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Predigten zu Psalm 22,12
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
Der gekreuzigte Sohn Davids fährt fort, Seine Klagen und Gebete vorzutragen. Wir benötigen viel Gnade, damit wir beim Lesen Gemeinschaft mit Seinen Leiden haben können. Möge der gesegnete Heilige Geist uns zu dem klarsten und herzbewegendsten Anblick der Schmerzen unseres Erlösers führen!
Unser Stellvertreter litt in tiefster Seele, denn Er sagte: »Die Wasser sind bis an die Seele gekommen«; da mochte Er wohl rufen: »Sei nicht fern von Mir!« Das Fehlen aller sonstigen Helfer ist ein sprechender Appell. Im Fall unseres Herrn konnte und wollte niemand helfen; es war nötig, dass Er die Kelter allein trat; doch wurden Seine Leiden dadurch entsetzlich verschlimmert, dass Ihn Seine Jünger alle verlassen hatten. Freunde und Gefährten waren fern von Ihm. Es ist etwas Schreckliches, völlig ohne Freunde zu sein; das erdrückt das Menschenherz; denn der Mensch ist nicht erschaffen, um allein zu sein, und gleicht einem abgetrennten Glied, wenn sein Herz völlig einsam ist. Denkt über den Herrn Jesus nach, wie Er als hilf- und schutzloser, nackter Mensch mitten in eine Herde aufgehetzter, wilder Stiere gestoßen worden war. Sie glichen an Rohheit den Stieren, und es waren viele und starke Feinde, und der von allen Verworfene war ganz allein, an ein Holz genagelt. Diese Seine Situation gibt seinem Flehen tiefen Nachdruck: »Sei nicht fern von Mir!« Der Glaube unseres Herrn muss durch schwere Anfechtungen gegangen sein, als Er sich auf Gnade und Verderb den Gottlosen ausgeliefert sah; doch Er ging siegreich daraus hervor, indem Er betete. Gerade die Gefahren, denen Er ausgesetzt war, dienten dazu, dass Seine Gebete die Oberhand gewannen.
Dann wendet sich der Herr von Seinen Feinden weg und beschreibt Seinen eigenen, persönlichen Zustand mit Worten, die allen, die Ihn lieben, die Tränen in die Augen treiben müssten. Er war völlig aufgezehrt, wie auf die Erde geschüttetes Wasser; Sein Herz war zerschmolzen und hatte nicht mehr Festigkeit als fließendes Wasser. Alles an Ihm war zu einem Opfer geworden, wie ein vor Gott ausgegossenes Trankopfer. Schon lange war Er ein Tränenquell geworden; in Gethsemane trat blutiger Schweiß auf Seine Stirn, und am Kreuz strömte Sein Blut hervor. Er schüttete Seine Kraft und Seinen Geist aus, so dass Er nur noch völlig schwach und ganz erschöpft war. Weil Er schon früher die Errettung von mächtigen Feinden erfahren hatte, die stark wie Stiere waren, ruft der Erlöser am Schluss nach Rettung vom Tod, der wie ein wütender und reißender Löwe über Ihn kam. Dieses Gebet wurde erhört, und die Finsternis des Kreuzes schwand. So erringt der Glaube am Ende den Sieg, auch wenn er hart geschlagen und sogar dem Feind unter die Füße gegeben war. So war es bei unserem Haupt, und so wird es bei allen Seinen Gliedern sein. Wir haben die wilden Stiere überwunden und werden auch den Löwen besiegen, und von beiden, von dem Löwen und den Stieren, werden wir die Kronen wegnehmen.