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Predigten zu Lukas 23,9
Und er fragte ihn mancherlei; er antwortete ihm aber nichts.
Unser Heiland steht vor dem Vierfürsten Herodes. Dieser hatte schon viel von ihm gehört, hatte doch der Herr sehr viel gewirkt in seinem Regierungsbezirk Galiläa. Dieser ehebrecherische Mann hatte zu einer gewissen Zeit Angst vor Jesu, indem er meinte, der Herr sei er auferstandene Johannes der Täufer (Mark. 6,14). Er muss auch durch das, was er von Jesu gehört hatte, Gewissensregungen gehabt haben, denn er hatte nach Luk. 13,31 Mordgedanken gegen den Herrn, die nur aus bösem Gewissen kommen konnten. Insofern könnte man sich wundern, zu lesen: Herodes ward sehr froh, da er Jesum sah, denn er hätte ihn längst gerne gesehen. Es ist aber nicht zu verwundern: solche leichtfertigen Leute vergessen Gewissensbewegungen bald wieder, und jetzt brauchte er ohnedies keine Angst vor dem Herrn zu haben, da er ihm als Gefangener vorgeführt wurde, so dass er in seiner Hand war. Der Heiland kannte diesen leichtfertigen Mann, den er selber in Luk. 13,32 Fuchs genannt hatte. Er wusste, dass Herodes jedes tiefere Verständnis von seiner Person und seinem Wirken abging, da er, als Mörder des Johannes, keine Wahrheit suchte. Dagegen hätte, er doch gerne ein Zeichen vom Herrn gesehen, aus Neugierde, zu seiner Unterhaltung. Soweit haben leichtfertige Menschen am Ende Interesse für sogenannte religiöse Persönlichkeiten, als Letztere sich zum „Zeitvertreib“ herbeilassen. Dazu gab sich der Heiland nicht her. Er erscheint diesem Fürsten gegenüber in seiner ganzen Würde: er fürchtet ihn nicht, buhlt nicht um seine Gunst und sein Mitleiden, und würdigt ihn keiner Antwort. Wie vor Pilatus, so steht er auch vor Herodes als König. Das war kein Trotz, kein Hochmut, keine Angst und Verlegenheit, sondern der Ausdruck seiner heiligen Persönlichkeit einem gottlosen Menschen gegenüber. Herodes bekam also keine Spur von Befriedigung seiner Neugierde, und dieses beredte Schweigen des Heilandes verstand er nicht; deshalb entließ er den Herrn mit Spott und Verachtung. Das ertrug der Heiland gerne. Wir müssen es uns gefallen lassen, wenn uns die Gottlosen verachten; wir müssen darauf verzichten, bei ihnen etwas zu gelten. Lernen wir Schweigen vom Herrn, wo es am Platz ist, und freimütiges Zeugen, wo des Herrn Ehre es erfordert.
Dir sei Dank! Herr Jesu, dass Du willig den Spott und die Verachtung für mich ertragen hast. Hilf mir, Dir nachzufolgen auch durch die Schmach. Amen