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Predigten zu Lukas 12,35

"Es seien eure Lenden umgürtet und die Lampen brennend;"

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen!"

Diese Worte bezeichnen in ihrer Bildersprache dasselbe, was der Herr gleich darauf hinzufügt: "Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn Er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf dass, wenn Er kommt und anklopft, sie ihm alsbald auftun." Der Herr will sagen: Seid zu jeder Zeit bereit für Meine Ankunft, lasst Mich und Meinen Dienst euer beständiges Ziel sein; hütet euch, dass eure Herzen in nichts anderes verstrickt, von der Welt oder dem Fleisch verblendet und beherrscht und also untüchtig werden, Mir recht zu dienen und Mich mit Freuden zu empfangen! Ich bin nicht mehr sichtbar unter euch, bis Ich Meine Braut gewonnen habe (d. h. die Gemeinde oder die Vollzahl des Menschengeschlechtes, die gewonnen werden soll); aber dann werde Ich wiederkommen in großer Herrlichkeit, Tote und Lebendige zu richten. Wacht, auf dass ihr beständig bereit seid!

Um aber für jeden Tag bereit zu sein, ist vor allem zweierlei erforderlich. Wir müssen beständig in das hochzeitliche Kleid gekleidet sein, d. h. im Glauben leben und täglich angetan sein mit der Gerechtigkeit Christi. Wir dürfen also dem Sündengefühl, das uns zu Christus treibt, nicht abgestorben sein, sondern müssen immer eine solche Not über unsere Sünden haben, dass wir nicht ohne Ihn und das Wort von Ihm leben können. Das ist die Hauptsache, um dem Richter mit Freuden begegnen zu können; denn "wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben". Wer von Seinem Fleisch und Blut, d.h. von Seiner Versöhnung lebt, der hat die ganz bestimmte Versicherung des ewigen Lebens. Das ist die erste Bedingung, um selig sterben und vor dem Richterstuhl Christi stehen zu können.

Auf dass wir aber auch einen "reichlichen", einen freien und friedevollen "Eingang zu dem ewigen Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus" haben und nicht nur so "wie durchs Feuer" hineinkommen, ist es ferner notwendig zu beachten, dass wir in einem gesunden Geist der Liebe leben, mit Lust und Freude Ihm dienen und nach dem trachten, was droben ist, auf dass unsere Herzen nicht mit den Sorgen dieses Lebens, mit Geiz und anderen herrschenden Sünden oder mit Hass und Unversöhnlichkeit gegen irgendeinen Menschen beschwert sind, wodurch der vertrauliche Zutritt zu Gott verhindert wird. Dass alle solche Hindernisse weggeräumt werden und der Dienst der Liebe geübt wird, das ist es, was zunächst mit den Worten gemeint wird: "Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen."

Der Herr Jesus wollte uns hiermit ermahnen, das fleischliche, sichere und eitle Leben nicht wieder überhandnehmen zu lassen. Wir sehen das noch deutlicher in Vers 45 u. 46: "So aber der Knecht in seinem Herzen sagen wird: Mein Herr verzieht zu kommen - und fängt an, Knechte und Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen, so wird desselben Knechtes Herr kommen an dem Tage, da er sich's nicht versieht." Dieser Knecht bezeichnet einen nicht nur unachtsamen, sondern ganz abgefallenen Christen, was wir daraus erkennen, dass das ganze Urteil des ewigen Zorns ihn traf, indem der Herr spricht: "Er wird ihn entzweihauen und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen." Wir aber dürfen nie vergessen, dass es zu diesem erschrecklichen Ende nur kommen kann, wenn ein Christ anfängt, so unachtsam und so sicher zu sein, dass er sich weder vor den Gefahren fürchtet noch sich warnen lässt. Gerade eine solche Sicherheit führt zu einem ganzen Abfall, zu geistlichem Tod und ewiger Verdammnis. Darum ist es ganz sicher, dass wir, wenn wir errettet werden wollen, unbedingt Christi Warnung zu Herzen nehmen müssen. Wenn wir angefangen haben, weltlich, eitel und sicher zu werden, müssen wir von diesem Sicherheitslager aufstehen und alle Barmherzigkeit und Gnade Gottes suchen, um wieder zu dem ersten, gottesfürchtigen und wachsamen Geist zurückzukommen, in dem wir anfangs lebten, als Gott uns bekehrte.

Wir werden in der ganzen Heiligen Schrift - von ihrer ersten bis zur letzten Seite - keine einzige Stelle finden, die einem sicheren Menschen die Hoffnung gibt, dass es ihm wohlergehen werde. Es steht darin kein einziges Wort, welches sagt: Gott ist so gnädig und treu, dass, wenn du dich vor der Sünde und dem Teufel auch nicht fürchtest und darum sorglos bist, der Herr dir doch durch Seine Gnade helfen wird. Bedenke! Ein solches Versprechen findet sich nirgends in der Schrift. Es gibt da wunderbar gnädige Verheißungen für die Sünder, auch bei den schwersten Versuchungen und Sünden, beachte aber - stets nur für den Fall, dass der Sünder sich züchtigen lässt und zur Buße und zum Gebet kommt; dann wird allem abgeholfen - sonst aber nicht. Die Heere des Seelenfeindes werden die Sicheren bestimmt verderben. In diesem Feindesland wird der Mensch entweder im Kampf und in der Furcht sein und dann nur durch die Macht der Stärke Gottes errettet werden, oder er wird sicher und unbekümmert bleiben und dann umkommen. So geht es immer in einem wirklichen Krieg zu. So ergeht es auch dem, der sich gegen einen reißenden Strom vorwärtskämpfen muss, um nicht in die jähe Tiefe hinabgezogen zu werden. Wenn er sich in seinem Boot schlafen legt, wird er bald in der Tiefe umkommen. - Wir tragen in unserer Natur ein Verderben, das uns unausgesetzt vom Wege zur Seligkeit abzieht; dazu kommt noch die unverdrossene Arbeit der Welt und des Teufels mit demselben Ziel. Deshalb müssen wir beständig die Ermahnung des Herrn zu Herzen nehmen: "Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen!"

