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Predigten zu Matthäus 27,32

"Als sie aber hinausgingen, fanden sie einen Menschen von Kyrene, mit Namen Simon; diesen zwangen sie, dass er sein Kreuz trüge."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Die römischen Soldaten waren in Verlegenheit: Sie sahen, daß Jesus das Kreuz unmöglich bis nach Golgatha schleppen könne. Was sollte man tun? Ein Römer faßte das schimpfliche Kreuz nicht an! Einen Bürger von Jerusalem wagte man nicht zu zwingen. Das gäbe sicher Unruhe! Da kam ihnen dieser Simon von Kyrene gerade gelegen. Man sah ihm offenbar an, daß er ein Fremdling war. Vielleicht gehörte er zu den Festpilgern, die in der überfüllten Stadt kein Quartier mehr gefunden hatten und nun irgendwo in einem Dorfe übernachten mußten.

Das mag für den Simon ein Schreck gewesen sein, als man ihn plötzlich faßte und zu diesem entehrenden Dienst zwang. Ja, das wurde eine schwere Stunde! Und doch — diese schwere Stunde wurde für das Leben des Simon entscheidend. Das Markus-Evangelium berichtet, daß dieser Simon zwei Söhne hatte, die später in der ersten Christenheit bekannt waren. Im Römerbrief schreibt Paulus von einem dieser Söhne, Ruf us: „Grüßet Rufus, den Auserwählten in dem Herrn, und seine Mutter!" Da sehen wir in eine Familie, in der alle eins sind in der Liebe und im Glauben an Jesus. Eine wundervolle Sache! Und der Anfang lag sicher in dieser schweren Stunde, wo Simon so erniedrigt wurde. So ist Gottes Weg: Unsre schwersten Stunden dürfen die gesegnetsten werden. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das Herz dieses Simon hat gewiß zuerst rebelliert und rumort über solche Gewalttat und Willkür der römischen Soldaten. Erst später, als er ein Jünger Jesu geworden war, ging es ihm auf, daß er hier an der einzig richtigen Stelle war. Denn der Herr Jesus hat einmal gesagt: „Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir." Das ist ein Wort, das man einem Weltmenschen überhaupt nicht erklären kann. Wer aber ein Jünger Jesu wird, versteht es sofort. Denn er weiß, daß unsre alte, gottlose Natur nicht in Gottes Reich hinein paßt. Die muß „mit Christo gekreuzigt werden". Gottes Wort sagt: „Die Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden." Wie der Herr Jesus am Kreuz unsre verlorene Sache zu der seinigen gemacht hat, so macht nun ein Jünger in der Nachfolge das Kreuz Jesu zu dem seinigen. Kurz: Er trägt dem Heiland das Kreuz nach.

Und dabei geht es nie ohne Zwang ab. Den Simon mußte man zwingen, dem Herrn Jesus das Kreuz nachzutragen. Und unsre alte Natur muß man ebenso zwingen. Das ist der eigentliche Kampf eines Christenlebens, daß man seine Natur zwingt, dem Herrn das Kreuz nachzutragen. Alle anderen Kämpfe und Nöte, die von außen kommen, schlägt ein ernster Jünger nicht so hoch an. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Daß dieser Mann aber auch ausgerechnet Simon hieß! Da muß man ja sofort an den andern Simon denken, an den Simon Petrus. Und dann fällt uns ein, daß dieser Simon Petrus eigentlich hierher gehört hätte; daß er eigentlich der Mann hätte sein sollen, der hinter Jesus her nach Golgatha ging; daß er von Rechts wegen dem Herrn Jesus das Kreuz hätte nachtragen müssen. Denn dieser Simon Petrus hatte ein paar Stunden vorher feierlich und vor Zeugen erklärt, daß er lieber sterben wolle als Jesus verlassen.

