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Predigten zu Psalm 138,7

"Wenn ich inmitten der Drangsal wandle, wirst du mich beleben; wider den Zorn meiner Feinde wirst du deine Hand ausstrecken, und deine Rechte wird mich retten."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst Du mich und hilfst mir mit Deiner Rechten."

Es liegt eine wunderbare Kraft in Gottes Wort. Wie einzigartig weiss David in der vor uns liegenden Stelle mit einem Wort die ganze Not eines Menschenherzens und die ganze Fülle göttlichen Trostes zu zeichnen. Mitten in der Angst, wenn die Bedrängnis am schwersten, wenn die Nacht am dunkelsten, wenn die Gefahr am furchtbarsten ist, kann der Glaube die Hand ausstrecken und Gott erfassen. Luther sagt irgendwo sogar: Mitten in der Sünde knie hin und schreie zu dem Gott, der dir hilft.

Wenn die Not am größten, ist die Hilfe am nächsten. Wage es, mitten in der Angst auf Gottes Güte zu hoffen. Die Sonne ist doch da, wenn auch Wolken sie dir verhüllen. Gottes Liebe wankt nicht, wenn du auch augenblicklich nur die Züchtigung empfindest. Der Glaube, dass der Hirte bei dir ist im finsteren Tal, ist schon der Anfang der Erquickung, von der unser Psalmwort spricht. Du erquickest. Du streckst Deine Hand aus über den Zorn meiner Feinde. Du hilfst mir mit Deiner Rechten. Es ist alles Du, nur Du! Damit hat der geängstete Wanderer seinen Kompass, ja, seine Sonne wieder, und mitten aus der Angst erklingt ein Lobgesang.

Mitten in der Angst fliehe ich an Dein Herz. Mitten in der Finsternis bist Du mein Licht. Du hast gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Die Angehörigen des HErrn - im Alten Testament die Gerechten genannt, im Neuen Testament die Heiligen und Auserwählten -, die müssen nun einmal durch viel Angst oder Trübsal hindurch. Auch am letzten Abend sagt der HErr noch zu Seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst“ (Joh. 16, 33); und nirgends ist uns verheißen, daß wir der Angst, d. h. der Trübsal in dieser Welt, ganz enthoben werden würden. Es ist zwar verheißen, daß Gott helfen, daß Er auch je und je die Angst wegnehmen werde; aber sie kommt immer wieder. Und ist sie da, so muß. man sie auswarten, denn sie bleibt oft längere Zeit. Und wie gesagt: Wie man wünscht und will, kann man die Trübsal nicht wegschaffen.

So redet auch David in unserm Spruch von einer Erquickung des HErrn mitten in der Angst; aber das Wandeln in der Angst, unter Trübsalen, geht doch fort. Wahr bleibt es denn doch, und es ist oft in der Schrift zugesichert, daß unter der Angst der HErr erquicke. So ist's hier gesagt. Und so setzt auch der HErr zu den Worten: „In der Welt habt ihr Angst“ das weitere hinzu: „aber seid getrost, Im habe die Welt überwunden.“ Die Angst oder Trübsal bleibt, aber die Erquickung ist auch da.

Möchten wir nun auch lernen, mit der Erquickung zufrieden zu sein, auch wenn die Trübsal bleibt! Diese wird doch gemindert und läßt sich leichter tragen, wenn man die Erquickung geschmeckt hat. Lernen wir auch daraus, daß wir mit unsren Bitten vor Gott bescheiden bleiben müssen! Wir dürfen nicht zu arg tun, wenn unsre Not je und je länger verbleibt - als ob uns Gott dann verlassen hätte oder nichts nach uns fragen würde! Wenn wir's so machen, so verlieren wir zu allem hin noch die Erquickung. Denn ein verzagtes und zweifelndes Herz kann vom HErrn nicht erquickt werden, steht gar nicht in der Fassung, um nur auch eine Erquickung anzunehmen. Dann wird's erst wirklich schwer, und dann bringt's minder treue Leute zuletzt in Verzweiflung oder sonst in allerlei Torheit. Merken wir daher doch auf die Erquickung, die Gott den Seinen unter der Angst gibt! Sie ist oft so groß, daß wenigstens die Herzensangst weicht - wenn auch nicht die Trübsal, die Ursache der Angst. Endlich geht auch diese vorüber; denn jeder Trübsal ist ein sicheres Ziel gesetzt.

Immerhin wollen wir uns auf die Zeit freuen, da kein Leid noch Geschrei noch Schmerzen mehr sein wird! Wie wohl wird's uns dann sein, wenn wir hier schon so freundliche Erquickungen erfahren!