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Predigten zu Psalm 31,5

"In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, der HERR, du Gott der Wahrheit!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"In Deine Hände befehle ich meinen Geist; Du hast mich erlöset, Herr, Du treuer Gott."

Diese Worte sind von heiligen Menschen in der Stunde ihres Abscheidens oft gebraucht worden. Wir können sie heute abend mit Segen zum Gegenstand unsrer Betrachtung wählen. Der Gegenstand der angelegentlichsten Sorgfalt eines gläubigen Menschen im Leben und im Tode ist nicht sein Leib oder sein Vermögen, sondern sein Geist; das ist sein höchster und teuerster Schatz, wenn dieser geborgen ist, dann ist alles gut. Was ist doch alles vergängliche Gut im Vergleich mit der Seele? Der Gläubige befiehlt seine Seele in seines Gottes Hände; sie kommt von Ihm, sie ist sein Eigentum, Er hat sie bisher bewahret und kann sie ferner bewahren, und darum ist es das beste, dass Er sie wieder aufnimmt. Alle Dinge sind in Jehovahs Händen wohl aufgehoben; was wir dem Herrn vertrauen, ist wohl geborgen, sowohl jetzt als an dem Tag der Tage, dem wir entgegen gehen. Es ist ein seliges Leben und ein herrliches Sterben, wenn wir uns der Sorge des Himmels anheim stellen können. Jederzeit sollten wir unser alles der treuen Hand Jesu befehlen; und wenn auch das Leben an einem Faden zu hängen scheint, und die Schwierigkeiten sich mehren wie der Sand am Meer; so bleibt dennoch unsre Seele in süssem Frieden und fühlt sich glücklich in ihrem Ruheport. "Du hast mich erlöset, Herr, Du treuer Gott." Erlösung ist eine sichere Grundlage für die Befestigung des Gottvertrauens. David hatte Golgatha nicht gekannt, wie wir, aber er ward durch manche zeitliche Erlösung gestärkt; und uns sollte die ewige Erlösung nicht noch viel lieblicher trösten und erquicken? Vergangene Errettungen sind kräftige Unterpfänder, dass wir auch jetzt auf den göttlichen Beistand rechnen dürfen. Was der Herr an uns getan hat, will Er wieder tun, denn bei Ihm ist keine Veränderung. Er ist treu seinen Verheißungen und gnädig seinen Heiligen; von seinem Volke wendet Er sich nicht ab. "Wer Jesum bei sich hat, kann sicher stehen, Und wird im Leidensmeer nicht untergehen. Wenn ihn der Herr beschützt in Gnaden, Was kann ihm Tod und Teufel schaden? Er wandelt stets auf ew'gen Pfaden."


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das vorbildliche Sterben Jesu

"In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott."

Mit dem siebenten und letzten Wort am Kreuz befiehlt Jesus seinen Geist in die Hände des Vaters. Er tat es aber nicht erst beim Verscheiden. Während seines ganzen Erdenlebens gab er unausgesetzt seinen Geist dem Vater zur Bewahrung und Beeinflussung. Der Geist ist die bestimmende Macht im Innenleben. Er hat oder soll wenigstens die Oberhand haben gegenüber den mannigfachen Bewegungen der Seele. Er ist bestimmt, über die Flut der seelischen Bewegungen emporzuragen. Er soll sich nicht von ihr verschlingen lassen. "Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott!" - so soll der Geist der Seele zureden und sie in die richtige Bahn weisen. - Wenn Jesus seinen Geist dem Vater befahl, wie viel mehr haben wir Ursache dazu! Jesus wollte nicht selbst über sich bestimmen. Er übergab das Verfügungsrecht über sich dem Vater. Er sollte seinen Geist leiten und in heiligen Schranken halten. - Wie schnell kommt unser Geist auf eine verkehrte Fährte und zieht das ganze Seelenleben nach sich! Er wird von den seelischen Begierden, Trieben und Leidenschaften gefangengenommen und fortgerissen, anstatt über sie zu gebieten. Hat Jesus seinen Geist in des Vaters Hände gegeben, so befehlen wir ihn in des Heilands Hände. Er hat uns erlöst, wir sind sein rechtmässiges Eigentum. So wird er auch unsern Geist in seinen starken, treuen Händen bewahren, dass er nicht gefährdet werde. - Wir leben in einer Zeit, in der wir von Irrlehren förmlich umschwirrt sind. Lüge und Täuschung geben sich aus für Wahrheit. Am Ende der Tage treten kräftige Irrtümer auf. Da tut es not, dass wir täglich unsern Geist in Jesu Hände übergeben. Er allein kann uns bewahren, dass wir nicht gefährlichen Irrlehren zum Opfer fallen. - Unser Geist ist nach zwei Seiten hin in Gefahr. Einmal überhebt er sich gern und gerät in falsche Höhe. Dann lässt er sich wieder niederdrücken und liegt matt und geknickt am Boden. Nur in Jesu Hand sind wir gesichert. Der Heiland verhilft zu einem schönen Gleichmass. Wohl gibt es Schwankungen, aber sie dürfen nicht zu Störungen ausarten. - Unversehens wird der Geist von aufsteigenden Erregungen und Wallungen der Seele erschüttert und umgeworfen: bald von Sorgen und Ängsten gepeitscht, bald von ungestümer Lust und Begierde fortgerissen. Nur in Jesu Händen wird er zu einem Fels, der von der Brandung der seelischen Wogen umtobt, aber nicht umgeworfen wird. - Wenn wir Tag für Tag unseren Geist dem Heiland anvertrauen, dann dürfen wir auch im letzten Stündlein ihn seinen Händen übergeben.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"In Deine Hände befehle ich meinen Geist; Du hast mich erlöst, Herr, Du treuer Gott!"

Viele Heilige haben mit diesen Worten ihre Seele ausgehaucht in Gottes Hände. Der Herzog unserer Seligkeit hat es ihnen zuvorgetan, da er sein Haupt neigte, und verschied. Ein Stephanus unter Steinwürfen, ein Hus am brennenden Holzstoss haben mit diesem Lebenswort den Tod überwunden. Es ist ein wunderbares Gebet zum seligen Sterben. Aber es ist auch ein wunderbares Gebet zum heiligen Leben. Wie so nötig haben wir den Schutz der starken Gotteshände in dieser Welt, wo dem Geiste noch mehr Gefahren drohen als dem Leibe!

Es ist ein Gebet für den frühen Morgen: Herr, für diesen neuen Tag befehle ich meinen Geist in Deine bewahrenden, leitenden Hände. - Am Mittag, wenn es oft heiss hergeht in mancherlei Arbeit, da ist die Zeit zu rufen: In Deine Hände befehle ich meinen Geist, dass Du ihn behütest vor Aufregung, vor Sünde und Verzagtheit. - Und welches Gebet könnte am Abend besser unser Verlangen ausdrücken als dieses: In Deine Hände befehle ich meinen Geist, dass Du ihn reinigst von aller Befleckung und mich deckest vor allem Schaden! Du hast mich erlöst, mein treuer Gott. Wachend oder schlafend, lebend oder sterbend bin ich Dein!

So ruh ich nun, mein Heil, in Deinen Armen, Du selbst sollst mir mein ew'ger Friede sein; Ich hülle mich in Deine Gnade ein: Mein Element ist einzig Dein Erbarmen.