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Predigten zu Psalm 12,7

"Du, der HERR, wirst sie bewahren, wirst sie behüten vor diesem Geschlecht ewiglich."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Welch ein Unterschied besteht zwischen den leeren Worten der Menschen und dem zuverlässigen Wort des HERRN! Menschenworte bedeuten sowohl Ja als auch Nein; aber die Verheißungen des Herrn sind Ja und Amen. In Wahrheit und ebenso gewiss in Heiligkeit und Zuverlässigkeit gleichen die Worte des Herrn geläutertem Silber. Damit wird auf den gründlichsten Reinigungsprozess angespielt, den man im Altertum kannte, um dem Silber die größtmögliche Reinheit zu verleihen. Die Schlacke wird dabei völlig verzehrt, und nur das leuchtende, kostbare Metall bleibt übrig. So klar und frei von allen Beimengungen des Irrtums und der Unzuverlässigkeit ist das Buch der Worte des HERRN. Die Bibel ist durch den Schmelzofen der Verfolgung gegangen, durch Literaturkritik, philosophische Zweifel und wissenschaftliche Erkenntnisse, und hat nichts als jene menschlichen Deutungsversuche verloren, die wie Schlacke an dem kostbaren Metall klebten. Die Erfahrung der Heiligen hat sie in jeder erdenklichen Weise erprobt, und nicht eine einzige Lehre oder Verheißung ist selbst in der größten Anfechtungshitze zuschanden geworden. Wie Gottes Wort ist, so sollten auch Seine Kinder sein. Wären wir doch Gott ähnlich in unseren Unterhaltungen! Wir müssen auf unser Reden aufpassen und sorgfältig darauf achten, dass unsere Gespräche ganz lauter und ganz heilig sind.

In die Hände eines bösen Geschlechts zu fallen, etwa durch dessen Grausamkeit gehetzt oder durch dessen Einfluss verunreinigt zu werden, ist ein Übel, das man über alle Maßen fürchten sollte; aber es ist ein Übel, welches in dem Text vorhergesehen wird und gegen das Vorsorge getroffen ist. Wir sollten täglich darum bitten, über unser Zeitalter so hoch erhoben zu werden wie die Bergspitzen über die Wolken, damit wir dastehen als himmelragende Gipfel hoch über den Nebeln der Unwissenheit und Sünde, die rings um uns wabern. O Herr, schenke, dass dieser Vers in uns wahr werde!

Wenn die Mächtigen nichts taugen, werden ihre Untergebenen nicht besser sein. Wie die Sonnenwärme giftige Fliegen bringt, so fördert der Sünder in hoher Stellung überall Bosheit. Unser Pferderennsport würde nicht von so vielen Abscheulichkeiten wimmeln, wenn solche, die dem Namen nach für vornehm gelten, dieses Treiben nicht unterstützen würden. Möge Gott schenken, dass die Herrlichkeit und der Triumph des Herrn Jesus uns ermutigt, »ringsum« (Vers 9) zu wandeln und zu wirken. Gleiches wirkt auf Gleiches. Wenn schon ein berühmter Sünder andere Sünder ermutigt, wie viel mehr muss dann unser erhabener Erlöser Seine Heiligen erwecken, erfreuen und anspornen. Gestärkt durch das Anschauen Seiner Herrschermacht werden wir dem Bösen rings um uns her im Geiste heiliger Entschiedenheit begegnen und dann noch hoffnungsvoller beten: »Rette, HERR!«


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Die Rede des HErrn ist lauter, wie durchläutertes Silber, im irdenen Tiegel bewähret siebenmal

Welch einen Gegensatz hebt dieser Psalm hervor zwischen den Worten Gottes und den Reden der Menschen! „Einer redet mit dem anderen unnütze Dinge und heucheln, aus uneinigem Herzen.“ Gott schmeichelt uns nie; seine Worte sind durchaus lauter, fest und zuverlässig. Wie das Silber bereichert, so ist das Wort Gottes denen, die es lieben eine Quelle des Reichtums. Es schärft den Verstand, bildet das Urteil, erweitert den Blick, reinigt den Geschmack, belebt die Einbildungskraft und erzieht den ganzen Menschen, wie nichts anderes dies zu tun vermöchte. Der bescheidenste Tagelöhner wird reich an Gedanken, wenn er die Bibel in sich aufnimmt, und dadurch wird er befähigt, seinen Reichtum auch anderen mitzuteilen.

Wie das Silber durch seine Schönheit dem Auge gefällt, so schön ist das Wort unsers Gottes. Ein blindgeborener Knabe, der durch die geschickte Operation eines Augenarztes plötzlich in den Besitz seiner Sehkraft kam, wurde von seiner Mutter ins Freie geführt, und dann von seiner Augenbinde befreit, so dass er zum ersten mal den Sonnenschein, den Himmel und die Blumen sehen konnte. „O Mutter,“ rief er, „warum hast du mir nie gesagt, wie schön alles ist?“ Mit Tränen in den Augen erwiderte sie: „Ich habe versucht, es dir zu sagen, mein Kind; aber du konntest mich nicht verstehen.“ Auch wir müssen geöffnete Augen haben, dann wird uns die Bibel wünschenswerter erscheinen, als seines Gold.

Wie das Silber lauter ist, so ist es in viel höherem Maße das Wort Gottes. Obwohl die Bibel von dem Verderben des menschlichen Herzens handelt, so tut sie es doch in einer so zarten und heiligen Weise, dass dadurch etwas von dem Abscheu des heiligen Gottes gegen die Sünde in uns erweckt wird; ja es reinigt unser Herz und unser Leben.