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Predigten zu Matthäus 24,31
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
Die weissagenden Worte Jesu sprachen von der nächsten Zukunft, die sich für seine Jünger aus seinem Kreuz ergab. Er sprach vom Tempel, der in Trümmer zerfällt, vom schauerlichen Jammer, in den sich Israel hinabstürzt, von dem bangen Druck, der sich auf die wartende Jüngerschar legen wird. Dann bricht in das Dunkel der helle Strahl der Verheißung hinein: Ich komme! Hat nicht jetzt erst die Verheißung ihr eigentliches Thema erreicht, mit dem sie unsere Hoffnung beleben und unsere Freude groß machen kann? Was kommt nun? Jetzt beginnt die neue Welt. Wie sieht sie aus? Jetzt werden der Himmel und die Erde neu; jener ist geöffnet und diese wird zur Heimat der Auferstandenen und ewig Lebenden. Das Ohr der Jünger lauscht gespannt und bittet: nun sprich! Nun male uns das Bild des Kommenden in seiner göttlichen Schönheit und seligmachenden Herrlichkeit. In der Judenschaft Palästinas gab es damals manche, die sich mit breitem Pinsel und grellen Farben ausmalten, was dann sein werde, wenn die Heilszeit angebrochen sei. Jesus dagegen sagte seinen Jüngern nur eins: gesammelt werden dann die Erwählten von der ganzen Erde her. Dann entsteht die eine Gemeinde anstelle der zerstreuten Häuflein, die allen sichtbar gemachte Gemeinde, während sie jetzt im Verborgenen lebt, die mit Jesus vereinte Gemeinde, die nun bei ihm ist, während sein Tod ihn jetzt von ihr trennt. Mit unfehlbarer Sicherheit kommt sie zustande ohne Irrtum und Schwankung durch den Dienst der Himmlischen, deren Posaunenschall alle herbeirufen wird, die Gottes gnädiger Wille mit Jesus verbunden hat. Nachdem Jesus das verheißen hatte, schwieg er. Das, was er den Jüngern mit diesem Wort sagte, ist die Hoffnung, die er in sie pflanzt. Er ließ ihre Hoffnung nicht auseinander flattern nach vielerlei Zielen, sondern band sie ganz und fest an ihn. Zu mir gelangt ihr, verspricht er, ihr alle, die Gottes gnädiger Wille für Gott erkoren hat; eure Trennung von mir endet und eure Zersplitterung endet; ich mache aus euch die geeinigte Menschheit, die in Gott ihre Einheit finden wird. Freilich hatte er den Jüngern noch viel zu sagen. Das wandte sich aber an die, denen er die Hoffnung gab, damit sie sie nicht verschleudern und verderben, sondern das Gehoffte empfangen. Ihnen zeigt er, was jetzt in ihrem Inneren geschehen muss, weil sie seine Verheißung haben.
Mich verlangt, o Jesus, nach der einen heiligen Gemeinde, die nicht mehr zerspalten ist in mancherlei Haufen, sondern eins in Dir, und nicht mehr gebunden ist an das, was einst die Väter taten, sondern gebunden ist an Dich, und nicht mehr sich selber verteidigt und ausbreitet, sondern willig dir dient in reinem Gehorsam. Wir Menschen schaffen die eine Kirche nicht. Du hast sie verheißen und wirst sie auch schaffen. Uns legst Du die Hoffnung in die Seele, die Dich bittet: o komm und vollende Dein Werk. Amen.