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Predigten zu Psalm 62,6
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
Die Seele neigt dazu, sich von ihrem Anker lösen zu lassen, oder sie ist leicht versucht, eine zweite Zuversicht dem einzigen und sicheren Grund des Vertrauens hinzuzufügen. Darum müssen wir uns aufwecken, damit wir die heilige Stellung behaupten, die wir anfangs einnehmen konnten. Wir erwarten etwas von Gott, weil wir Ihm glauben. Erwartung ist das Kind von Gebet und Glauben und wird von dem Herrn als annehmbare Gabe anerkannt. Wir sollten nichts begehren als das, was vor Gott wohlgefällig ist, uns zu geben; dann erwarten wir alles nur von Gott. Und in Bezug auf wahrhaft gute Dinge sollten wir nicht nach einer zweitrangigen Quelle blicken, sondern nur auf Ihn schauen, und dadurch erwarten wir wieder alles nur von Ihm. Die leeren Hoffnungen auf Weltmenschen erfüllen sich nicht; sie versprechen, aber können es nicht einhalten; was wir dagegen erwarten, ist schon unterwegs und wird zur rechten Zeit eintreffen und unsere Hoffnungen bestätigen. Glückselig ist der Mensch, der begreift, dass alles, was er wünscht, alles, was er erwartet, in seinem Gott zu finden ist. Einen unsterblichen Geist beständig auf die Betrachtung vergänglicher Dinge hinabzubeugen, ist außerordentlich töricht. Sollten solche, die den Herrn ihre Herrlichkeit nennen, sich des Sandes der Erde rühmen? Sollte das Bild und die Inschrift des Kaisers sie der Gemeinschaft mit dem berauben, der das Bild des unsichtbaren Gottes ist? Wie wir uns nicht auf Menschen verlassen dürfen, so dürfen wir unsere Zuversicht auch nicht auf das Geld setzen. Wohlstand und Ansehen sind nichts als Schaum auf den Wogen. Aller Reichtum, alle Ehre, die die gesamte Welt bieten könnte, wäre ein zu schwacher Faden, um damit das Glück einer unsterblichen Seele festzuhalten.
Wessen sollten wir uns rühmen, wenn nicht dessen, der uns rettet? Unsere Ehre ist bei dem gut aufgehoben, der unsere Seele in Sicherheit bringt. Alles in Gott zu finden und sich dessen zu rühmen, dass dies so ist, ist eins der sicheren Kennzeichen einer erleuchteten Seele. Beachtet, wie der Psalmist seine eigenen Initialen jedem Namen einbrennt, den er mit Freuden seinem Gott gibt: meine Hoffnung, mein Fels, meine Hilfe, meine Ehre, mein Schutz und meine Zuflucht. Er gibt sich nicht damit zufrieden, dass Gott dies alles ist, er handelt Ihm gegenüber im Glauben und nimmt Ihn in jeder Beziehung in Besitz. Es ist das Wörtchen »mein«, das den Honig in die Wabe bringt. Wenn unsere Erfahrung uns noch nicht dahin gebracht hat, den Herrn unter all diesen tröstlichen Titeln zu entdecken, müssen wir um die Gnade bitten, auch Teilhaber an deren wunderbaren Schönheit zu werden. Die Bienen dringen auf verschiedene Weise in die Blüten ein, um ihren Nektar zu sammeln; es muss ihnen nicht leicht fallen, in die verschlossenen Kelche zu gelangen und in die fast verschlossenen Behälter ihrer Lieblingsblumen einzudringen, doch die Honigsammlerinnen finden einen Weg. Darin sind sie unsere Lehrmeisterinnen; denn zu jedem kostbaren Namen, Wesenszug und Amt unseres Bundesgottes muss unser Glaube einen Zugang finden, und aus jedem muss er Glückseligkeit gewinnen.