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Predigten zu Psalm 94,1
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
Wenn die Vollstreckung eines Urteils richtig ist – und wer wollte das leugnen? –, dann muss es sehr passend sein, danach zu verlangen; nicht wegen privater Rache – in solchem Fall würde wohl kaum ein Mensch wagen, Gott darum zu bitten –, sondern weil man auf Seiten des Rechts steht und mit den unschuldig Leidenden Mitgefühl hat. Wer könnte ein Volk sehen, das versklavt wird, oder auch nur einen einzelnen Unterdrückten, ohne zum Herrn zu rufen, Er möge aufstehen und dem Recht zum Sieg verhelfen? Hier wird die Duldung der Ungerechtigkeit der Verborgenheit des HERRN zugeschrieben, und es wird damit gerechnet, dass der bloße Anblick Gottes die Tyrannen so erschrecken wird, dass sie mit ihrer Unterdrückung aufhören. Gott muss sich nur zeigen, und die gute Sache hat gewonnen. Er kommt, Er sieht, Er siegt! Wahrlich, in diesen bösen Tagen brauchen wir eine öffentliche Erweisung Seiner Macht; denn die alten Feinde Gottes und der Menschen ringen wieder um die Vorherrschaft, und wenn sie gewinnen, wehe dann den Heiligen Gottes!
Sind Sklaverei, Raub und Tyrannei nie zu bändigen? Weil im Himmel fürwahr ein gerechter Gott lebt, der mit Allmacht ausgerüstet ist, muss sicherlich früher oder später die Herrschaft des Bösen zu ihrem Ende kommen; eines Tages wird die Unschuld ihren Verteidiger finden. Dieses »Bis wann?« in unserem Text ist die bittere Klage aller Gerechten zu allen Zeiten und drückt das Verwundern über das große Rätsel der Vorsehung aus, das in der Existenz und der Vorherrschaft des Bösen liegt. »Bis wann?« ist auch der Ausdruck tiefen Leides, dem nichts als die Frage geblieben ist. Wie oft wurde diese bittere Klage in den Verliesen der Inquisition, an den Schandpfählen der Sklavenhalter und in den Kerkern der Unterdrücker gehört! Zu Seiner Zeit wird der Herr öffentlich antworten, aber noch ist dieses Ende nicht erreicht.
Wenn die Menschen glauben, Gottes Augen könnten nicht sehen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie ihren grausamen Begierden freien Lauf lassen. Die hier erwähnten Personen huldigten nicht nur einem krassen Unglauben, sondern wagten, ihn auch noch zu rechtfertigen, indem sie die ungeheuerliche Lehre verbreiteten, Gott sei viel zu weit weg, um von den Handlungen der Menschen Notiz zu nehmen. Wenn Gott wirklich der Gott Seines Volkes geworden ist und Seine Fürsorge in tausend Gnadentaten bewiesen hat, wie wagen dann Gottlose zu behaupten, dass Er das von ihnen an den Heiligen begangene Böse nicht bemerkt hätte? Der Lästerung dieser stolzen Menschen sind keine Grenzen gesetzt, nicht einmal die Vernunft kann sie in die Schranken weisen; sie haben die Barrieren vernünftigen Denkens durchbrochen. »Tastet Meine Gesalbten nicht an, tut Meinen Propheten nichts Übles!« Doch diese benehmen sich wie Tiere und bekennen, nicht zu glauben, dass Er sieht und die Seinem erwählten Volk zugefügten Verletzungen wahrnimmt! Wahrlich, in solchen Ungläubigen erfüllt sich der Spruch des Weisen, dass wenn der Herr jemanden vernichten will, Er ihn der Narrheit seines verderbten Herzens überlässt.