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Predigten zu Markus 9,36
Jesus stieg mit Seinen Jüngern vom Berg der Verklärung herab. In Kapernaum wartete Er, bis Er allein mit ihnen war, um sie zu fragen, was sie unterwegs miteinander verhandelt hätten ... denn Seine Ohren hören alles. Er weiß, was die Jünger untereinander reden, ja sogar was sie denken. «Sie aber schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander verhandelt, wer der Größte sei» (Markus 9,34). Es war ein verlegenes Schweigen; der Gegensatz zu dem, was Jesus ihnen eben angekündigt hatte, war zu groß! Er hatte ihnen gesagt, daß Er leiden müsse, und sie hatten nur an sich selbst gedacht, wie sie sich untereinander Geltung verschaffen könnten.
Der Wunsch, der Größte zu sein, den ersten Platz einzunehmen oder angesehen zu sein, ist die Ursache vieler trauriger Zustände, die Gott keine Ehre machen. Ehrgeiziges Streben und Eifersüchteleien verbergen sich oft nur notdürftig hinter Tätigkeiten und Arbeiten, die «für Gott getan» werden, wie man sagt.
Der Herr ersparte Seinen Jüngern die Schande einer öffentlichen Aussprache über diesen Gegenstand. Er führte sie ins Haus, und dort spielte sich ein ungewöhnlicher Vorgang ab: Er zeigt ihnen ein kleines Kind und stellt es mitten unter sie. Nachdem Er es zärtlich in Seine Arme genommen hat, macht Er sich mit diesem kleinen Wesen eins… «Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf» (Markus 9,37). Was für eine Lektion ist das! Wir wollen sie uns zu Herzen nehmen. Möge der Blick des Herrn in unserem tiefsten Inneren die Wurzeln des Übels bloßlegen: Hochmut und Eitelkeit, persönlichen Ehrgeiz und das «Ich», das nie genug bekommen kann und am gefährlichsten ist, wenn es unter dem Deckmantel heiliger Dinge auftritt.
«Wenn jemand der Erste sein will, so sei er von allen der Letzte und aller Diener!» sagt unser Herr; im Matthäusevangelium fügt Er hinzu: «Wer nun sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel» (Matthäus 18,4). Wenn wir damit einverstanden sind, wie ein kleines Kind zu sein, verlieren unsere eigenen Wünsche und unser Ehrgeiz ihren Wert. Wir werden von unserem Herrn und Meister in die Arme genommen und sehen nur noch Ihn, der sanftmütig und von Herzen demütig ist.