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Predigten zu Psalm 132,1
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
Der Bund wurde mit David geschlossen, und darum berief man sich wegen seiner Nachkommen und wegen des Volkes, das durch seine Dynastie gesegnet werden sollte, auf seinen Namen. Der HERR, der ewig Unveränderliche, wird niemals einen Seiner Knechte vergessen oder Seinen Bund auflösen; trotzdem sollen wir Ihn darum bitten, dies auch nicht zu tun. Auch das, von dem wir sicher wissen, dass der Herr es tun wird, muss trotzdem ein Gebetsanliegen bleiben. Die Bitte lautet, der HERR möge »gedenken «, und dieses Wort ist sehr bedeutungsvoll. Wir wissen, dass der HERR Noahs gedachte und die Flut versiegen ließ; er dachte an Abraham und sandte Lot aus Sodom; er gedachte der Rahel und der Hanna und gab ihnen Kinder; er gedachte Seiner Barmherzigkeit gegenüber Israel und erlöste Sein Volk. Der Bitte um Segen für das Haus Davids wird dadurch Nachdruck verliehen, dass Gott es um Davids willen tun möge. Wie viel stärker ist unser Hauptargument bei unseren Gebeten, Gott möge uns um Jesu willen wohltun! David hatte keine persönlichen Verdienste; der Anspruch bestand einzig durch den Bund, den Gott in Gnaden mit ihm geschlossen hatte; aber Jesus hat selbst erworbene Verdienste von grenzenlosem Wert – und diese dürfen wir ohne Zögern vor Gott geltend machen. Wenn Gott auf den regierenden Fürsten zornig war, rief das Volk: »HERR, gedenke Davids!«, und wenn sie einen besonderen Segen benötigten, sangen sie wieder: »HERR, gedenke Davids!« Das war ein gutes Argument; doch war es nicht so gut wie das unsrige, das so lautet: »Herr, gedenke Jesu und Seiner Mühsal!«
Man kommt nicht umhin, daran zu erinnern, dass der heilige Entschluss Davids dem Ort und dem Haus viel mehr Bedeu- tung beimaß, als der Herr selbst solchen Dingen zuerkennt. Es fällt deutlich auf, dass in Israel wahre Frömmigkeit nie schöner blühte als vor dem Tempelbau und dass seit den Tagen der Errichtung dieses großartigen Gebäudes der Geist der Frömmigkeit abnahm. Gottes Leute mögen auf ihren Herzen Anliegen tragen, die ihnen höchst wichtig erscheinen, und Gott mag ihnen erlauben, sie auszuführen, und doch kann es sein, dass Er es in Seiner unendlichen Weisheit für besser hält, sie von der Ausführung ihrer Pläne abzuhalten. Gott bemisst die Handlungen Seiner Leute nicht nach deren Weisheit oder dem Mangel daran, sondern ob ihre Pläne dem aufrichtigen Verlangen entsprungen sind, Ihn zu verherrlichen.
In den Versen 8-10 haben wir ein Gebet für den Tempel, die Bundeslade, die Priester, die Leviten, das Volk und den König. In jeder Bitte steckt eine Fülle an Bedeutung, die sorgfältiger Betrachtung wert wäre. Wir können beim Beten nicht genug in Einzelheiten gehen; der Fehler bei den meisten Gebeten ist ihre Unbestimmtheit. In Gottes Haus und im Gottesdienst bedarf alles des Segens, und jede Person, die damit verbunden ist, hat ihn ununterbrochen nötig. Wie David schwor und betete, als er der Bundeslade eine Behausung schaffen wollte, so wurde nun dieses Gebet fortgesetzt, als der Tempel eingeweiht war und der Herr sich herabließ, um ihn mit Seiner Herrlichkeit zu erfüllen.
Gedenke, HErr, an David und an alle seine Leiden
Dieser Psalm erinnert an die Überführung der Bundeslade in den Tempel, der durch Salomo zu ihrem Empfang bereitet worden war. David war schon einige Jahre vorher gestorben; aber indem sie seines Herzens Wunsch ausführten, konnten die Männer des neuen Geschlechts nicht vergessen, was er einst dem HErrn geschworen und dem Mächtigen Jakobs gelobt hatte. Sie gedachten an David. Sein Name kommt in diesem Psalm wiederholt vor: „Um deines Knechtes Davids willen; der HErr hat David geschworen; das Horn Davids soll aufgehen.“
Sollten Menschen sich unser erinnern, und Gott sollte vergessen? Es wäre ungerecht, wenn Er vergäße des Werks und der Arbeit der Liebe seiner Heiligen. Es war, weil Er seines Bundes mit David gedachte, dass Salomos Tempel endlich zur Ausführung kam. Also neigt der HErr sich auch heute noch zu den Stätten, wo seine Kinder ihre Liebesarbeit verrichtet haben: die Kirche, wo ein M'Cheyne, ein Hofacker für Ihn zeugten; jene Insel der Südsee, wo Helden der Mission ihr Blut vergossen; die tiefen Wälder, in denen ein Brainerd für die Indianer rang; den dunkeln Erdteil, wo Livingstone und so mancher unserer Brüder, deutscher, französischer und englischer Zunge, wirkten, beteten und litten – Er vergisst sie nicht. Er gedenkt an David und an alle seine Leiden. Er erinnert sich der Gebete, der Tränen, der Seelenkämpfe, – und die Zeit wird kommen, da das Gebäude der Liebe vollendet dastehen wird, wo es ehedem wüste und leer war. Keine Anstrengung, kein Rufen, kein Gebet bleibt unbeachtet. Was du ersehnt hast, für was du gelebt und dich vorbereitet hast, das wird noch einmal Gestalt gewinnen und dich begrüßen. Nichts Gutes kann je verloren gehen. Einst wirst du vom himmlischen Standpunkt aus die vollkommene Erfüllung deines Traumes entdecken, und dann wird dein Sehnen gestillt sein.