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Predigten zu Lukas 23,42

"Und er sprach zu Jesu: Gedenke meiner, [Herr] wenn du in deinem Reiche kommst!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke meiner, wenn du zu deiner Königswürde kommst!"

Der gekreuzigte Schächer war der letzte Gefährte unseres Herrn auf Erden. Welch eine erbärmliche Gesellschaft wählte unser Herr, als er hienieden weilte. Er verband sich nicht mit den religiösen Pharisäern oder den philosophischen Sadducäern, sondern war als Freund der "Zöllner und Sünder" bekannt. Wie freue ich mich darüber! Ich nehme an, dass er sich dann auch nicht weigern wird, mich Freund zu nennen. Als mich der Herr Jesus zu seinem Freund machte, traf er sicherlich keine Wahl, die sein Ansehen hob. Glaubst du, dass er irgendwelche Ehre gewann, als er dich zu seinem Freund machte? Nein, wenn der Herr Jesus nicht so tief hinabgestiegen wäre, würde er nicht zu mir gekommen sein. Und wenn er nicht die Unwürdigsten suchte, wäre er sicher nicht zu dir gekommen.

Der letzte Gefährte unseres Herrn war kein gewöhnlicher Sünder. Er wird als Mörder bezeichnet und wurde von einem römischen Gericht verhaftet und verurteilt. In diesem Fall urteilte es gerecht, denn er selbst erkennt dies an. Ein überführter Missetäter war der letzte, mit dem der Herr Jesus auf dieser Erde verkehrte. Wie beugt er sich zu den Niedrigsten dieser Menschheit herab!

Wenn diese Zeilen jemand liest, der von dem Gesetz überführt worden ist, so möchte ich ihn auffordern, Vergebung und Herzensänderung durch unseren Herrn Jesus Christus zu finden. Du darfst zu ihm kommen, wer du auch bist. Dieser Schächer ist ein Beispiel von einem, der bis zum äußersten der Schuld gegangen war, aber keine Entschuldigung für seine Sünde suchte, sondern an den Herrn Jesus glaubte und auf der Stelle errettet wurde. Keiner von euch ist von der unendlichen Barmherzigkeit Christi ausgeschlossen. Deine Schuld mag noch so groß sein, wenn du an Christus glaubst, wird er dich erretten.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das Gnadenwunder am Schächer (II)

"Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!"

Wunderbar wie die Umkehr ist auch der Glaube des Schächers. Er glaubt, dass der Jesus, der jetzt am Verbrecherpfahl stirbt, in seiner Reichsherrlichkeit oder als König wiederkommt. "Dann", so bittet er, "denke an mich und lass mich teilnehmen an der Auferstehung der Gerechten!" - "Jesus, der Juden König", hatte Pilatus zum Spott über das Kreuz Jesu gesetzt. Diese Botschaft half dem Schächer auf die rechte Spur. - Den Seelen, die Gott retten will, muss alles dienen, selbst der Spott. Darum bleibt der Glaube des Schächers doch ein großes Wunder. Er sieht an Jesu nichts als Hilflosigkeit, ja einen zum Tod verurteilten Verbrecher und glaubt, dass er dennoch der verheißene König seines Volkes ist und dass er aus dem Tode wiederkehren wird. Mit diesem Glauben stand er weit über den Aposteln, die alle in dieser Stunde an Jesu Messiaswürde irre geworden waren. Der vorher so tief gesunkene Mensch war in seinem Glauben so fest, dass ihn das Urteil der geistlichen Führer seines Volkes, der Hohenpriester und Schriftgelehrten, nicht kümmerte. - Der wahre Glaube richtet sich nicht nach dem Urteil anderer, auch nicht der Gelehrten und Theologen. Er folgt bloss dem Zug der Wahrheit (Joh. 4, 42). So war es bei dem Blindgeborenen. Dieser zuvor ganz unwissende Mensch ließ sich durch die Einwände der Gelehrten nicht ins Wanken bringen (Joh. 9, 30 - 34). Einen solchen Glauben müssen wir haben in diesen Zeiten des Abfalls. Die Bitte des Schächers lautet bescheiden: "Gedenke mein!" Ein Gedenken seitens des Herrn, ein Blick seines Erbarmens ist ihm genug. Solche demütigen Seelen empfangen mehr, als sie erwarten.

- "Heute!" So antwortet der Heiland. Also nicht erst in ferner Zukunft, sondern jetzt will er sich seiner annehmen. Der Heiland kennt überhaupt keinen Aufschub. Er rettet jetzt. Wenn nur der Mensch so zubereitet ist, dass er das Heil empfangen kann. - "Mit mir!" Jesus macht also mit dem tiefgefallenen Sünder gemeinsame Sache. Er schämt sich seiner nicht. Im Gegenteil! Er betrachtet ihn als seine erste kostbare Siegesbeute. Er teilt ja überhaupt alles, was er hat, mit uns: seine Gerechtigkeit, seinen Frieden, seinen Thron. - "Im Paradies sollst du mit mir sein!" Vom Fluchholz ins Paradies! Ein ungeheurer Schritt! Und doch nicht zu groß für die Gnade! Der Verbrecher am Galgen bekommt seinen Platz neben dem sündlosen Gottessohn. Eine solche Versetzung geschieht nicht allmählich, sondern mit einem Schlag, sobald der Mensch glaubt. Alsdann ist er gerecht und rein. Er wird es nicht nach und nach. Sobald der Sünder im Glauben die Gnade ergreift, ist er ein Gotteskind.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Herr, gedenke au mich, wenn Du in Dein Reich kommst! Heute wirst du mit mir im Paradies sein."

