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Predigten zu Psalm 119,99
Zitate von William MacDonald anzeigen
"Verständiger bin ich als alle meine Lehrer."
Wenn wir diese Verse lesen, klingen sie zuerst wie die Worte eines unreifen Angebers oder eines aufgeblasenen Egoisten. Ja, wir könnten sogar überrascht sein, solche Sätze in der Bibel zu finden. Sie hören sich so gar nicht christlich an.Doch wenn wir sie aufmerksamer betrachten, finden wir ein Schlüsselwort, das die Schwierigkeiten beseitigt. Der Psalmist gibt ja einen Grund an für sein hervorragendes Verständnis. Er sagt: "Denn deine Zeugnisse sind mein Überlegen." Mit anderen Worten: Er hat mehr Weisheit als alle seine Lehrer, die die Heilige Schrift nicht kennen. Er versteht mehr als die Alten, deren Weisheit nur weltlicher Art ist. Er vergleicht sich also nicht mit anderen Gläubigen, sondern mit den Menschen dieser Welt.
Und dann hat er natürlich recht! Der schlichteste Gläubige kann auf den Knien liegend mehr sehen, als der gelehrteste Ungläubige erkennen kann, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellt. Das wollen wir an einigen Beispielen erläutern.
Da ist ein führender Mann in der Regierung, der seinem Volk versichert, dass es Frieden in der Welt geben wird, wenn eine bestimmte Richtung eingeschlagen wird und wenn man dies und jenes tut. In einem weit entfernten Dorf hört ein christlicher Bauer diese Rede in seinem Radio. Er weiss aber, dass es niemals Frieden geben wird, bis der Friedefürst einmal Sein Reich auf der Erde aufrichtet. Erst dann werden die Menschen aus ihren Schwertern Pflugscharen machen und aufhören, Kriege zu führen. Hier hat der Bauer mehr Verständnis als der Diplomat.
Oder da ist ein bekannter Naturwissenschaftler, der die Lehre verkündet, dass das Weltall, so wie wir es kennen, ohne göttliches Eingreifen entstanden ist. Einer seiner Studenten ist ein junger Mann, der sich vor kurzem zu Jesus Christus bekehrt hat. Durch seinen Glauben versteht er, "dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das Sichtbare nicht aus Erscheinendem geworden ist" (s. Hebräer 11,3). Dieser Student hat eine Einsicht gewonnen, die der Professor nicht besitzt.
Oder denken wir an den Psychologen, der versucht, das menschliche Verhalten zu erklären, aber nicht bereit ist, die Tatsache der uns allen angeborenen Sünde anzuerkennen. Der Gläubige, der Gottes Wort kennt, weiss wohl, dass jeder Mensch schon eine böse, verdorbene Natur geerbt hat, und dass man, solange man das nicht einsieht, nur zu scheinbaren Lösungen für die Probleme des Menschen kommen kann.
So war der Psalmist also kein eitler Angeber, als er sagte, dass er mehr Einsicht hätte als alle seine Lehrer. Die, die im Glauben leben, haben eine bessere Sicht als die, die sich nur auf ihre eigenen Augen verlassen wollen. Diejenigen, die über Gottes Zeugnisse nachdenken, sehen Wahrheiten, die vor den Weisen und Klugen verborgen sind.
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen
Ist das nicht ein unglaublich hochmütiges Wort? Nein! Nicht ein hochmütiges, sondern ein hochgemutes Wort. So hochgemut ist der, den der Heilige Geist im Wort der Bibel unterweist. Es ist ja nichts gegen die „Lehrer" und gegen die „Alten“ gesagt. Gottes Wort selbst befiehlt uns, die Lehrer und Älteren zu ehren. Was können uns denn die Lehrer und die Alten, von denen der Psalmist hier redet, geben?
Nun, sehr viel! Die Lehrer geben uns Weisheit. Das ist sehr nützlich. Ein dummer und träger Mensch kann dem göttlichen Befehl nicht nachkommen: „Machet euch die Erde untertan!"
Und die Alten geben uns Erfahrung. Wir stehen alle auf den Schultern derer, die vor uns waren. Es ist Torheit, ihre Erfahrung zu verachten. Der Psalmist will nichts sagen gegen Weisheit und Erfahrung. Aber das sagt er: Ich kann eine Menge Erkenntnis haben – ich kann eine reiche Erfahrung mein eigen nennen; – doch bin ich immer noch ein Tor in göttlichen Dingen. Die wahre Weisheit und die tiefste Erfahrung, die zur Seligkeit dienen, finden wir erst in den göttlichen Zeugnissen der Heiligen Schrift. Wer sie hat, ist gelehrter als alle Lehrer und klüger als die erfahrensten Alten. Amen.