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Predigten zu Matthäus 22,37

"Er aber sprach zu ihm: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande"."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Du sollst lieben Gott deinen HErrn mit deinem ganzen Verstande

Das war Adams Vorrecht gewesen im Garten Eden; aber er verscherzte es. Die Selbstliebe nahm die Stelle der Liebe zu Gott ein. Es in unsers HErrn Verlangen, uns zu jener Stellung zurückzubringen. Völlige Liebe, – das in der sonnige Gipfel, wohin die ganze Erlösung zielt. Völlige Liebe wäre auch völlige Heiligkeit. Wenn der Mensch Gott und seinen Nächsten liebte mit ungeteilter Leidenschaft, so fände die Sünde keinen Raum mehr im Herzen, wo sie sich einnisten könnte.

Aber scheint dies Gebot nicht ganz unausführbar? Freilich – und es ist auch für unser natürliches Wesen unmöglich. Es ist zu hoch, wir können es nicht erreichen. Und doch – gerade die Erhabenheit der Forderung will uns zum heiligen Geiste treiben. Er gießt die Liebe Gottes aus in die Herzen, die sich Ihm völlig hingeben. Ist es dein Verlangen, dass diese Liebe dich durchdringe, so lege dich nieder vor die Quelle des Lebensstromes, dann wird dein Herz ganz gefüllt.

Vielleicht bist du aber durchaus keine empfindsame Natur; du kannst nicht leuchten und strahlen, du kannst keine Tränen vergießen und nicht freudig lächeln; du kannst Gott nicht mit dem Herzen lieben. Doch siehe, der HErr sagt, du könnest ihn auch lieben mit dem Verstande, d. h. mit deiner Vernunft, mit dem Entschluss deines Willens. Wahrscheinlich sollst du hiermit anfangen. Gib deinen Verstand, deinen Willen dazu her, Gott zu lieben, Ihm den ersten Platz einzuräumen. Bitte Ihn, dass Er das Steuerruder deines Lebens in die Hand nehme, und alle deine Bewegungen lenke, dich beherrsche und leite. Huldige Ihm als deinem Könige. Wenn einmal dein Wille sich Jesu übergeben hat, dann werden alle die Gefühle, die Fähigkeiten und Neigungen deines Herzens einstimmen in die Anbetung und den Lobgesang, der den Thron Gottes umgibt.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen

Nur die größten Künstler sind imstande, aus einfachen häuslichen Erlebnissen unsterbliche Gemälde zu schaffen. Im Gewöhnlichen, Alltäglichen das Unvergängliche zu entdecken und es in solcher Gestalt festzuhalten, dass es die Aufmerksamkeit aller Zeiten fesselt, das ist das Kennzeichen vollendeter Größe. Wie bezeichnend für Jesum – ein zerrissener Schlauch, ein geflicktes Kleid, einige Mädchen, die von einem ländlichen Familienfeste ausgeschlossen werden – das sind die Gegenstände seiner unvergesslichen Gemälde. O HErr, gib uns kindliche Herzen, dass wir die Geheimnisse entdecken, die in der bescheidensten Hütte verborgen liegen! Wie anziehend ist doch gerade dieses Bild! Wer kennt nicht den Ruf der Henne, wenn ihren Küchlein eine Gefahr droht? Sie entdeckt deren Nähe viel schneller, als ihre blöden Kleinen. Darum muss sie sich ins Mittel legen. Ach, wie oft wird im lauten Getriebe des Lebens die Stimme Jesu erstickt, die uns lockt, unter seinen Flügeln Ruhe und Sicherheit zu suchen.

Man sagt, die Henne habe sechs bis acht verschiedene Rufe für ihre Jungen. Auch Jesus ruft uns auf verschiedene Weise – einmal zur Gemeinschaft an seinem Herzen, dann wieder zum Ausruhen. Zuweilen ruft Er uns, teilzunehmen an irgend einer ausgesuchten Speise, die in seinem Worte zu finden ist; andere Male ruft Er uns, unter den Schatten seiner Flügel uns zu flüchten, bis eine gefürchtete Gefahr vorüber sei.

Es naht sich uns wohl kaum eine Versuchung oder Trübsal, ohne solche vorhergehende Mahnung. Wenn dich eine Leidenschaft plötzlich überrumpelt, darfst du deine Niederlage nicht einem Mangel an Sorgfalt von Seiten Jesu zuschreiben. Er hatte dich gerufen; aber du hast nicht gehört. „Wie oft!“ Wer kann zählen, wie viele Male Jesus uns in seine Nähe gelockt hat, und wir wollten nicht kommen?