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Predigten zu Psalm 102,27
Du bleibest, wie du bist
Dieser Psalm wurde von einem Unbekannten gedichtet; was wir von ihm wissen, ist nur dies: Er war betrübt und elend, aber Er schüttete seine Klagen aus vor dem HErrn. Jenes einsame, traurige Herz hatte Blicke getan in die Herrlichkeit Gottes, diese dann der Welt mitgeteilt und sie dadurch auf ewig bereichert. Zuweilen werden auch wir vom Herrn in die Wüste geführt, um dort Ausblicke in die Ewigkeit zu erlangen, die den oberflächlichen Seelen verborgen bleiben. Wie wenig scheut doch der begeisterte Künstler vor Gefahr und Entbehrung zurück, wenn er einen Berg von einer neuen Seite auffassen, und dann den schnell vorübergehenden Lichtblick auf der Leinwand für immer festhalten kann.
Der Anfang des Psalms klingt schwermütig genug. Der Rauch, den der Wind verweht, das verwelkte Gras der Wüste, der sinkende Schatten, das Zwitschern eines einsamen Sperlings – das sind die Bilder, die sich uns aufdrängen. Aber indem er singt, heitert sich des Dichters Blick auf. Er schaut hinweg von dem Nebel der Erbe zu dem ewigen Gott. Hier wenigstens findet er das Feste, Unbewegliche. Hat Er alle Dinge gemacht? Dann kann Er sie auch vernichten und bleibt dennoch ewig derselbe. Ob auch die Erde vergeht wie ein Traum; ob die Zeitläufe aufhören; ob die Himmel veralten wie ein mottenfräßiges Gewand; ob unsere Nächsten und Liebsten unseren Armen entrissen werden, – Gott bleibt, wie Er ist; Er verlässt uns nicht. „Was vergänglich ist, lässt uns im Stich; aber das Siegel unserer Annahme bei Christo verlässt uns auch im Tode nicht, sondern bringt uns zu der seligen, himmlischen Schar, zu unserem ewigen Vaterland!“
Dieser Psalm deutet auf Ihn, der da ist der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters (Hebr. 1). In diesem Sinne sollten wir ihn noch einmal lesen. Unser Heiland ist der ewige Gott, Er ist der unwandelbare Fels der Ewigkeiten.