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Predigten zu Psalm 25,7
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
Die Sünden der Jugendzeit, die ersten Erfahrungen des Zwiespalts zwischen unserer Neigung und unserer Pflicht, zwischen der Begehrung und dem göttlichen Gebot, bringen dem Gewissen tiefe Wunden bei. Auch Paulus hat von der Stunde, in der das Gebot seinen Wünschen entgegentrat und er sein Begehren gegen das Gebot festhielt, gesagt, dass er damals gestorben sei, weil damals die Sünde lebendig wurde und es unmöglich ist, dass der Mensch und die Sünde zusammenleben. Später stumpft die Gewöhnung unser Empfinden ab und wir lernen es nur zu gut, das Sündigenmüssen als die unabwendbare Notwendigkeit zu ertragen, in die wir uns zu fügen haben. Die peinliche Not, die die jugendlichen Sünden uns bereiten, hat deshalb starken Grund, weil sie mit folgenreicher Macht den Gang unseres Lebens bestimmen. Diese Zusammenhänge treten bei der rückwärts blickenden Betrachtung unseres Lebens deutlich hervor und nötigen uns immer wieder auch im gereiften Leben zu der Bitte, die für die Sünden der Jugend die Vergebung erfleht. Wenn unsere ganze Geschichte durch sie bestimmt wird, machen sie es uns schwer, an die Vergebung zu glauben. Wie ein Widerspruch stellt es sich uns dar, Vergebung und fortwirkende Macht der Verfehlung. Besteht nicht die Vergebung darin, dass die Folgen des Sündigens getilgt werden und unserem Fall die Macht genommen wird, uns zu verderben? Und doch gibt es manchen, der zeitlebens unter seinen jugendlichen Sünden leiden muss. In der Tat beendet Gottes Vergebung die uns verderbende Macht des Bösen und seine Gnade wandelt unseren Fall in Segen. Dazu benützt seine Gnade aber auch das Leid, das wir uns mit unserem Sündigen bereiten. An ihm zeigt sie uns die Verwerflichkeit unseres verkehrten Handelns und bringt uns dazu, dass wir mit Ernst nach Gott verlangen. Dabei darf uns die Erwägung den Mut stärken, dass sich im jugendlichen Handeln Unwissenheit und Sünde innig durchdringen. Der jugendliche Sünder versteht sich selber nicht; sein Bewusstsein ist noch nicht so hell, dass er es erfasste, was geschieht. Darum dürfen wir in der Erinnerung an das, was in unserer Jugend geschah, an das Wort Jesu denken: „Vergib ihnen; sie wissen nicht, was sie tun.“ Weil sich der Psalmist aber mit redlichem Herzen vor Gott stellt, lehnt er es ab, sich damit zu entschuldigen, dass er damals noch jung gewesen sei. War ihm damals noch verhüllt, was er tat, jetzt weiß er, dass es Sünde war, und er weiß auch, dass es auch für jene Sünden keine andere Heilung gibt als die, die uns Gott dadurch gewährt, dass er uns gnädig verzeiht.
Vor Dir, Herr, Gott, will ich nichts verbergen, nichts entschuldigen. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so bist Du treu und gerecht, dass Du sie uns vergibst. Muss ich unter ihren Folgen leiden, so erkenne ich auch darin Deine Gnade; so ziehst Du mich zu Dir. Amen.