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Predigten zu Römer 11,27
"und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde"."
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Dies Ist Mein Testament mit ihnen, wenn Ich ihre Sünden wegnehmen werde."
Hier redet der große Gott. Höre, welch ein Wort! "Dies ist Mein Testament mit ihnen" oder Mein Bund mit ihnen, "wenn Ich ihre Sünden wegnehmen werde". Dies ist das Testament Gottes. Ein Testament ist der unerschütterlichste Bund, wenn es bestätigt ist und "durch den Tod dessen, der das Testament gemacht hat, fest wird". Es ist dann sein letzter Wille, von dem man hernach nichts abstreicht. "Man tut auch nichts dazu", sagt der Apostel. Einen solchen unerschütterlichen Bund hat Gott der Herr, wie Er selbst sagt, mit dem abtrünnigen Volke Israel geschlossen. Und worin besteht dieser Bund? Der Herr sagt: "Ich werde ihre Sünden wegnehmen." Bei Jer. 31 beschreibt Er ihn nämlich so, dass er nicht ein solcher sein sollte wie der vorige, den Er mit den Vätern schloss, als Er sie aus Ägypten führte und sie an den Sinai kamen. Dieser Bund sollte ein neuer, ein anderer Bund sein. Und der Unterschied sollte besonders dieser sein: Während im ersten Bund das Gesetz auf steinerne Tafeln für unwillige Herzen geschrieben war, so dass "Er sie zwingen musste", soll nun im neuen das Gesetz in ihr Herz und in ihren Sinn geschrieben werden. Und während im vorigen Bund die Sünden nicht vergeben, sondern bestraft werden sollten, sollen im neuen "die Missetaten vergeben und soll der Sünden nie mehr gedacht werden". Den neuen Bund sollen also die Vergebung der Sünden und die Umwandlung des Herzens auszeichnen. Er soll ein Gnadenbund, ein Friedensbund und ein ewiger Bund sein!Einen solchen Bund wollte Gott der Herr auch mit Seinem abtrünnigen Volke Israel schließen: Wir sehen hier wieder die unermessliche Grösse der Gnade Gottes! Nachdem, wie die ganze Geschichte des Volkes Israel zeigt, seine Kinder sich so grässlich versündigt hatten, schließt Er noch einen solchen Bund mit ihnen, dass Er selbst ihre Sünden wegnimmt. Gewiss ließ Er zunächst Seinen gerechten Zorn über sie ergehen, teils durch die Verstockung ihrer Herzen, teils durch alle äußeren Strafen und Plagen, wie z. B. in der Zerstörung Jerusalems und der Zerstreuung des Volkes. Dann aber will Er ihnen nach alledem im neuen Bund wieder eine solche verheißene Gnade erweisen, will ihnen wieder alles vergeben, will ihre Sünden wegnehmen und nimmer ablassen, ihnen Gutes zu tun. So ist Gott der Herr. Sei dessen eingedenk!
Alles dieses ist uns zur Lehre geschrieben. Wenn Gott, der Herr ein solches Volk begnadigt und solche Sünden vergibt, wie es diejenigen des Volkes Israel waren, wen würde Er dann nicht begnadigen, welche Sünden würde Er dann nicht vergeben? Die grässlichsten, unwürdigsten Sünden sind gewiss diejenigen, die wir begehen, nachdem wir eine so große Gnade empfangen haben. Nichts erschreckt uns so sehr, als wenn wir uns sagen müssen: "Ich wusste den Willen Gottes, ich habe so große Gnade empfangen, trotzdem aber habe ich so gesündigt." Sieh nun hier! Gerade so war es mit dem Volk Israel bewandt. Obwohl ihre Sünden so grässlich groß waren, will der Herr ihnen dennoch alles vergeben, wenn sie nur "nicht im Unglauben bleiben wollten." Er "will ihre Sünden wegnehmen", sie im Versöhnungsblut reinwaschen und ihnen alles Gute tun. Ist hier nicht bewiesen und bekräftigt, was Er in Jes. 1,18 spricht: "Kommt und lasst uns miteinander rechten. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiss werden; und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden?"
Lasst uns die Worte nochmals beachten! "Ich werde ihre Sünden wegnehmen." Er, gegen den wir gesündigt haben, will selbst die Sünden wegnehmen. Wir meinen gewöhnlich, dass wir uns erst von ihnen befreien müssten, bevor Gott uns gnädig sein könnte. Aber hier sagt der Herr, wie überall in Seinem Worte, dass Er sie wegnehmen will. Und die Wegnahme der Sünden ist eine doppelte. Erstens tilgt Er die Schuld der Sünden durch die Versöhnung und die Vergebung für immer, so dass sie uns nicht mehr verdammen werden, weil wir in einem Gnadenreiche sein sollen. Das heißt, alle Sünden, die noch in unserem Fleische sind und leider oft ausbrechen, sollen uns nie zugerechnet werden, sondern vor den Augen Gottes so sein, als ob sie keine Sünden, sondern nur Krankheiten und Leiden wären, über die Er uns trösten, ja, derentwegen Er Mitleid mit uns haben will. - Zweitens wird Er auch die Herrschaft der Sünden tilgen, so dass sie uns nicht mehr regieren sollen, weil wir einen ganz anderen Weg durch das Leben gehen werden, als ihn die Welt geht. Der Herr wird mit Seinem Geist und mit Seiner Züchtigung die Sünde in uns töten und unser ganzes Wesen heiligen.
Lasst uns bedenken, dass der Herr selbst es tun wird. Wir meinen gewöhnlich, wenn Gott uns auch um Christi willen unsere Sünden vergibt, müsse es doch unsere Sache sein, die Sünden auszufegen und zu töten. Aber Gott der Herr spricht: "Ich will Mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben."Ich will ihnen Meine Furcht ins Herz geben, dass sie nicht von Mir weichen."Und der Apostel sagt:"Gott ist es, der beides in euch wirkt, das Wollen und das Vollbringen, nach Seinem Wohlgefallen."Wir sind nicht tüchtig von uns selbst, etwas zu denken; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott." Alle uns zuteil werdenden Bestrafungen und Ermahnungen sollen uns also lehren, dass wir "nichts nehmen können, es werde uns denn vom Himmel gegeben" -, sie sollen lehren, alle Gnade zu begehren und Ihn dafür zu preisen.
Du kauftest mich mit Blut und Tod, Ich glaub's, denn es ist wahr; Du löstest mich aus ew'ger Not Und liebst mich immerdar.