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Predigten zu Matthäus 18,15

"Wenn aber dein Bruder wider dich sündigt, so gehe hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"... so gehe hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein."

Jemand hat etwas getan oder gesagt, das uns auf irgendeine Weise verletzt oder gestört hat. Die Bibel gebietet uns, zu dem Betreffenden zu gehen und ihn auf seinen Fehler hinzuweisen, aber das möchten wir nicht tun, es fällt uns zu schwer.

So fangen wir an, darüber zu brüten. Wir denken immer wieder darüber nach, was er getan hat, wie er so völlig im Unrecht war. Wenn wir arbeiten sollten, beschäftigt sich unser Denken stattdessen mit den Details dieses Problems, und unsere Magensäfte beginnen zu "kochen" . Wenn wir schlafen sollten, führen wir uns den unerfreulichen Vorfall erneut vor Augen, und unser Groll erhöht sich noch mehr. Die Bibel sagt uns, wir sollen hingehen, und ihm seinen Fehler sagen, aber wir sind zu feige dazu. Wir denken nach, wie wir ihm die Sache vielleicht anonym klarmachen können. Oder wir hoffen, dass etwas geschieht, was ihn für sein falsches Verhalten beschämt. Aber es geschieht nichts. Wir wissen, was wir zu tun haben, aber wir fürchten die Konfrontation von Angesicht zu Angesicht. Inzwischen schadet die ganze Sache uns schon weit mehr als ihm. Die Menschen können an unserem mürrischen Auftreten ablesen, dass uns irgend etwas ärgert. Wenn sie mit uns reden, sind wir mit dem Kopf auf der anderen Seite des Erdballs. Unsere Arbeit leidet, weil wir innerlich abgelenkt sind. Wir sind ganz einfach zu zerstreut, um irgend etwas effektiv anpacken zu können. Und immer noch sagt die Bibel: "Gehe hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein." Mit einem gewaltigen Aufwand an Willenskraft haben wir es bis jetzt vermieden, mit jemand anderem darüber zu sprechen, aber schließlich wird der Druck unerträglich. Wir brechen darunter zusammen und erzählen die Geschichte jemand anders - natürlich nur als gemeinsames Gebetsanliegen. Aber anstatt uns - wie erwartet - zu bemitleiden, sagt der andere einfach: "Warum gehst du nicht hin und redest mit ihm, weil er dir wehgetan hat?"

Das gibt uns den Rest! Wir beschließen, in den sauren Apfel zu beißen. Wir legen uns die Worte zurecht und gehorchen dann dem Wort Gottes, indem wir ihm seinen Fehler sagen. Er nimmt die Sache überraschend gutmütig auf, es tut ihm leid, dass es passiert ist, und bittet uns um Vergebung. Das Gespräch endet mit Gebet.

Wenn wir gehen, ist eine große Last von unseren Schultern genommen. Unser Magen flattert nicht mehr, und unser Stoffwechsel schaltet auf "normal" . Wir sind nur irgendwie böse auf uns selbst, weil wir nicht vernünftig genug gewesen sind, der Schrift sofort und unmittelbar zu gehorchen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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In der Christenheit darf Gottes Gebot nicht schwankend werden. Es gehört vielmehr zu ihrem heiligen Beruf, dass sie den Kampf gegen das Böse gemeinsam führe. In der Christenheit stärkt sich jeder am Widerstand der anderen gegen das Sündliche. Die Wahrhaftigkeit aller trennt alle vom Lügen und die Liebe aller macht allen ihre Eigensucht zur hässlichen Not. Gemeinschaft ist aber ein hohes Ziel, vollends dann, wenn sie im gemeinsamen Kampf gegen alles Böse wirksam wird. Die Gemeinschaft kommt in Verwirrung, wenn sie zu weit greift und das Recht eines jeden, sein Innerstes für sich zu haben, antastet. Darum verbot Jesus dem, der in der Gemeinschaft der Jünger lebt, sich mit seiner Klage sofort an die Brüder zu wenden. Freilich darf das, was recht ist, nicht verletzt und die Gemeinschaft nicht durch die Duldung von Unrecht geschwächt werden. Der Verletzte soll aber nicht zur Gemeinde gehen, sondern zum Fehlenden, der ihn geschädigt hat. So kannst du den Bruder gewinnen, sagt uns Jesus, und das hohe Ziel, das er uns damit zeigt, soll uns für einen solchen Gang mit Mut ausrüsten und mit Weisheit begaben. Da aber Jesus die Macht der Sünde kennt, verheißt er nicht, dass ein solcher Schritt sicher gelinge. Menschen werden nicht nur gewonnen, sondern auch verloren, und einen mechanisch wirkenden Schutz gegen die Versündigung gibt es nicht. Keine Höhe der Erkenntnis, kein Sakrament, auch keine werbende Liebesmacht des Bruders, der den Bruder vom bösen Handeln befreien will, trägt die Bürgschaft in sich, dass sich der Sündigende unter das ihn strafende Wort beuge. Aber auch dann lässt Jesus dem Geschädigten nicht zu, dass er schon jetzt auf die Erneuerung der Gemeinschaft verzichte. Er hat noch zwei Mittel bei der Hand, die vielleicht den Bruder gewinnen, das unparteiische Urteil anderer Brüder und das einträchtige Urteil der gesamten Bruderschaft. Erst mit diesem fällt über das Schicksal des Boshaften die Entscheidung. Hält er auch gegen die Gemeinde an seinem Unrecht fest, dann ist diese verpflichtet, das Band zwischen ihr und ihm aufzulösen. Um den Preis der Duldung des Bösen wird die Gemeinschaft nicht gewährt und Jesus spricht in Kraft seines königlichen Amtes, wenn er sagt, dass ein solches Binden das Binden im Himmel bewirke, wie auch das Lösen und Vergeben der Gemeinde die Vergebung Gottes gewährt.

