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Predigten zu Matthäus 16,23

"Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnest nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Die menschliche Denkweise

"Jesus spricht zu Petrus: Du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist."

Wie oft müsste Jesus wohl dieses Wort auch zu uns sagen! Auch Jünger Jesu, die ihm sehr nahestehen, denken mitunter noch recht menschlich und bewegen sich mit ihren Gedanken nicht in den heiligen Linien unseres Herrn. Als Jesus von seinem bevorstehenden Leiden sprach, rief Petrus ihm zu: "Herr, schone deiner selbst; das widerfahre dir nur nicht!" Er meinte es menschlich gut, aber er dachte verkehrt. Später sah er ganz ein, wie töricht und kurzsichtig seine Gedanken waren. Das Leiden Jesu war ihm nun die Quelle ewigen Lebens geworden. Wie dankbar war er, dass Jesus unsere Sünden hinaufgetragen hat aufs Verbrecherholz (1. Petr. 2, 24)! Meist haben die Jünger nicht so ganz den Sinn des Meisters getroffen und sind mit ihren Gedanken fehlgeschossen (Lk. 9, 54-56.59-61; Mk. 9, 38.39). Der alte Mensch mischt sich gern bei unseren Gedanken mit ein, wir sind darum oft noch so parteiisch. Wir denken zuviel an unsere eigenen Interessen, haben unsere Vorurteile, unsere Vorliebe für dieses oder jenes, unsere Lieblingsgedanken, wir sind engherzig und kurzsichtig und handeln oft nach unserem Gutdünken, nach Gunst und Vorteil. Die Mutter und die Brüder Jesu dachten, sie hätten besondere Ansprüche an ihn. Auch die eigene Mutter hatte keinerlei Vorzug vor den anderen. "Der den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder, Schwester und Mutter." Die Frauen Jerusalems beweinten den Heiland, als er sein Kreuz nach Golgatha trug. Aber sie täuschten sich in dem Gedanken, dass er ein bedauernswerter Mann sei. Jesus selbst kam sich nicht beklagenswert vor. Er ging den Weg zum Heil der Menschen. Für ihn selbst war es der Weg zur Vollendung und Herrlichkeit. Wenn wir in allem unseren Gott richtig verstehen würden, so würden wir ihn auch in allen Begebenheiten anbeten. Paulus litt unsäglich unter der Verhärtung Israels gegen den Herrn Jesus. Da zeigte ihm der Herr, dass Israels trauriger Fall zum Heil der Nationen gereicht und dass sein Volk nur eine Zeitlang in seinem Irrtum verharren und sich auch noch zum Herrn bekehren wird. Darüber, dass diese furchtbaren Gerichtswege noch in Gnade enden werden, bricht sein erleuchteter Geist in anbetenden Lobpreis Gottes aus (Röm. 11, 32-36). - Wieviel Bitterkeit, Unmut, Ungeduld, Verzweiflung ist die Folge der Blindheit, welche die Gedanken unseres Herrn nicht zu erkennen vermag! Wie selig ist der Mensch, der seinen Gott verstehen lernt, alles in Gottes Licht sieht und nach Gottes Wort beurteilt! "Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert!" Die Jünger nahmen Anstoss an Jesus, als er nach Gethsemane aufbrach: "Sie ärgerten sich alle an ihm." Auch wir sind in Gefahr, uns zu stossen, wenn es so ganz gegen unsere Gedanken und Pläne geht. Selig ist, wer stets Ja sagt zu den Führungen des Herrn, zu seinen Gedanken und Wegen.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich weg von mir, Satan! Du bist mir zum Fallstrick, denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich! Weiter sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will jemand mir nachfolgen, der verleugne sich selbst, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Wer sich nicht selbst aufzugeben vermag, wird nie der Welt ewige Werte zu vermitteln haben. Alle göttlichen Wahrheiten, alle geistlichen Segnungen, die später zu einer Licht- und Heilsquelle für die Menschheit wurden, sind zunächst von jenen gefunden worden, die bereit waren, diesen Jesusweg der Selbstaufopferung zu gehen. Das, was sie ersehnten, was sie innerlich erschauten, was sich ihnen in der Zukunft erschloss, was ihnen Leben war und Ewigkeitswerte hatte, was sie kommen sahen, - das entsprach alles so wenig der herrschenden Frömmigkeit ihrer Zeit, wich so wesentlich ab von dem Überlieferten, schien so in Widerspruch zu stehen mit der prophetischen Gottesoffenbarung, dass man nach dem Gesetz nie darauf eingehen konnte. Das machte den Weg aller Gottesboten zu allen Zeiten so einsam. Das trug ihnen die Leiden des Christus ein. Das machte sie vielfach zum Opfer, an dem sich frommer Fanatismus und Gesetzeshärte austobten. So wurde ihnen Gelegenheit gegeben, das Kreuz ihres Meisters auf sich zu nehmen und mit ihm den Weg des Geopfert-werdens zu gehen. Ihre Verwerfung wurde aber Leben für andere. Ihre gekreuzigte Wahrheit erwies sich als jenes erlösende Licht, durch welches die Zukunft gesegnet wurde. Wahrheiten, die die Welt einst in den Tagen der Macht gerichtet hatte, begann man später in Zeiten der Not zu suchen. Man fand in ihnen jene Erlösung, die von dem Bann der Vergangenheit löste. Ja, man pries eines Tages jene selig, die einst die Geburtswehen dieser Wahrheiten getragen, freiwillig die Leiden derselben auf sich genommen hatten, die das Licht der Zukunft wurden. In diesen Einsamen lag das Heil und das Leben der späteren Generationen. Sie waren die Propheten der Vergangenheit gewesen, für die ihre Zeitgenossen nur ein Kreuz hatten. Ihr Licht erwies sich später aber als jener Quell, aus dem eine zusammengebrochene Welt neue Kraft und neue Perspektiven für die Zukunft empfing. Von welcher Seite daher auch immer die Versuchung an uns herantritt und mit Petrus spricht: nimmermehr darf dir das widerfahren! - lasset uns nicht den Weg nach Menschen Art, sondern den Weg Gottes erwählen. Wer mit dem Ewigen seine Brüder und die Welt segnen will, muss wissen, dass bleibende Reichsgotteswerte nur auf freiwilligen Kreuzes- und Opferwegen der Zukunft übermittelt werden können. Organisches Leben wird immer unter Schmerzen geboren. Nur das sterbende Weizenkorn bringt vielfältige Frucht.