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Predigten zu Lukas 1,46

"Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,"

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wie kann denn ein Menschenherz den Herrn erheben? Es ist ja ein gefangener Adler, gefesselt in Sünde und Schuld, gebunden in den Niedrigkeiten dieser Welt. Wie sollte unsere Seele den Herrn erheben können!

Nein, damit fängt es nicht an: „Meine Seele erhebet den Herrn!" Mit etwas ganz anderem fängt es an. Nämlich damit: „Der Herr erhebt meine Seele aus dem Staube." Oder wie Maria sagt: „Er hat meine Niedrigkeit angesehen." Das ist Jesu Werk: Er beugt sich herab zu denen, die verloren sind, und hebt sie auf. Die Bibel ist voll von Zeugnissen von diesem gnädigen Tun Gottes. „Wer ist so hoch, wie der Herr, unser Gott, der den Geringen aufrichtet aus dem Staube." So ging es Simon Petrus und Matthäus. Das erlebten Zachäus und der Schächer am Kreuz. Das erfuhren die große Sünderin und der Gichtbrüchige. Und wir dürfen es auch erfahren und erleben, dass der Herr Jesus uns aus Schuld, Sünde und Niedrigkeit erhebt und uns zu Kindern Gottes macht.

Wer nun dieses Wunder der Gnade in Jesus Christus glaubt, erkennt und erfahren hat, der bezeugt nicht nur: „Der Herr erhebt meine Seele“, sondern er frohlockt nun auch: „Meine Seele erhebt den Herrn."

Der Herr helfe uns zu solch seliger Erfahrung, dass wir einstimmen dürfen mit allen Heiligen in den Lobgesang der Maria. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das ist eine herrliche Beschäftigung der Seele, den Herrn erheben! Unsere Seele ist so erfüllt von nichtigen Dingen. Wie können uns die Alltäglichkeiten der Welt doch gefangen nehmen! Und wenn es nur das wäre! So oft ist unsere Seele erfüllt mit Zorn und Streit oder mit dunklen und schmutzigen Dingen, die aus dem Reich der Finsternis stammen.

Wie herrlich ist es da, wenn der Herr selbst sich unserer Seele annimmt, dass wir preisen können: „Meine Seele erhebet den Herrn." Da reihen wir uns schon hier im Erdenland ein in die Chöre der himmlischen Heerscharen und der vollendeten Gemeinde. Da singt unser Geist mit das ewige Loblied, das dem zu Ehren erklingt, dessen Gnadenreich ewig währt.

Unsere Seele aber kann den Herrn nicht erheben, wenn sie nicht stille wird vor dem, „den aller Weltkreis nie beschloss", vor Jesus. Darum sagt Maria: „Mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes." Unser Geist wird nur fröhlich, wenn er hinabsteigt in die Tiefen des Erbarmens unseres Gottes, das in Jesus erschienen ist. „Mit Maria will ich sinnen / ganz verschwiegen und tief innen / über dem Geheimnis zart: / Gott im Fleisch geoffenbart."

Die Menschwerdung Gottes in Jesus ist eine wundersame Sache, welche die unerleuchtete Vernunft nie fassen kann. Darum wird sie den Klugen dieser Welt immer ein Ärgernis sein. Aber die zerschlagenen Gewissen, die zerbrochenen Herzen und die Seelen, die nach dem lebendigen Gott verlangen, werden hier fröhlich, weil Gottes Erbarmen wie ein Licht in ihrer Finsternis aufging. Amen.