. Nicht dadurch empfange ich seine großen Gaben, dass ich mein Essen und Trinken so ordnen kann, wie es mir selber zweckmäßig scheint, und mich überall in der Natur frei bewegen darf. Es gibt inwendigen Reichtum, der kostbarer ist als jeder natürliche Gewinn, und diese inwendige Begabung ist das, wodurch ich an Gottes Reich Anteil habe. Die höchste und unentbehrlichste aller Gaben ist die Gerechtigkeit, die Richtigstellung meines Verhältnisses zu Gott, mit der auch alle meine Beziehungen zur Welt richtig werden. Gerechtigkeit ist der sichere Damm gegen das Böse, das feste Fundament für mein Handeln, der Ort, an dem ich vor Gott stehen und mich gläubig an Ihn halten kann. Mit der Gerechtigkeit endet der Zwist, der mich von Gottes Gnade trennt und mich in mir selbst zerreißt. Nun stehe ich in jenem Frieden, den Christus mit sich auf die Erde herabgebracht hat, im Frieden der Versöhnung mit Gott und darum auch in der friedlichen Gemeinschaft mit den Menschen. Damit endet mein Jammern und es brennt in der Seele das helle Licht einer Freude, die das ganze Leben durchwärmt. Diese inwendige Erneuerung und Bereicherung wird mir deshalb zuteil, weil Gottes Geist bei uns ist. Das, was der Geist gibt, ist das Kennzeichen für Gottes Reich. Mit seinen Gaben kommt das zu uns, was Gottes allmächtige Gnade für uns tut und was uns zu ihrem ewigen Ziel emportragen wird. Das alles ist aber ungleich größer und wichtiger als das, was ich im Verkehr mit der Natur gewinnen kann.

Berührt von vielem werde ich, Vater, nach außen gezogen; drum wende ich mich durch Deine Gnade nach innen. Um mich her lagern sich wie eine hohe Mauer die natürlichen Dinge; so mache mir Deines Geistes Wirken sichtbar. Die natürlichen Güter machen mich nicht gerecht, bringen mir nicht den Frieden und machen mich nicht froh. Das tun Deine Gaben, die Du uns schenkst durch Deinen Geist. Amen.