Wie schnell und seliglich hat der Schächer den Weg von der Verdammnis zur Seligkeit, vom Erdenelend zum Paradies gefunden! In der kurzen Erzählung, die wir von ihm haben, finden sich aber die drei charakteristischen Züge, die bei jeder Bekehrung zu Tage treten. 1. Er erkennt seine Sünde und die Gerechtigkeit der Strafe an. 2. Er glaubt an den Gekreuzigten zu seiner Seite, nennt ihn Herr, spricht von seinem Reich und vertraut seiner Huld. 3. Er bittet um persönliche Zuneigung solcher Gnade. Und o, wie freundlich hat ihn der Heiland angenommen: Heute sollst du mit mir im Paradies sein!

Man spricht manchmal von "Schächersgnade" und denkt dabei meist an die Rettung eines sterbenden Sünders. Ach, gottlob, es ist Erbarmung da bis zuletzt; aber es ist äußerst gefährlich, die Buße auf das Totenbett aufzuheben. Das Sterbebett, von dem wir heute sprechen, war - ein Kreuz. Bei dem Wort Schächersgnade denkt man wohl auch an die Rettung eines tief gefallenen Menschen. In diesem Sinne sprach man einst in der Gegenwart eines heiligen Gottesmannes. Da blickte er auf, und mit einer Betonung, die sofort seinen innersten Gedanken verriet, sagte er: Gibt es denn eine andre?

Schächersgnade auch für Überwinder, Schächersgnade ganz allein! Hört es, o ihr sel'gen Gotteskinder: Andre Gnade kann's nicht sein.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wer möchte nicht eine Spur seines Lebens hinterlassen? Es wäre uns doch sehr schmerzlich, wenn wir uns sagen müssten, dass wir schon ein paar Tage nach unserem Tode vergessen wären. Wir möchten gern, dass man unser gedenkt. Was haben Menschen für gewaltige Anstrengungen gemacht, um im Gedenken der Nachwelt unvergessen zu sein! Die babylonischen Könige haben ihre Taten auf die Mauern ihrer Paläste geschrieben. Die römischen Kaiser haben sich steinerne Triumphpforten gebaut.

Und doch – es gilt von allem Menschlichen: „Der Mensch ist in seinem Leben wie eine Blume auf dem Felde. Wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da und" – das ist erschütternd wahr – „ihre Stätte kennet sie nicht mehr." Es ist darum so sinnlos, sich um ein Gedenken bei den Menschen zu bemühen. Eines Tages hat der Wind endgültig unsere Spur verweht.

Es gibt etwas Besseres als das mehr oder weniger freundliche Gedenken der Menschen. Das ist das Gedenken unseres Heilandes. Darauf kommt es an, dass Er unser gedenkt. „Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst", sprach der Schächer am Kreuz, „Herr, gedenke an mich!" Das ist eine sinnvolle Bitte. Es wird einmal sehr gleichgültig sein, ob unser Name irgendwo in den Büchern dieser Welt steht. Aber daran wird uns einmal sehr viel liegen, ob unser Name in dem Buche des Lebens verzeichnet steht. Darauf sollte unser Sinnen und Trachten gerichtet sein, dass der Herr uns kennt, dass Er unser gedenkt, – heute, morgen, in der Stunde unseres Todes und in alle Ewigkeit. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Golgatha! Wunderbare Dinge geschehen dort: Der Verirrte findet den richtigen Weg. Ja, ein Verirrter war er, der Mann dort neben Jesus am Kreuz. Er hatte den rechten Weg und jeden Halt verloren. Dunkle Leidenschaften hatten ihn mitgerissen, falsche Freunde hatten ihn verführt – so war das Schiff seines Lebens steuerlos dahingetrieben.

Nun kam der Schlussstrich – ein Leben versinkt in ewiger Finsternis! Aber nein – da geschieht die Wendung, die Rettung! Neben dem Verirrten, dessen Fuß nie einen geraden Weg fand, hängt ein anderer. Der hat ein paar Stunden vorher gesagt: „Ich bin der Weg… niemand kommt zum Vater denn durch mich!" Der Schächer hat es nicht gehört. Aber es ist, als habe er es gehört. Er erkennt es, glaubt es, fasst es und – geht den einzigen Weg, der zum Vater führt. Keinem unter all denen, die unter dem Kreuz stehen, sind so hell die Augen aufgetan. Keiner sieht so klar den guten Weg zum Vater wie – der Verirrte. Wie ist das möglich?

Ach, die anderen haben alle noch genug an ihren eigenen Wegen; sie sind noch zu zufrieden und sicher auf ihren selbstgewählten Pfaden. Wie sollten sie begreifen, dass ihre Wege verloren sind! Aber der, welcher keinen Weg mehr sieht, dessen Pfad in Nacht versinken will, der sieht: Es gibt nur einen rechten Weg. Und das ist der Weg, den Gott in Jesus gegeben hat. Möchten wir ihn sehen und gehen! Amen.