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Predigten zu Markus 10,21
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Folge mir nach, und nimm das Kreuz auf dich."
Es steht nicht bei dir, dein eignes Kreuz zu machen, obgleich der Unglaube es darin zur höchsten Meisterschaft bringt, Kreuze zuwege zu zimmern; auch ist dir nicht gestattet, dir dein Kreuz selber auszuwählen, obgleich der Eigenwille gern Herr und Meister wäre; sondern dein Kreuz wird dir bestimmt und bereitet von der göttlichen Liebe, und du musst es dankbar aus ihrer Hand annehmen. Du musst das Kreuz auf dich nehmen als deine dir zugeteilte Würde und Bürde und darfst dich nicht mit spröden Vernunftgründen daran aufhalten. Diesen Abend heißt dich dein Herr Jesus deine Schulter unter sein sanftes Joch beugen. Schlage nicht in deinem Trotz dawider aus, noch tritt es im Mutwillen mit Füßen; lass dich nicht bis zur Verzweiflung davon niederdrücken, noch fliehe in törichter Furcht aus seinem Bereiche; sondern nimm es auf dich als ein wahrhafter Nachfolger Christi. Der Herr Jesus war ein Kreuzträger; Er zeigt den Weg auf dem Pfade der Schmerzen. Wahrlich, einen besseren Führer könntest du nicht finden! Und wenn Er ein Kreuz trägt, wie möchtest du dich nach einer edleren Last sehnen? Der Weg des Kreuzes ist der Weg der Seligkeit; fürchte dich nicht, auf seinen dornigen Pfaden zu wandeln. Liebe Seele, das Kreuz ist nicht aus Federn gemacht, noch mit Samt überzogen, es ist schwer und drückt hart auf ungehorsamen Schultern; aber es ist kein eisernes Kreuz, es ist ein hölzernes Kreuz, und ein Mensch vermag es zu ertragen, denn auch der Mann der Schmerzen hat seine Last gefühlt. Nimm dein Kreuz auf dich, und in der Kraft des Heiligen Geistes wirst du es bald so lieb gewinnen, dass du wie Moses die Schmach Christi nicht um alle Schätze Ägyptens hingeben möchtest. Bedenke, dass der Herr Jesus es getragen hat, und dann wird es dir süss schmecken; bedenke, dass ihm bald die Krone nachfolgt, so wird der Gedanke an den verheißenen Schmuck der Herrlichkeit dir die gegenwärtige Last der Trübsal mächtig erleichtern. Der Herr stehe dir bei, dass du deinen Geist in Demut unter den göttlichen Willen beugen kannst, bevor du diesen Abend einschläfst, damit, wenn du morgen mit der Sonne erwachst, du dich erheben kannst zu deinem täglichen Kreuz mit geheiligtem und demütigem Geist und als ein Jünger dem Gekreuzigten nachfolgst.
Zitate von Carl Eichhorn anzeigen
"Jesus dringt auf ganze Hingabe Jesus sprach zu dem Jüngling: Eines fehlt dir!"
Der reiche Jüngling glaubte, alle Gebote Gottes von Jugend auf gehalten zu haben. Ohne Zweifel war in ihm ein ernstes sittliches Streben. Er war nicht in den Sumpf der Gemeinheit geraten, er hatte sich nicht mit schändlichen Dingen befleckt. Jesus "liebte" ihn darum auch. Es war etwas Anziehendes an diesem jungen Mann, der den Höhenweg eingeschlagen hatte.
Der Heiland disputierte nicht mit ihm. Er fängt nicht an, seine Aussage zu widerlegen und ihm nachzuweisen, dass er eben doch die Gebote nicht erfüllt habe. Er durchschaut ihn und weiss den Punkt, da seine Seele sich noch im Widerspruch mit Gott befindet. Der Jüngling selbst weiss nicht, wie sehr er noch an sein Geld gebunden ist, und dass er es im Grunde mehr liebt als Gott. Dass ihm noch etwas fehlt, fühlt er, sonst hätte er sich überhaupt nicht fragend an Jesus gewendet. Nun wird's ihm auf einmal erschreckend klargemacht.
"Verkaufe alles, was du hast!" Hätte Jesus zu ihm gesagt: Du liebst Gott noch nicht von ganzem Herzen und aus allen Kräften, so hätte er wohl geantwortet: Ach, warum sollte ich ihn nicht lieben, meinen Gott?
Nun aber hiess es: Beweise es durch die Tat, gib alles daran um Gottes willen und gehe den Verleugnungsweg in Jesu Nachfolge! Nun war er plötzlich aus all seinen Himmeln gestürzt. Gott - oder das Geld: das war nun die entscheidende Frage.
"Eines fehlt dir!" Aber an diesem einen hing alles. Gott will allseitige, ganze Hingabe. Wenn du in einem Punkte zurückbleibst, dann fehlt eben im Grunde noch alles. "Wer an einem Gebot sündigt, übertritt das ganze Gesetz." Wer Gott an einem Punkt den Gehorsam verweigert, der ist eben noch ungehorsam. Wenn man auch nur an ein Ding sein Herz abgöttisch hängt, so ist man von Gott geschieden. Denn bei ihm heißt es:
alles oder nichts! Wenn du dich in einem Stücke noch nicht lösen kannst oder richtiger willst, so ist gerade dies eine dir besonders ans Herz gewachsen, mit allen Fasern deines Innern hängst du gerade an diesem einen.
