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Predigten zu Psalm 22,4
Eines bitte ich vom HErrn, nach diesem will ich trachten
Ein Ziel beherrschte Davids Leben und lag seinen Gebeten, seinen Gedanken stets zu Grunde. Sehen wir zu, dass alle Gebete, alle Ereignisse und Verhältnisse unsers Lebens sich einem zielbewussten Triebe beugen. Wenn das Auge einfältig ist, wird der ganze Leib licht sein.
1. Des Psalmisten Ziel
Ist es nicht herrlich, dass es auch das unsrige sein darf? „Im Hause des HErrn bleiben,“ heißt doch innerhalb des Vorhangs leben, in Gemeinschaft mit Gott, in dem beständigen Bewusstsein seiner Gegenwart. „Seine Schönheit schauen“ heißt: von uns selbst weg, auf Jesum blicken, „Nach Ihm forschen in seinem Tempel,“ heißt: alles mit den HErrn besprechen, was unsere Familie, unser Geschäft, die Kirche, das allgemeine Wohl betrifft. In allen diesen Beziehungen konnte der äußere Tempel nur ein schwaches Vorbild sein; wir aber dürfen bleiben im Hause des HErrn alle Tage unsers Lebens.
2. Des Psalmisten Trachten
Es sei unser fester Entschluss, alle Tage nach der Erreichung dieses Zieles zu trachten, nicht nur darum zu bitten. Lasset uns gleich am Morgen damit beginnen und uns in jedem freien Augenblick daran erinnern, dass wir die Freudigkeit, die Erlaubnis haben, einzugehen in das Allerheiligste. O dass wir doch von diesem edlen Trachten so beseelt wären, wie der Mann der Wissenschaft es ist, wenn es sich darum handelt, die verborgenen Wunder der Natur zu entdecken, – wie der Geschäftsmann, der sein Glück machen will, – wie der tapfere Nordpolfahrer, der dem Eismeer seine Geheimnisse entlocken möchte.
Wahres Gebet wird uns nicht zur Vermessenheit führen; wir werden Gott nicht bitten das für uns zu tun, was wir selbst tun können. Nein, wir werden bitten, als ob alles vom Gebet abhinge und dabei uns dennoch anstrengen, als ob darauf alles ankäme.