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Predigten zu Micha 1,4
Die Berge zerschmelzen unter Ihm, und die Täler spalten sich
Wir müssen einen Augenblick stille stehen, um die Erhabenheit dieser Worte zu bewundern. Es ist ja freilich eine sehr menschliche Beschreibung der Bewegungen des ewigen Gottes; aber die kräftige Ausdrucksweise des Propheten legt es uns nahe, welchen Anteil Gott nimmt an unserem Menschenleben. Er geht heraus aus seinem Ort, um die Seinigen zu erretten und die Gottlosen zu richten, die Hindernisse zu entfernen, die der Erfüllung seiner Pläne im Wege stehen.
Steht heute eine Kette von Bergen vor dir, die dir den Durchgang versperren? Haben sich deine Schwierigkeiten so sehr aufgehäuft, dass sie, als scheinbar unübersteigliche Hindernisse, die Erfüllung deiner lang gehegten Wünsche unmöglich machen? Vielleicht bist du getrennt von deinen Angehörigen; von allen Seiten eingeschlossen, kannst du das sonnige Land der Weinberge, der goldenen Ährenfelder nicht erreichen; du musst die Versuche aufgeben, den Himalaya oder die Alpen zu übersteigen. – Das ist freilich ein trauriger, trüber Ausblick, der den heldenmütigsten Geist dämpfen und den tapfersten Mut niederschlagen könnte. Aber schaue noch einmal die Worte des Propheten an:
„Siehe, der HErr wird ausgehen aus seinem Ort.“ Er tritt aus seinem Gezelte und hat ein großes, herrliches Ziel im Auge. Er schreitet auf den Höhen deiner Berge, als in den Furchen eines gepflügten Feldes. Vor Ihm sind sie wie nichts; unter seinem Fuß schmelzen die Berge und Spalten sich die Täler. Das am Feuer schmelzende Wachs ist das einfache und doch so majestätische Bild des plötzlichen Verschwindens ganzer Gebirgsketten von Schwierigkeiten. Willst du nicht mit Ihm gehen? Glaube es doch, dass Er die Berge zum ebenen Wege machen kann.
Drum wage du, und zage nicht, Drum trage du und frage nicht!