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Predigten zu Matthäus 12,36
Es ist unser Herr, der dieses Wort gesprochen hat! Laßt uns über seine Warnung nachdenken. Er vergißt kein einziges unserer Worte, wenn wir auch viele vergessen. In den Sprüchen heißt es: «Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab» (Sprüche 10,19). Reden ist eine Gabe, aber auch eine große Verantwortung. Stummsein ist ein schweres Leid; aber das Reden als Waffe gegen jemand anderes anwenden ist eine Sünde.
Wir haben vergessen, was wir zu einem unserer Mitmenschen gesagt oder über ihn geredet haben; Gott hat es aber nicht vergessen, sondern aufgeschrieben. Was für eine Ernte wartet auf uns am Tag des Gerichts! In der Rede liegt Überzeugungskraft; von ihr kann ein Einfluß ausgehen, der Schläge versetzt, tiefe Spuren hinterläßt und lang währende Folgen hat. In dem Betroffenen bleiben die geredeten Worte wie ein moralisches Gift, das ihn traurig macht, quält und in innere Dunkelheit bringt. Aber die daran Schuldigen werden nicht ungestraft bleiben.
Wir vergessen leicht; Gott aber vergißt nichts. Was wir vergessen haben, tut weiter sein schädliches Werk. Wer dem Ruf eines Mitmenschen durch Verleumdung geschadet hat, kann selbst einen ganz guten Ruf behalten, geistliche Lieder singen und das Abendmahl nehmen. Siehst du aber die Entweihung, Oberflächlichkeit und Heuchelei, die darin liegt, so an, wie Gott sie sieht?
Was tun? Wir müssen so von der Erkenntnis unserer Schuld überwältigt werden, daß wir ein für allemal schweigen lernen und auf das hören, was Gott sagt: «Ich sage euch aber, daß die Menschen am Tag des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben.» Es gibt Dinge, die wir in Ordnung bringen können und müssen, in erster Linie bei den Menschen, denen wir geschadet, und auch bei denen, mit welchen wir geredet haben. Aber – und das ist sehr ernst –, es gibt Unrecht, das wir nicht ungeschehen machen können. «Ich will auf meine Wege achten, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund im Zaum halten ... HERR, stelle eine Wache an meinen Mund», sagte David (Psalm 39,2; 141,3). Und von dem Herrn Jesus heißt es, daß Worte der Gnade aus Seinem Mund kamen (Lukas 4,22).