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Predigten zu Matthäus 26,63

"Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester hob an und sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes!"

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Offenbar war dieser Kaiphas doch ein ganzer Mann. Mit einem Male ist ihm dieses Verhör Jesu unerträglich. Er mag die falschen Anklagen, die er selber bestellt hat, nicht mehr hören.

So bricht er kühn diese Komödie ab und stößt vor in die Welt der Wahrheit. Er stellt die Frage, um die es geht, ob dieser Mann aus Nazareth der Messias Gottes ist. Mehr! Er fragt nicht nur, sondern er beschwört den Angeklagten, er solle nun klar sagen, ob er der Sohn Gottes sei. Jetzt können die falschen Zeugen mit ihren albernen Aussagen abtreten. Jetzt ist man an die eigentliche Sache gekommen. Und sieh — nun bricht Jesus das Schweigen. Er gibt eine gewaltige Antwort. Er bezeugt Seine Gottes-Sohnschaft und verkündet Seine Wiederkunft in Herrlichkeit. Das ist alles klar — auch für uns. Seit dieser Antwort Jesu gibt es im Grunde keine Diskussion mehr über Jesus, sondern nur noch eine Entscheidung für oder gegen Ihn.

Die Mitglieder des Hohenrats begriffen das sofort. Sie spieen Ihm ins Gesicht und schrieen: „Er ist des Todes schuldig!" Der junge Pharisäer Saulus begriff es auch. Darum verfolgte er voir Haß die Christen — bis er selber als Paulus ein Zeuge Jesu wurde. Aber so oder so: Es ging nicht mehr um einen Meinungsstreit, sondern um eine Entscheidung. Das macht jede Begegnung mit dem Evangelium für uns so bedeutungsvoll. Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Der Priester fragte Jesus nach seinem königlichen Recht, das in seiner Sohnschaft Gottes seinen Grund hat, und Jesus antwortete ihm: So ist es, aber nicht ich sprach die hohen Namen aus, die meine Herrschaft verkünden und meine Gemeinschaft mit Gott preisen. Du hast sie genannt, nicht ich. Du hast ausgesprochen, was ich bin und was du sagst, ist so, wie du es sagst. Nicht erst im Gerichtssaal und in den Banden wurde er unfähig, seine Herrlichkeit auszurufen; er hat es nie gekonnt. Schweigend ging er hinab in den Jordan; da kam die himmlische Stimme. Der Vater sprach, nicht er, und bezeugt ihm, dass er der Sohn seines Wohlgefallens ist. Du sagst es, war die selige Antwort Jesu, mit der er den Willen des Vaters zum seinigen macht. Das war der Anfang Jesu. Schweigend kam er aus der Wüste zum Täufer zurück. Da sagte dieser: Sieh, Gottes Lamm, das die Sünde der Welt wegträgt! Du sagst es, war die Antwort Jesu; er gab sein Ja zu dem, was ihm Johannes als sein Amt und Werk beschrieb. Er nahm seine Jünger zu sich und gab ihnen seine Gemeinschaft, und als die Zeit kam, um nach Jerusalem zu gehen, fragte er sie: wer sagt ihr, dass ich sei? Du bist der Christus, sagte Petrus. Du sagst es, sagte Jesus. Er hat ihm nicht selber seinen Namen vorgesagt und ihn nicht durch ein Gebot zum Bekenntnis verpflichtet. Es muss das eigene Wort des Jüngers sein, das er deshalb spricht, weil der Vater es ihm geoffenbart hat. Als er aber das große Wort sprach, mit dem er sich Jesus ganz ergab, da empfing er auch die Antwort Jesu, die seinem Bekenntnis die Gewissheit gab. Als er zum Beginn seines Leidens nach Jerusalem kam, rief nicht er selbst in die Stadt hinein: Siehe, dein König kommt zu dir. Das war das Amt seiner Jünger; ihre Pflicht war es, mit lautem Ruf den zu ehren, der im Namen Gottes kommt. Als aber seine Feinde ihm zumuteten, dass er sie schweigen heiße, sahen sie zu ihrer Überraschung, dass ihr Bekenntnis ganz und gar das seine war. So handelt er nun auch vor dem Rat. Er schwieg und nötigte dadurch Kaiphas zum Sprechen. Sage du, was du als mein Ziel und Amt erkennst! Und als er den Namen sprach, neben dem es keinen höheren Namen gibt, antwortete er: So ist es, wie du es sagst. Das war nicht eine absonderliche Eigentümlichkeit Jesu, sondern kam aus seinem Amt, dass er der Zeuge für die Wahrheit ist. Die Wahrheit spricht selbst für sich und das Licht scheint durch sich selbst, und Jesu Amt ist es, dass er durch sein Zeugnis die Wahrheit dem bestätige, der sie kennt. Das ist auch heute sein Gebot an seine Christenheit. Schweigend in stiller Verborgenheit tut er sein Werk: sagt ihr, was ich bin. Es ist die Sache seiner Christenheit, seinen Namen zu nennen und ihn zu verkündigen. Wenn wir uns aber zu ihm bekennen, so sagt er: ihr nennt mich Meister und Herr; ich bin es auch; ihr glaubt es mir, dass ich in meiner Gottheit bei euch bin; es ist so, wie ihr es sagt; ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.

Dich zu bekennen, ist, Herr Christus, der selige Beruf deiner Christenheit. Wie wir uns zu Dir bekennen, bekenne Dich auch zu uns. Gib uns zu Deinem Wort Deine Kraft, die es wahr macht, und zu unserem Dienst Deinen Geist, der ihn heilsam macht. Amen