Aber nun war der Simon Petrus nicht da, als es galt, dem Heiland das Kreuz nachzutragen. Doch unser Gott kommt nicht in Verlegenheit durch unsre Untreue. Ein andrer Simon nimmt nun den Platz des Simon Petrus ein. Diese Sache ist wohl wert, daß wir über sie nachdenken. Wenn Simon Petrus ausscheidet, tritt Simon von Kyrene ein. Wenn Judas fällt, beruft der Herr einen Paulus zum Apostel. Wenn — im Alten Bund — der König Saul ungehorsam wird, dann erwählt der Herr sich einen David. Das heißt: Er hat uns nicht nötig. Und wenn wir unsern Platz im Gefolge des Gekreuzigten verachten, beruft Er einen andern an unsere Stelle. Er ist nicht auf uns angewiesen. Es ist Ehre, wenn wir Ihm folgen, dienen und das Kreuz nachtragen dürfen. Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Weil die Soldaten nicht rasch genug vorankamen, solange Jesus sein Kreuz selber trug, packten sie einen Juden, der herzukam, und legten ihm das Kreuz Jesu auf. Auf einen fremden Mann legten sie den Hohn, dass er dem König der Juden dadurch dienen dürfe, dass er sein Kreuz für ihn trug, nicht auf einen der Jünger. Kein Jünger war zur Stelle. Jesus trug sein Kreuz allein Es wäre nichts Ungewöhnliches gewesen, wenn mit Jesus zugleich einige seiner Jünger an Kreuze gehängt worden wären. Wenn der Statthalter eine gegen Rom kämpfende Schar überwältigt hatte, geschah es nicht selten, dass er zugleich mit ihrem Führer auch seine Anhänger kreuzigte. Jesus hat aber seine Jünger geschützt und nicht zugelassen, dass sie an seinem Kreuz Anteil hatten. Er selbst hatte sie jetzt von sich weg in die Ferne gestellt. Beim letzten Gang Jesu entsprang einzig seine völlige Einsamkeit der Wahrheit. Jetzt war er der Eingeborene, der Einzige, neben den sich keiner stellen konnte, auch nicht einer der Seinen. Sein Gehorsam war etwas ganz anderes als das, was wir um Gottes willen tun, und sein Opfer nicht mit dem zu vergleichen, was wir unseren Gottesdienst heißen. Darum stand ihm in seiner letzten Stunde niemand bei und kein zweiter Name wird jetzt gehört. Nicht mit den Jüngern trug er sein Kreuz, sondern für sie, nicht als einer der vielen, die um Gottes Willen sterben, sondern für die Vielen, die nicht imstande sind, für Gott zu leben, und darum auch unfähig sind, für Gott zu sterben. In seiner völligen Einsamkeit, die Ihn von allen trennte, hatte es Jesus nur noch mit Gott zu tun, mit der Offenbarung seiner Gerechtigkeit, die die Schuld enthüllt, richtet, vergibt und das ewige Leben wirkt.

Auch ich sehe aus weiter Ferne und tiefer Tiefe zu Dir empor, Herr Jesus. Du allein weißt, was Gehorsam ist, Du allein kennst die Liebe; Du allein ehrst Gott; Du versöhnst. Beschirmt und geheiligt durch den Frieden, den Du am Kreuz erworben hast, stehe ich vor Dir und bitte Dich, dass Dein Friede bei mir bleibe in allem, was ich tue, Tag um Tag. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Sie zwangen ihn, dass er sein Kreuz trug

Nach der vertraulichen Art, wie Markus von den Söhnen dieses Simon von Kyrene spricht, den die rohen Soldaten zwangen, unsers Heilandes Kreuz Ihm abzunehmen, könnte geschlossen werden, dass er später ein Christ wurde. Als er am frühen Morgen seine Wohnung verließ, um seinen Geschäften nachzugehen, hatte er wohl keine Ahnung von dem ihm bevorstehenden Ereignis. Aber einmal gezwungen, nach Golgatha zu gehen, blieb er wohl aus freien Stücken dort, während der folgenden bangen Stunden, und musste erkennen, dass der sterbende Jesus, dem sogar die Natur ihre Anbetung darbrachte, von jetzt an seiner Huldigung würdig sei. Wie viele unter uns tragen auch ihr Kreuz, weil wir dazu gezwungen sind! Es gibt keinen anderen Ausweg, wir müssen die schwere Last unsers Kreuzes überall hin mit uns schleppen, ob wir wohl hundertmal des Tages uns nach einer Ruhepause sehnen. Liebe Seele, dieses Kreuz soll dir noch zum größten Segen deines Lebens werden, wenn es dich zum Gekreuzigten führt und du findest, dass Er es umgestaltet zu der Leiter, die Himmel und Erde verbindet, da Engel auf- und absteigen.

Mit welcher Wonne musste Simon, wenn er wirklich ein Christ wurde, sich dieses Ereignisses in seinem Leben erinnert haben! Wie leicht wäre es ihm geworden, jenes Kreuz zu tragen, wenn er Jesum damals schon so gekannt hätte, wie später! Da wäre kein Zwang notwendig gewesen! – Und wenn du in deinem Kreuze den Willen Jesu erkenntest, und trügest es mit Ihm wie viel leichter würde es dir werden! Trage es mit Ihm, dann wird dir aus dem Kreuze ewige Freude zufließen.

Es gibt in unserem Leben keinen Zufall. Zwar möchte es scheinen, dass Simon zufällig gerade im gegebenen Augenblick nach Jerusalem kam; aber es war dies ein Teil des ewigen Ratschlusses Gottes. Glaube an den göttlichen Zweck, der deinem Kreuz zu Grunde liegt.