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Predigten zu Psalm 18,35

"Und du gabst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stützte mich, und deine Herablassung machte mich groß."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Wenn Du mich demütigest, machst Du mich groß."

Eigentlich heißt die Stelle: "Deine Demut macht mich groß,"Deine Herablassung zu mir,"Deine Selbsterniedrigung." Was uns groß macht, ist die Leutseligkeit Gottes, die sich uns zuliebe klein macht. Wir sind so klein, dass, wenn Gott seine Grösse ohne Herablassung offenbaren würde, wir unter seinen Tritten zermalmt würden; aber Gott, der sich erniedrigen muss, um aus seinem unnahbaren Heiligtum die Himmelsräume zu betrachten, der sich beugen muss, um seiner Engel Walten zu schauen, senkt seine Blicke noch tiefer herab, und siehet auf die Niedrigen und Elenden und macht sie groß. Die Worte können auch übersetzt werden: "Deine Güte macht mich groß." David schreibt dankbar alle seine Grösse nicht seiner eignen Güte, sondern der Güte Gottes zu. "Deine Vorsehung" lautet eine andre Lesart, und Vorsehung ist ja nichts andres, als die sich betätigende Güte. Güte ist die Knospe, aus welcher die Vorsehung erblüht, oder Güte ist die Saat, aus welcher die Vorsehung als Ernte hervorgeht. Manche lesen auch: "Deine Hilfe," was eigentlich nur ein andrer Ausdruck für Vorsehung ist; denn die Vorsehung ist der starke Verbündete der Heiligen, der ihnen im Dienst des Herrn zu Hilfe kommt. Es gibt noch andre Ausdrücke, so heißt es zum Beispiel in der griechischen Übersetzung: "Deine Zucht," deine väterliche Strafe, "macht mich groß;" während die chaldäische Umschreibung lautet: "Dein Wort stärkt mich." Doch ist der Gedanke immer derselbe. David weist hier auf die herablassende Güte seines himmlischen Vaters hin, wenn er an seine erlangte Grösse denkt. Möchte doch dies Gefühl heute abend in unsern Herzen einen dankbaren Widerhall finden, während wir unsre Kronen zu den Füßen Jesu niederlegen und ausrufen: "Deine Güte macht mich groß." Wie wunderbar haben wir doch Gottes Güte und Freundlichkeit erfahren dürfen! Wie väterlich milde sind seine Züchtigungen gewesen! Wie zart sein Verschonen! Wie lieblich seine Lehren! Wie sanft seine Heimsuchungen! Liebe gläubige Seele, denke hierüber nach. Lass deine Dankbarkeit aufwachen; lass deine Demut sich vertiefen, lass deine Liebe sich beleben, ehe du dich heute abend zur Ruhe legst.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Deine Freundlichkeit hat mich groß gemacht

Der feine Hammer von Rasmyth, der Blöcke rohen Metalls zu Staub schlägt, kann zugleich eine Nussschale brechen, ohne den Kern zu beschädigen. Hierin ist er ein Bild dieses Psalmes, in dessen erstem Teil wir eine der großartigsten Beschreibungen finden, die je in Worte gefasst wurden, von Gottes mächtigem Eingreifen zum Schutze seines bedrohten Kindes. Und nun hören wir, dass es Gottes Freundlichkeit ist, die uns groß macht. Es ist, als ob Gottes Kraft gegen unsere Feinde ausgeübt würde, während Er bei unserer Erziehung seine Liebe walten lässt. Überblicke einmal dein Leben, die Gefahren, aus denen du errettet wurdest, den Gang deiner Entwicklung, die Stufen, auf denen du langsam zu einer gewissen Reife gelangt, die Mittel, wodurch du für andere einflussreich geworden bist; ist dies nicht alles der Freundlichkeit des guten Hirten zuzuschreiben? Er hat sich keiner plötzlichen Umwälzung, keiner Unglücksfälle bedient; Er kam nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, noch im Sturmwind, auch nicht durch strenge Forderungen des Gesetzes; sondern durch eine Reihe zarter, sanfter Lockungen seines heiligen Geistes. Im Flüsterton hat Er dich gewarnt; Er hat dir seine Betrübnis gezeigt; Er hat sich umgewandt und dich angeschaut; Er hat dir ein kleines Kind auf den Lebensweg gestellt, dass es dich leite; Er hat seinen Sonnenschein auf deinem Pfade leuchten lassen. Oftmals empfandest du Ihn als den Tau, der das Land befeuchtet, als sanften Regen auf das gemähte Gras; immer aber hatte Er den einen Zweck im Auge, dich von dem Leben der Selbstsucht zu befreien und dich zu einem vollkommenen Manne zu gestalten. Der stärkste Geist den ich je gekannt habe, der aber schien durch wuchtige Streiche herangebildet worden zu sein, pflegte am Abend seines Lebens zu sagen, dass er in allem, was er erlebt habe, eine Wirkung der göttlichen Freundlichkeit sehe.