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Predigten zu Matthäus 27,41

"Gleicherweise aber spotteten auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:"

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Da sind die Schriftgelehrten und Ältesten. Sie spotten über Jesus. Es tritt uns hier etwas entgegen von der abgrundtiefen Verlorenheit des Menschenherzens, dass Menschen es fertig bekommen, einen Sterbenden zu verspotten. Auch wenn wir es nur menschlich ansehen, dann ist Jesu Leiden und Sterben etwas so Großes und überwältigendes, dass vor dem Kreuze Jesu zu allen Zeiten aller Spott verstummen müsste.

Aber Jesu Sterben ist nicht eine Menschen-Tragödie, sondern eine Gottes-Tat. Und darum wird das Spotten der Ältesten zum unheimlichen Ausdruck ihrer Blindheit. „Er kann sich selber nicht helfen.“ Sie spotten über Jesu Hilflosigkeit. Als wenn der hilflos wäre, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden! Als wenn der hilflos wäre, der in dieser Stunde am Kreuz im heiligen Kampf sich Seine Gemeinde erkauft!

Nein, Jesus ist nicht hilflos. Es darf nicht heißen: „Anderen hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen.“ In Wahrheit muss es heißen: „Er will sich selber nicht helfen." Sich selber will Er nicht helfen, weil Er uns helfen will. Nein, nicht Jesus ist hilflos. Aber die da über Ihn spotten, sind in Wahrheit solche, die sich selber nicht helfen können. Und wir ebenso!

Oder können wir uns helfen, wenn die Leidenschaften über uns kommen? Können wir uns helfen, wenn unser Gewissen uns verklagt? Können wir uns selber helfen, wenn die Not des Lebens an die Seele geht? Können wir uns selber helfen im Sterben? Nein. Wir sind in Wahrheit hilflos. Gott schenke uns diese klare Erkenntnis – und dass wir Den erkennen, der sich selber nicht helfen wollte, weil Er uns helfen will. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Fast alles, was in der Passionsgeschichte berichtet wird, ist so eigentümlich doppelsinnig. Auch dieser Spott der angesehenen Leute! Er ist zunächst sehr klar und eindeutig. Es ist lächerlich, wenn einer, der allen Menschen Hilfe versprach, selber hilflos ist. Zum Beispiel: Ein Wunderdoktor, der selber krank ist, wirkt komisch. Ein Mann, der ein Buch schreibt „Wie werde ich reich?" und dabei betteln gehen muß, reizt zum Lachen. So ist der Spott über Jesus gemeint: „Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen!" Und doch — wenn wir diesen Spott näher betrachten, bekommt er auf einmal einen wunderbar tiefen Sinn. Und ich möchte nur wissen, ob die Hohenpriester davon etwas gespürt haben; ob der Spott vielleicht ihr ein wenig beunruhigtes Erstaunen ausspricht.

„Andern hat er geholfen!" Etwas Schöneres kann man von einem Menschen nicht sagen. Als die Schriftgelehrten unter dem Kreuz das riefen, war sicher mancher in der Menge, der heimlich einstimmte: „Ja, mir hat Er geholfen." Und unter den Millionen Menschen, die seither gelebt haben, sind Unzählige, die dankbar bekennen: „Auch mir hat Er geholfen." „ . . . und kann sich selber nicht helfen." Ja, so ist es! Er kann es nicht! Er ist gebunden! Nicht durch die Nägel, die Seine Hände festhalten, sondern — durch die Liebe, die Sünder erretten und mit Gott versöhnen will. Darum kann und will Er sich selber nicht helfen — weil Er uns helfen will. Amen.