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Predigten zu Lukas 11,9
"Und ich sage euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden."
Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Eine köstliche Zusicherung
"Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan!"
In diesen drei Sätzen findet eine Steigerung statt. Hat man etwas Wertvolles, Unentbehrliches verloren, so sucht man es mit großer Dringlichkeit und Aufmerksamkeit. Die Spannung löst sich erst, wenn man den vermissten Gegenstand gefunden hat. Beim Anklopfen steht man vor einer verschlossenen Tür, man möchte nicht nur, man muss hinein. Man klopft und horcht nach einer Antwort. Man hält das Ohr hin, ob sich etwas rührt und regt. Man geht nicht von der Stelle, bis sich die Pforte öffnet. Wer Gott bittet, braucht nicht bei Menschen betteln zu gehen. Zu Jeremia spricht Gott: "Ehe du solltest zu ihnen fallen, d.h. bittend dich an sie wenden, müssen sie eher zu dir fallen." So hat es sich in Jeremias Leben buchstäblich erfüllt. Wer nicht bittet, der hat auch nichts. Wer es im geistlichen Leben zu etwas bringen will, muss sich auf das Gebet verlegen. Gebetsfaulheit führt zu geistlicher Verarmung. Wir wollen darum fleißig bitten, doch nicht unbescheiden fordern und Gott seine Gabe abtrotzen. Wir wollen anklopfen, nicht aber die Tür aufbrechen, sondern in Demut harren, bis Gott Einlass gibt. Er gibt, wenn auch nicht immer gleich, auch nicht immer gerade das, was wir bitten. Wenn Gott stets sofort unsere Gebetswünsche erfüllte, wäre dies für uns ebenso nachteilig, wie es für Kinder ist, denen alle Wünsche erfüllt werden. Wartezeiten beim Gebet sollen uns in Selbstprüfung und Selbstgericht führen. Der Glaube muss auf Geduldsproben gestellt werden. Ein Glaube, der alles gleich handgreiflich vor Augen sehen will, ist noch ein sehr mangelhafter Glaube. Ein Glaube, der nicht erlahmt, den kann Gott nicht zuschanden werden lassen.Wir dürfen bestimmt auf Erfüllung einer Bitte rechnen, wenn sie sich auf eine klare Verheißung gründen kann. Solche festen und untrüglichen Verheißungen liegen überall da vor, wo es sich um unser ewiges Heil handelt. Wenn wir um Vergebung unserer Sünden bitten und dabei auf dem Opfer Jesu fußen, kann Gott uns diese Bitte nicht verweigern. Denn von diesem Jesus zeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen. Ebenso kann Gott deine Bitte dir nicht versagen, wenn du um Kraft zur Überwindung des Bösen bittest. Denn Jesus ist uns von Gott nicht nur zur Gerechtigkeit, sondern auch zur Heiligung gemacht. Gott will, dass du überwindest; folglich gibt er dir auch die nötige Kraft. Nur erwarte keinen Vorrat von Geduld, von Tragkraft, von Liebe! Was du bedarfst für die Aufgaben, Schwierigkeiten und Versuchungen jeder Stunde und jedes Tages, das erhältst du. Gott will, dass wir täglich ihn aufs neue suchen, und wie der Tag, so wird deine Kraft sein. Es klingt wie ein Befehl, wenn Jesus uns zuruft: "Bittet, suchet, klopfet an!", aber es ist in Wahrheit ein überaus köstliches Vorrecht, das er uns einräumt.