Täuschen wir uns nicht! Wir können nach manchen Seiten hin uns dem Herrn ergeben und Ernst gemacht haben in seiner Nachfolge. Aber dann ist ein Punkt, an den wir nicht rühren wollen. Gerade da sitzt der Lebensnerv des alten Menschen. Wenn wir da nicht durchschneiden, kommt alles ins Stocken. Unfehlbar tritt Rückgang ein, und das schon erwachte geistliche Leben stirbt wieder ab.
"Nur dies eine möchte ich behalten." Gerade dies eine musst du drangeben, wenn du "vollkommen" sein willst, das soll heißen, wenn du etwas Ganzes sein willst. Etwas Halbes in geistiger Beziehung ist schließlich schlimmer als gar nichts. "Ach, dass du warm oder kalt wärest!"
"Jesus sah ihn an, und liebte ihn und sprach: Eins fehlt dir!"
Was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? so hatte der Jüngling gefragt. Es war eine gute Frage, und Jesus sah darin eine gewisse Aufrichtigkeit. Aber er sah noch mehr. Liebend und zugleich forschend sprach er: "Eines fehlt dir!" Und auf dieses Eine kam es an.
Wie oft wird man an diesen Vorgang erinnert, wenn man die Leute mit dem Auge seelenrettender Liebe ansieht. Da ist ein junges Menschenkind, dessen Herz nicht unberührt geblieben ist von der Gnade. Es möchte das ewige Leben erlangen. Man muss es lieb haben, und doch spürt man mit Schmerz: Eines fehlt ihm! Was ist denn dieses Eine?
Es ist die völlige Hingabe des Herzens an Jesus m. Wenn dieses Eine fehlt, fehlt alles. Es geht wie bei einer Verlobung: entweder man gibt alles, oder nichts. - Wie steht es um mich? Ist irgend etwas, was ich ihm vorenthalte? Ein Götze, an dem mein Herz hängt? Eine Sünde, von der ich nicht lasse? Der Herr ist treu. Er nennt den wunden Punkt. Eines fehlt dir! spricht er. O Seele, gehe nicht traurig von ihm hinweg! Zerreiss das letzte Band und folge ihm nach! Wer ihm alles gibt, empfängt auch alles.
Herr, gib Dich mir, gib wahren, tiefen Frieden, Gib sichre Ruh'! Du bist das Unentbehrlichste, hienieden, Nur Du, nur Du!
Vor diesem Vorgang, einem der wunderbarsten im Evangelium, kann man nur stillstehen und schweigen. Der Blick des Retters der Welt ruhte auf einem jungen Menschen, und Seine unergründliche, unendliche Liebe war bereit, ihm die Kraft zu schenken, um Ihm nachfolgen und dienen zu können. Bis dahin hatte der reiche Jüngling Gott mit eigenen Bemühungen aufrichtig gedient, aber jetzt umgab ihn der Blick des Herrn mit Seiner Liebe und wollte durch das Eis seines Eigenlebens hindurch in sein Herz dringen. Der Herr sprach nur einen Satz: «Eines fehlt dir! Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, nimm das Kreuz auf dich und folge mir nach!» Daraufhin wurde die Seele dieses jungen Menschen von Traurigkeit überwältigt.
Wie schwierig ist es für die, welche Reichtümer besitzen, ins Reich Gottes zu kommen! Dabei handelt es sich nicht nur um äußere Reichtümer, sondern um die Reichtümer unserer Natur, um unseren Eifer oder unsere Klugheit, falls wir mehr an ihnen hängen als an unserem Erlöser. Aber Jesus stellt uns absichtlich vor etwas, was uns unmöglich ist, weil Er uns zeigen möchte, daß das, was bei Menschen unmöglich ist, bei Gott möglich ist.
Wird es uns schwer, etwas aufzugeben, was uns wertvoll erscheint? «Da blickte ihn Jesus an und gewann ihn lieb.» Von diesem Blick wollen wir uns doch erfassen lassen und dann ... überwunden nachgeben! Seine Liebe erwartet von uns Kindern Gottes, daß wir Ihm unser Alles geben – unsere Lebensweise, unsere Pläne und unseren Willen. Der Blick des Herrn Jesus schenkt uns, was uns fehlt, was wir sein sollten und tun müßten. Er bringt ans Licht, was Ihm in unserem Leben nicht gefällt und Seinem Dienst nichts nützt. Und alles, was Er von uns erwartet, das vollbringt Er für uns.
Sein liebender Blick ruht jetzt auf uns. Was wollen wir tun? Ganz betrübt weggehen wie dieser Jüngling? Uns anklammern an das, was wir für Reichtum halten, oder uns Seiner Liebe ausliefern, um dann von allem zu genießen, was Er uns an Freuden und Früchten in Seinem Dienst zugedacht hat?