Lasst uns, solang' wir in der Zeit, Umgürten unsre Lenden

Und so den Lauf zur Ewigkeit In Christo selig enden!


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

«Eure Lenden sollen umgürtet sein.» Für die Israeliten war es nicht genügend, daß das Blut des Lammes an ihren Haustüren war, auch nicht, daß sie dem Wort des HERRN geglaubt hatten; sie mußten bereit sein zum Aufbruch und ihre Lenden umgürtet haben (2. Mose 12,11). Dasselbe gilt für uns: Wenn wir der Wolken- und Feuersäule folgen wollen, wohin sie uns führt, brauchen wir die Gesinnung und Ausrüstung eines Fremdlings, eines Reisenden, eines Streiters des Herrn.

Wenn wir gerettet sind, gewöhnen wir uns so rasch an die Vorrechte, die das Heil uns gibt. Wir bleiben sozusagen «zu Hause», hinter der Haustür mit dem schützenden Blut. Aber das Wort Gottes lehrt uns etwas anderes: Wir sollen ausziehen, weggehen, vorwärtskommen, reisen! Der Herr möge bei uns alles aufdecken, was uns träge und untätig macht, und uns von dem allen befreien! Unsere Lenden sollen umgürtet sein, denn wir wollen doch zu denen gehören, die mit Gott wandeln, die vorwärtsgehen, aus jeder Erfahrung etwas lernen und sich durch nichts in ihrem Siegeslauf aufhalten lassen.

«Eure Lichter sollen brennen.» Bei diesem Ausdruck müssen wir an die ernste biblische Wahrheit von der immer tiefer werdenden Finsternis in dieser Weltzeit denken. «Unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit...» (Epheser 6,12). Zuweilen scheint es fast, als ob man diese Finsternis «greifen» könnte (2. Mose 10,21). Unsere Lichter brennen lassen bedeutet, dauernd ein wirksames, positives Zeugnis ablegen und mitten in der Finsternis aktiv sein. Wie viele Lampen erlöschen in unseren Tagen! Sie werden von der herrschenden Finsternis erstickt. Wie viee Lampen sind unbrauchbar, weil es ihnen an Öl mangelt!

Oh, daß doch unsere Lichter brennten und im Gegensatz stünden zu der uns umgebenden Nacht! Mutiges Fortschreiten, Zeugendienst und Hingabe sollten uns kennzeichnen. Die Nacht wird noch dunkler werden, doch wollen wir uns davor nicht fürchten. Laßt uns nur unsere Lichter brennend erhalten und den Menschen gleichen, die auf die Wiederkunft ihres Herrn warten!


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen, und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten.

Der Herr ermahnt in diesen Worten zu einer völligen Bereitschaft für seine Zukunft. Wenn wir es mit uns selber und mit den Worten des Herrn genau nehmen, so merken wir, wie viel zu dieser Bereitschaft gehört. Wir sollen so stehen, dass wir jeden Augenblick bereit sind, ihm begegnen, und mit Freuden in sein Angesicht schauen zu können; wie könnten wir sonst auf ihn warten? Ein unfertiger Mensch kann nicht warten. Umgürtete Lenden haben heißt: marschfertig sein, so dass, wenn die Posaune Gottes erschallt, 1. Thess. 4,16, von Verlegenheit, Schrecken und Furcht keine Rede ist, sondern nur von Freude, dem Bräutigam zu begegnen. Das setzt voraus, dass man mit vollem innerem Frieden dasteht; dass im Gewissen keinerlei unabgemachte Sachen sich finden; dass man in keiner Weise mehr an Sünde, Welt und Eitelkeit gebunden ist, also in keiner bewussten Gebundenheit mehr lebt; dass die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi lebendig ist in der Seele, und den beherrschenden Gedanken bildet. Zu diesem allem gehört viel Gnade, und auch von Seiten des Menschen viel Treue. Lasset uns über diese heiligen Dinge nicht nur reden, sondern in Wahrheit innerlich darauf eingehen, damit wir umgürtet, innerlich täglich in Christo zusammengefasst, auf ihn hin gerichtet erfunden werden. – Lasset eure Lichter brennen. Der Herr weist in verschiedenen Stellen darauf hin, dass er als Bräutigam für die Seinen in dunkler Zeit kommen werde. In Matth. 25,6 ist von der Mitternacht die Rede. In. Luk. 18,8 fragt er: doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, dass er auch werde Glauben finden auf Erden? Darauf deutet auch das Brennen der Lichter hin, das der Herr verlangt. Seine Auserwählten sollen allezeit wachen in der sie umgebenden Finsternis, damit durch das helle Licht des Geistes und Wortes Gottes ihr Auge nach dem Herrn ausschaue; dass sie in keiner Weise unter den Einfluss der Finsternis kommen, sondern als Kinder des Lichtes dastehen, die sich nicht in alles Mögliche hinein ziehen lassen, von der sie umgebenden Welt. So sollen und können wir auf den Herrn warten, ihm zu begegnen. Wer auf ihn wartet, wartet nicht mehr auf Dinge, die Ballast sind, wenn Er kommt.

O Herr! Hier stehe ich. Umgürte Du mich völlig mit Deiner Wahrheit. Richte mich ganz auf Dich hin. Erleuchte mich ganz mit dem Licht Deines heiligen Geistes, dass ich so zubereitet werde, Dir zu begegnen mit Freuden. Amen