Ich kann die Last der anderen, heiliger Vater, nicht auf mich nehmen, wenn nicht Dein Vergeben mein Schutz und meine Stärke ist. Sonst bin ich, wenn Unrecht geschieht, ratlos und ohnmächtig und gewinne am Unrecht des Bruders nur den Zorn, der ihn schilt und von sich stößt. Wie könnte ich nach Deinem Willen handeln, wenn ich nicht um die Weisheit bitten dürfte, die von oben kommt? Alle Hilfsmacht, die den anderen hilft, ist Dein Geschenk. Ich suche und erbitte sie von Dir. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Strafe ihn zwischen dir und ihm allein

Wo ist dein Bruder, mein Kind?“ „Ich weiß nicht, HErr; ich habe ihn schon manchen Tag nicht gesehen und auch nicht mit ihm gesprochen; übrigens wenn es auf mich ankäme, so wäre es mir gleichgültig, ob ich ihn je wiedersehe, oder nicht.“ „Hast du ihm etwas zu leid getan, dass diese Kluft sich zwischen euch gebildet hat. Du weißt doch, dass ich gesagt habe, wenn du vor meinem Altar dich erinnern würdest, dass dein Bruder eine Klage gegen dich habe, so sollest du deine Gabe dort lassen, und dich zuerst versöhnen mit deinem Bruder; dann solltest du wieder kommen und deine Gabe opfern.“ „Ja HErr, ich erinnere mich wohl daran. Aber diesmal ist das nicht der Fall; mein Bruder hat nichts gegen mich; er ist im Unrecht, nicht ich; er hat an mir gesündigt, nicht ich an ihm. Es ist daher an ihm, zu mir zu kommen, nicht an mir zu ihm zu gehen.“

„Ist es wahrscheinlich, dass Er zu dir kommen wird?“ „Ich glaube es nicht, Herr. Er gehört nicht zu deinen Jüngern; er wird schwerlich meine Schwelle überschreiten um mich um Vergebung zu bitten.“ „Dann musst du zu ihm gehen und ihn, zwischen dir und ihm allein, auf seinen Fehler aufmerksam machen, und dein möglichstes tun, ihn wieder zu gewinnen.“

„Aber dann wird er mir wahrscheinlich einen unrichtigen Beweggrund unterschieben und annehmen, ich halte mich für den schuldigen Teil.“ „Du bin deines Bruders Hüter, und du musst suchen, ihn herumzubringen von seiner Lieblosigkeit und von seinem Irrwege. Er zieht sich langsam zurück – nicht nur von dir, sondern auch von mir. Ich weiß, dass er zuerst im Fehler war; aber jetzt stehst du auch nicht recht; du musst zu ihm gehen, ihm sein Unrecht offen vorhalten, dann aber auch bereit sein, ihm die Füße zu waschen und ihn wieder zu gewinnen.“