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Predigten zu Philipper 2,26

"da ihn ja sehnlich nach euch allen verlangte, und er sehr bekümmert war, weil ihr gehört hattet, dass er krank war."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Zarte Liebe zu den Brüdern

"Epaphroditus war hoch bekümmert darum, dass die Philipper gehört hatten, dass er krank war gewesen."

Wir wissen von Epaphroditus sehr wenig. Doch dies wenige zeigt ihn uns in einem schönen Licht selbstloser, zarter Liebe, wie sie nur ein Jünger Jesu haben kann. Er stammte aus Philippi. Diese Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, dem Apostel immer wieder Liebesgaben zu senden, wiewohl sie meist aus gering bemittelten Leuten bestand. Epaphroditus bot sich an, dem Apostel diese Gaben nebst einem Brief der Gemeinde nach Rom zu überbringen. Er nahm damit eine lange, beschwerliche und lebensgefährliche Reise auf sich. Denn Rom war zu gewisser Jahreszeit damals sehr gefährlich durch Fieberkrankheit. In der Tat wurde Epaphroditus todkrank. Was war nun sein hauptsächlicher Kummer auf dem Krankenbett? Es war der Gedanke, dass die Gläubigen in Philippi sich um ihn sorgten, weil sie von seiner schweren Erkrankung gehört hatten. Welch eine zarte Liebe spricht hieraus! Solange jemand noch in der Selbstliebe steckt, ist es ihm eine große Befriedigung und Genugtuung, wenn andere sich um ihn sorgen und selbst in gedrückte Stimmung geraten. Solche Kranke belasten ihre Umgebung. Sie können es schwer sehen, dass andere gesund und heiter sind. Eine Lungenkranke hatte eine liebevolle Pflegerin. In wahrhaft teuflischer Bosheit suchte sie diese Wohltäterin mit ihrer Tuberkulose anzustecken. Oft machen Kranke ihre Leiden ärger, nur um Mitleid zu erregen. Sie halten mit ihren Klagen nicht zurück und beschweren ihre Umgebung durch häufige und ausführliche Schilderung ihrer traurigen Lage. Sie wollen anspruchsvoll, dass jedermann tief mit ihnen empfindet und sich in ihren Jammer versenkt. Wie anders benahm sich Epaphroditus! Gottesmenschen belasten nicht, suchen vielmehr ihre Umgebung zu entlasten. Der Gottesmann Malan bat in seinem langwierigen, äußerst schmerzhaften Leiden öfters die Seinigen, das Krankenzimmer zu verlassen: sie sollten nicht Zeugen seiner Qualen sein. Eine solche Gesinnung wird meist nicht nach Gebühr erkannt und geschätzt. Leute, die etwas aus sich machen können und selbstbewusst auftreten, werden leider auch in christlichen Kreisen mehr gewertet. Darum schreibt Paulus: "Habt solche Leute in Ehren, nehmt ihn auf mit allen Freuden!" Die Philipper hatten nämlich gewünscht, dass er länger in Rom bleiben solle, um dem gefangenen Apostel seine Lage etwas zu erleichtern. Mit derselben zarten Christenliebe betont Paulus, dass Epaphroditus nicht aus eigenem Antrieb heimkehre, sondern dass er ihn selbst zurückgesandt habe. Er gibt ihm dabei ehrende Bezeichnungen, nennt ihn seinen "Bruder, Gehilfen, Mitstreiter". Der Lieblose setzt andere mit Vorliebe herunter. Die Liebe aber ist bedacht, sie kräftig emporzuheben, besonders aber, wenn sie die verdiente Anerkennung nicht finden.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Er war hoch bekümmert, darum, dass ihr gehöret hattet, dass er krank war gewesen

Epaphroditus hätte gewünscht, dass seine Freunde nicht betrübt würden, um seiner Krankheit willen, darum wollte er nicht, dass viel darüber gesprochen werde. Wenn wir in irgendwelcher Trübsal stehen, so tun wir gut, nicht viel darüber zu sprechen, außer mit unserem Gott. Nur solche, die noch unerfahren sind im Leiden, sind redselig; die mit dem Geheimnis des Kummers Vertrauten schweigen stille. Lasset uns unser Haupt salben, und unser Angesicht waschen, auf dass wir nicht vor den Menschen scheinen mit unserem Fasten, sondern vor unserem Vater, der in das Verborgene siehet; und unser Vater, der in das Verborgene sieht, wird es uns vergelten öffentlich. Der Tröster wird sich zu uns nahen, seine beruhigende Stimme wird uns Erquickung zuflüstern, und bei allem Schmerz werden wir stark und ruhig bleiben.

Epaphroditus hatte aber offenbar noch einen anderen Gedanken. Er wusste, dass die Philipper ohnehin eine schwere Last von Kummer zu tragen hatten. Sie hatten wie er, einen schwierigen Kampf zu bestellen; da wollte er in edler Selbstvergessenheit nicht, dass die Nachricht von seiner Krankheit das Gewicht ihres Leidens noch vermehre.

Dieses Verlangen, Schmerzen vor anderen zu verbergen, damit solche, die schon genug zu tragen haben, nicht noch mehr beschwert werden, ist ein Merkmal edler Seelen. Diese klagen nicht, auch bei den heftigsten Schmerzen. Wer sich immer nach der Hilfe umsieht, die von anderen Menschen denen entgegengebracht wird, deren Mühsale und Leiden bekannt geworden sind, der wird viel entbehren von dem Trost und der Stärkung, die Gott dem Leidenden zu teil werden lässt.

Nicht Menschen vertraut den lastenden Schmerz – Zum Himmel empor erhebt das Herz!